Für die Bewohner der Stuttgarter Köllestraße ist am Tag nach der Explosion nichts mehr wie vorher. Manche können ein paar Habseligkeiten retten, für andere werden plötzlich Dinge wie Kerzen wichtig.
Nach der tödlichen Explosion in einem Wohnhaus im Stuttgarter Westen sind derzeit noch drei bewohnte Gebäude ohne Gas. Das sagte ein Sprecher des Gasbetreibers NetzeBW dem SWR. Einige Anwohner konnten unter Aufsicht der Einsatzkräfte in den letzten Stunden Gegenstände aus dem zerstörten Gebäude holen. Viele Menschen in der Straße sind sehr betroffen und kämpfen im Gespräch mit dem SWR mit den Tränen.
Ein angekohlter Computertower, ein verrußter Schlüsselbund und ein angekohltes Keramikschweinchen - diese Dinge konnten eine Frau und ein Mann am Dienstagvormittag aus ihrer zerstörten Wohnung holen.
Später kommen weitere Bewohner. Sie holen unter anderem ein Kinderfahrrad und Jacken aus dem Gebäude. Ausführlich sprechen möchte niemand von ihnen.
Anwohner kommt mit dem Schrecken davon
Bis vor wenigen Stunden war das explodierte Mehrfamilienhaus in der Köllestraße für diese Menschen ihr Zuhause. Nun fehlt eine Hälfte des Hauses komplett, auch die andere Hälfte ist unbewohnbar.
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Manfred Sander ist mit dem Schrecken davongekommen: Der 80-Jährige lebt im Gebäude gegenüber - seit fast vierzig Jahren. In den ersten Stunden nach der Explosion ging es für den Mann vor allem um seine Nachbarin. Die 85-Jährige wurde vermisst.
Am Montagabend hat die Stuttgarter Feuerwehr eine Person tot aus den Trümmern geborgen. Nach der Obduktion teilte die Polizei am Mittwoch mit, dass es sich dabei um die vermisste 85-jährige Bewohnerin handelt.
Eine Nacht mit Kerzen und Taschenlampe
Die erste Nacht nach der Explosion hat Manfred Sander in seinem eigenen Bett verbracht - als einziger Bewohner seines Hauses. Alle anderen hätten bei Familie oder bei Freunden geschlafen, so Sander, denn im Haus gab es am Montagabend weder Strom noch Gas. Also hat der Mann Kerzen und seine Taschenlampe rausgekramt.
"Zum Glück ging wenigstens das Wasser noch", so Sander über die erste Nacht nach der Explosion. "Eine Zeit lange habe ich noch zugesehen, wie Teile des Gebäudes abgerissen wurden. Irgendwann bin ich dann ins Bett."
Mitten in der Nacht, so erinnert sich Sander, sei sein Radiowecker dann wieder angesprungen. Der Strom war zurück.
Mehrere Gebäude derzeit ohne Gas
Wie lange es dauert, bis auch das Gas wiederkommt, ist derzeit unklar. An allen umliegenden Gebäuden wurden nach der Explosion Leitungen und Hausanschlüsse überprüft. Das sagte ein Sprecher des Gasbetreibers NetzeBW dem SWR. Dabei sei an dem Gebäude, in dem Manfred Sander wohnt, ein technischer Fehler aufseiten der Hausinstallation aufgefallen.
"Wir sehen keinen Kontext zur Explosion und es besteht keinerlei Gefahr", so der Sprecher. Trotzdem könne das Gas erst wieder angestellt werden, wenn ein Installateur den Fehler behoben hat.
Außerdem sind nach Angaben von NetzeBW momentan noch die Häuser rechts und links neben dem explodierten Mehrfamiliengebäude ohne Gas. Bei einem der Häuser wurde laut NetzeBW durch die Explosion der Hausanschluss beschädigt. Er wird derzeit erneuert. Am Mittwoch werde die Überprüfung der Hausanschlüsse als Vorsichtsmaßnahme wiederholt, so der Sprecher.
Zur Ursache der Explosion ermittelt die Polizei. Hinweise auf eine Straftat gebe es bislang keine.
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