Am Dienstag kündigte Wolff & Müller seinen Vertrag für die Internationale Bauausstellung 2027 in Stuttgart. Damit wolle das Bauunternehmen die Stadtverwaltung "wachrütteln". Die reagiert verwundert.
Die Internationale Bauauststellung 2027 (IBA27) hat ihren Hauptsponsoren verloren - zumindest vorerst. Das Bauunternehmen Wolff & Müller kündigte unerwartet seinen Sponsorenvertrag. Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) reagierte überrascht auf die Ankündigung. "Die Vorwürfe gegenüber der Stadt Stuttgart kann ich nicht nachvollziehen. Wir bemühen uns sehr bei der IBA", sagte der Baubürgermeister dem SWR.
Hauptsponsor steigt aus IBA-Finanzierung aus
In einem Beitrag beim Berufsnetzwerk LinkedIn erklärte Wolff & Müller-Geschäftsführer, Albert Dürr, dass seine Entscheidung sich gegen die Stadtverwaltung richte. „Wir glauben weiter an die große Strahlkraft, die eine Internationale Bauausstellung entfalten kann. Dafür braucht es jedoch mehr Engagement - und das vor allem auch von der Stadt Stuttgart, die eine zentrale Führungsverantwortung für die IBA hat", schrieb Dürr.
"Sollte sich das Engagement deutlich verstärken, ist Wolff & Müller gerne bereit, die Förderung wieder aufzunehmen", so Dürr weiter. Durch die Baukrise hätten die IBA mit Gegenwind zu kämpfen. Die Kündigung des Sponsorenvertrags sei ein Weckruf.
Kritik auch im Gemeinderat
Wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtete, löste die Kündigung auch im Gemeinderat große Kritik aus. Im Rahmen der IBA soll unter anderem das Züblin-Parkhaus neugestaltet werden. Trotzdem habe die Stadt den Pachtvertrag um ein halbes Jahr verlängert.
Schon vor einem halben Jahr habe der Gemeinderat die Ausschreibung des Projekts beschlossen. Geschehen sei bisher nichts, kritisierten mehrere Gemeinderats-Mitglieder.
Kündigung des Sponsorenvertrags trifft Stadt unerwartet
Laut Baubürgermeister Pätzold gab es im Voraus keine Gespräche mit Wolff & Müller. "Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Die acht IBA-Projekte, die in Stuttgart geplant sind, laufen bisher sehr erfolgreich", sagte Pätzold dem SWR. Dennoch sieht auch er Probleme.
Außerdem seien einige Projekte noch in der Planung und noch nicht in der Umsetzung. Es sei an der Zeit, die IBA "sichtbarer" zu machen. Zuletzt fand die Internationale Bauausstellung 1927 in Stuttgart Stadt statt. Damals stand die Weißenhofsiedlung in Stuttgart im Zentrum. Dabei entstanden 21 Musterhäuser, die zeigen sollten, wie moderne Bauformen aussehen können.
Pätzold: "Wir möchten das Gespräch suchen"
Einer der Kritikpunkte des Sponsoren ist, dass die Projekte der Stadt insbesondere Dank der verantwortlichen Genossenschaften vorangetrieben würden. Es fehle Unterstützung von Seiten der Stadt.
Pätzold hingegen bemängelt die spontane Kündigung. "Wie ein Rückzug Rückhalt sein soll, kann ich nicht nachvollziehen", sagte der Baubürgermeister dem SWR. Pätzold wolle nun das Gespräch suchen, um eine Lösung zu finden.
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