Heißere Sommer: Kreis Ludwigsburg stellt Hitzeaktionsplan vor

Hitze, Trockenheit und Tropennächte

Warum Ludwigsburg als erster Kreis in BW einen Hitzeaktionsplan hat

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Im Kreis Ludwigsburg rüstet man sich für zunehmende Wetterextreme. Dabei soll ein Hitzeaktionsplan helfen. Die Maßnahmen reichen von einer "Cool Map" bis zu Hitzewarnstufen.

Landrat Dietmar Allgaier (CDU) hat am Donnerstag den Hitzeaktionsplan für den Kreis Ludwigsburg vorgestellt. Der Aktionsplan soll dem Kreis dabei helfen, mit den immer heißer werdenden Sommern zurechtzukommen. Denn Gesundheit brauche Klimaschutz und Klimaanpassung, so der Landrat.

Laut Landratsamt handelt es sich um den ersten Hitzeaktionsplan eines Landkreises in Baden-Württemberg. "Unsere Sommer werden immer heißer", sagte Allgaier bei der Vorstellung. "Auch dieses Jahr jagt ein Hitzerekord den anderen. Der Klimawandel ist spürbar und sichtbar." Der Kreis Ludwigsburg sei der zweitgrößte in Baden-Württemberg. "Dazu ein sehr verdichteter Kreis mit enger Bebauung und hohem Versiegelungsgrad." Daher wolle man Beispielhaft den ersten Hitzeaktionsplan eines Kreises umsetzen.

Die Stadt Ludwigsburg hatte bereits vor drei Jahren eine Analyse vorgestellt, die zeigt, wie heiß es in der Innenstadt 2035 sein wird:

Ludwigsburg

Temperaturen wie in Rom erwartet Klimawandel: So heiß wird es im Jahr 2035 in Ludwigsburg

Starkregen und extreme Hitze - beides wird zunehmen. Was in Ludwigsburg besonders problematisch wird, zeigen Klimaanalysekarten für das Jahr 2035. Diese sind so detailliert wie noch nie.

Maßnahmen: Cool Map und Trinkwasserstellen

Ein zentraler Baustein sei die sogenannte Cool Map. In dieser interaktiven Karte des Landkreises können Orte eingetragen werden, die zur Abkühlung dienen: von Freibädern über Bäche und kühlen Wanderwegen bis hin zu Eisdielen. Über eine Schaltfläche kann die Karte von jedem und jeder ergänzt und auch geändert werden.

Die "Cool Map" des Landratsamtes Ludwigsburg.
Die sogenannte Cool Map des Landratsamtes Ludwigsburg. Sie zeigt, wo Menschen im Sommer Abkühlung finden können. Die Karte soll von Bürgerinnen und Bürgern ergänzt und erweitert werden.

Darüber hinaus soll es mehr öffentliche Trinkwasserstellen geben, so die Gesundheitsdezernentin des Kreises, Karlin Stark. Zum Beispiel im Kreishaus in Ludwigsburg gibt es bereits solch eine Trinkwasserstelle.

Alarmierungsketten im Hitzefall

Zu dem Hitzeaktionsplan gehört auch eine Alarmierungskette. Darüber sollen die Einrichtungen, die Umgang mit besonders gefährdeten Personengruppen haben, bei stark anhaltender Hitze eine E-Mail erhalten und informiert werden. Der Landkreis definiert zwei Alarmierungsstufen. Die Hitzewarnstufe 1 und die Hitzewarnstufe 2, die wie folgt im Kreis ausgelöst werden.

Hitzewarnstufe 1: Temperaturen über 32 Grad

Voraussetzung: Mindestens drei Tage in Folge eine Temperatur von mindestens 32 Grad und/oder mindestens zwei tropische Nächte ohne Absinken der Temperatur unter 20 Grad.

Ab dann gilt zum Beispiel: Verschattung und Kühlung; Aufforderung, genügend Wasser zu trinken; Anpassung von Medikation überprüfen; Listen besonders gefährdeter Patientengruppen erstellen.

Hitzewarnstufe 2: Temperaturen über 38 Grad

Voraussetzung: Mindestens drei Tage in Folge mit einer Temperatur von mindestens 38 Grad.

Intensivierung der Maßnahmen; verschieben nicht notwendiger medizinischer Behandlung; überprüfen, ob für bestimmte Patienten ein Ortswechsel durchgeführt werden sollte.

Heißere Sommer und mehr Hitzetote in den vergangenen Jahren

Die sogenannten Tropentage pro Jahr haben im Kreis Ludwigsburg in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Ein Tropentag wird als Tag definiert, der eine Höchsttemperatur von 30 Grad Celsius oder mehr erreicht. In den 1970ern gab es laut Landratsamt durchschnittlich 6,5 solcher Tage. Inzwischen habe sich die Zahl verdreifacht. 18,1 Tropentage hat es durchschnittlich zwischen 2011 und 2022 im Kreis Ludwigsburg gegeben. Spürbar sei auch, dass die Zahl der Hitzetoten zugenommen habe, so Karlin Stark vom Landratsamt.

Daher sei auch in diesem Jahr wieder mit großer Hitze zu rechnen. Das Landratsamt empfiehlt bereits jetzt, sich an folgende zehn Grundregeln zu halten:

  • Mittagssonne (11–16 Uhr) meiden
  • Vor dem Weg nach draußen: Sonnencreme auftragen
  • Morgen- und Abendstunden für Aktivitäten wie Einkaufen oder Sport nutzen
  • Ausreichend trinken (Wasser, ungesüßter Tee)
  • Möglichst leichte Speisen zu sich nehmen
  • Überflüssige Geräte ausschalten (kein Stand-by-Modus)
  • Feuchte Tücher, Sprühflaschen sowie kühle Duschen oder Fußbäder können für Abkühlung sorgen
  • Fenster am Tag geschlossen halten und verdunkeln
  • Lüften nur in der Nacht oder am frühen Morgen
  • Medikamente trocken lagern und direkte Sonneneinstrahlung vermeiden

Hitzeaktionspläne in Baden-Württemberg

Der neue Hitzeaktionsplan ist nicht der erste in Baden-Württemberg, aber der erste eines ganzen Landkreises. Die Stadt Mannheim hat 2022 ihren eigenen Hitzeaktionsplan vorgestellt.

Der Kreis Ludwigsburg hatte mit der Planung und Erstellung im Sommer 2022 begonnen. An einem runden Tisch haben unter anderem Vertreterinnen und Vertreter von Ärzten, Kliniken, ambulanten Pflegediensten, stationären Pflegeheimen, Katastrophenschutz, Schulen, Kommunen, Apotheken und Krankenkassen gemeinsam den Hitzeaktionsplan erarbeitet.

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