Der Kreis Ludwigsburg rechnet mit vielen Geflüchteten in den kommenden Wochen - und zu wenig Platz. Ähnlich sieht es in Stuttgart aus. Auch auf dem Wasen sollen Unterkünfte entstehen.
Der Kreis Ludwigsburg bereitet sich aktuell auf viele neue Geflüchtete aus der Ukraine vor. So wird beispielsweise eine Sporthalle in Bietigheim-Bissingen als Unterkunft für die Neuankömmlinge genutzt. Diese Notunterkunft biete Platz für 160 Personen, so Landrat Dietmar Allgaier (CDU).
Allgaier blickt sorgenvoll auf die kommenden Monate, "weil wir eine hohe Zuweisung vom Land Baden-Württemberg haben", sagte er dem SWR. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs habe der Kreis Ludwigsburg rund 5.000 Geflüchtete aufgenommen. Aktuell rechnet man mit weiter deutlich steigenden Zahlen. Allein im September gelte es rund 12.000 aus der Ukraine Geflüchtete im Land aufzunehmen und zu verteilen, so Allgaier. "Wir fühlen uns vom Bund vernachlässigt", moniert er.
Stadt Stuttgart erwartet 1.300 neue Geflüchtete im September
Ähnlich sieht die Situation in Stuttgart aus. Die Stadtverwaltung geht von rund 1.300 Personen aus, die allein im laufenden Monat zusätzlich untergebracht werden müssten. Deswegen habe man beschlossen, auch weiterhin die Nebenhallen der Hanns-Martin-Schleyerhalle als Notunterkunft für Geflüchtete zu nutzen, hieß es am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Außerdem sollen 440 weitere Menschen Ende Oktober auf dem Wasengelände untergebracht werden. Dazu sollen auch Wohncontainer des Landwirtschaftlichen Hauptfestes genutzt werden.
Die Stadt Stuttgart hat derzeit 7.100 Geflüchtete in Notunterkünften und regulären Unterkünften untergebracht. 3.300 der Geflüchteten stammen aus der Ukraine.
Landrat: Wohnraummangel wird durch Flüchtlingskrise noch verschärft
Was fehle, sei Wohnraum und die sinnvolle Verteilung auf die Regionen, so der Ludwigsburger Landrat. Er verweist darauf, dass gemäß des sogenannten Königsteiner Schlüssels die Geflüchteten entsprechend der Bevölkerungsdichte verteilt würden. Da schneide die wirtschaftsstarke Metropolregion Stuttgart schlecht ab. Denn hier gebe es - anders als auf dem Land - für die vielen Menschen schon jetzt zu wenig Wohnraum, so Allgaier. Die Geflüchteten würden die Wohnraumkrise noch verschärfen. Es sei auch verständlich, so der Landrat, dass die Geflüchteten sich lieber in einer Region niederlassen würden, wo sie Kita-Plätze, gute Schulen und Arbeitsplätze finden.
Kommunen fordern Bund auf, der Flüchtlingskrise besser zu begegnen
"Die Bundesregierung geht mit dem Problem nicht um", meint der Ludwigsburger Landrat. Daher wollen Landräte auch aus der Region Stuttgart in der kommenden Woche durch ein Gespräch mit Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) und Wohnraumministerin Nicole Razavi (CDU) das Thema nach Berlin zur Bundesregierung tragen - und hoffen auf schnelle Hilfe.