Vier Koalas sind in der Wilhelma Stuttgart eingezogen - nach einem Trip um die halbe Welt! Das Quartett bewohnt nun die Terra Australis - betreut von Pfleger Marcel Schneider.
Herr Schneider, sie betreuen nun seit knapp einer Woche mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Koalas in der Stuttgarter Wilhelma. Was steht gerade an bei dem Quartett an?
Gleich gibt es die nächste Portion Eukalyptus für die vier. Die haben nämlich immer mal wieder Hunger, wenn sie wach werden. Und da möchte ich frisches Futter anbieten.
Sind Koalas also Langschläfer? Oder ist schlafen die nur gerade in der Eingewöhnungszeit so viel?
Ach, Koalas schlafen schon relativ viel. Es ist nicht unbedingt so, dass die immer ihre 20 Stunden am Tag schlafen, wie man oft liest. Sie sind schon ein bisschen aktiver. Trotzdem sind es schon eher ein bisschen verschlafenere Tiere.
Haben sich die vier in der Wilhelma gut eingelebt? Sind die noch scheu?
Eingelebt haben sie sich schon wirklich gut dafür, dass sie jetzt erst seit Freitag da sind. Die hatten ja eine ganz lange Reise hinter sich, von Australien hierher, über 40 Stunden. Die hatten natürlich auch einen Jetlag - vom Winter dort in unseren Sommer, und Tag- und Nachtrhythmus ändert sich ja auch. Aber das haben sie jetzt wirklich gut verpackt und gucken schon morgens ganz, ganz fit, wenn’s den ersten Eukalyptus am Morgen gibt.
Ist so ein Flug von 40 Stunden einfacher zu bewältigen, wenn Artgenossen dabei sind?
Koalas sind zwar eher einzelgängerisch, sie leben nicht unbedingt in Gruppen zusammen. Aber es gibt schon soziale Bande. Wir haben jetzt zwei Männchen und zwei Weibchen bekommen. Und die zwei Weibchen leben gerade auch zusammen hier bei uns in den Rückzügen für die Quarantäne. Es tut den Tieren gut, wenn noch jemand da ist. Die zwei Männchen sind zwar getrennt voneinander. Aber alle Koalas sind so untergebracht, dass sie sich gegenseitig ein bisschen sehen, hören und riechen können.
Und dann wird ausgeschlafen und dann wieder gefuttert. Schlafen, futtern, schlafen, futtern – muss ein tolles Leben sein, oder?
Ein wunderbares Leben - da würden wir manchmal gerne tauschen. Und wir machen ihnen natürlich auch alles schön, wenn sie dann mal wach werden. Das ist ein Paradies, sie sitzen praktisch in ihrem Futter. Überall in den Astgabeln, wo sie schlafen, ist gleich eine Vase mit frischem Eukalyptus erreichbar – sie brauchen nur den Arm ausstrecken. Das ist Schlaraffenland pur.
Haben Koalas eigentlich genug von der Lieblingsspeise oder wie machen Sie das? Denn Eukalyptus wächst jetzt hier ja nicht überall um die Ecke.
Nein, das nicht. Aber wir haben haben genug – und das ist ganz wichtig. Denn Koalas sind sehr wählerisch. Sie fressen nicht jeden Zweig und nicht jedes Blatt. Man muss den Tieren praktisch das eigene Körpergewicht an Eukalyptus jeden Tag anbieten – und nur zehn Prozent davon werden gefressen! Wir haben mehrere Quellen. Unser Hauptlieferant sitzt in Leipzig: ein Gärtner, der sich darauf spezialisiert hat, viele verschiedene Sorten Eukalyptus anzubauen. Er beliefert den Zoo in Leipzig und eben uns – zwei Mal die Woche per Kühl-Transport. Unsere Gärtner bauen aber auch schon seit Monaten und Jahren Eukalyptus an – nun sogar extra in einem neuen Gewächshaus. Das dient auch als Reserve bei Lieferengpässen.
Wie geht es jetzt mit den Koalas weiter?
Die Tiere waren in Australien schon lange in Quarantäne, bevor sie überhaupt ausgereist sind. Das Ganze machen wir jetzt hier auch noch, um sicher zu sein. Sobald unsere Tierärzte grünes Licht geben, dürfen die Tiere aus ihren Quarantäne-Gehegen hinter den Kulissen raus in die Terra Australis, in unsere wunderschönen Schaugehege mit toller Bepflanzung. Eukalyptus, Naturboden also ganz, ganz toll. Und ja, wir freuen uns schon drauf.