Schwangere haben wenig Möglichkeit zur Entbindung außerhalb von Kliniken. In Aichtal eröffnen zwei Hebammen bald ein Geburtshaus. Schon vor dem Start ist es nahezu ausgebucht.
Schon vor der eigentlichen Eröffnung im April ist das Geburtshaus in Aichtal-Grötzingen (Kreis Esslingen) für Entbindungen praktisch ausgebucht. Bis Herbst gebe es fast keine freien Termine mehr, so die Hebammen Nathalie Rose und Janna Hufnagel.
Noch ist das Geburtshaus in Aichtal-Grötzingen eine Baustelle
Kinder zur Welt bringen - ohne ärztliche Hilfe außerhalb der Klinik und nur mit einer Hebamme - das geht meist nur als Hausgeburt. In Aichtal-Grötzingen sollen werdende Mütter zudem in ein Geburtshaus gehen können, dem einzigen im Landkreis Esslingen. Die beiden Hebammen Nathalie Rose und Janna Hufnagel machen sich dafür selbstständig. Bei einem Termin vor Ort zeigen sie der Schwangeren Lea Guynn, wo ihr Baby das Licht der Welt erblicken wird. Wo noch roher Beton liegt, soll bald ein Geburtszimmer sein - mit Seilen von der Decke und viel Raum, um sich während der Wehen zu bewegen.
Mit dem Schwangerschaftstest beginnt Suche nach Ort für Geburt
Lea Guynn war sofort nach dem positiven Schwangerschaftstest klar, dass ihr Kind nicht in einer Klinik geboren werden soll. Im Internet stieß sie auf das geplante Geburtshaus. Noch machen beide Hebammen die Voruntersuchungen der Schwangeren in einem improvisierten Praxisraum im nahegelegenen Filderstadt (auch Kreis Esslingen) und begleiten bei Hausgeburten. Seit vier Jahren ist Janna Hufnagel selbstständig und liebt ihren Beruf. Trotz der hohen Versicherungskosten und ständiger Rufbereitschaft. "Ich hab 24/7 mein Handy an. 24/7 kann mich eine Frau erreichen und ich muss jederzeit, egal, ob ich im Kino sitze oder bei einer Freundin bin, muss ich los – und das ist natürlich schon ein starker Einschnitt in mein Privatleben."
Hebammen: Bislang nur zehn Geburtshäuser in Baden-Württemberg
Mit dem Geburtshaus soll das etwas besser zu organisieren sein. Doch vieles ließe sich noch weiter verbessern, erklärt sie. Und nennt die Kosten: 80.000 Euro mussten die Frauen vorfinanzieren. Von der Gemeinde Aichtal hätten sie keinen Zuschuss bekommen, sagen die Hebammen und fordern mehr Unterstützung von der Politik. "Wenn wir eine Gesellschaft hätten, denen bewusst ist, wie wichtig Geburt ist, wie wichtig Frauengesundheit ist und wenn wir da mehr geschult wären, wäre uns auch bewusst, dass Hebammen besser finanziert werden müssen und andere Geburtshelfer eben auch", erklären sie. Vielleicht auch ein Grund, warum es in ganz Baden-Württemberg derzeit gerade mal zehn Geburtshäuser gibt.