Es ist der bisherige Höhepunkt einer Brandserie auf Äckern: In der Nacht auf Montag gehen in Unterensingen knapp 200 Strohballen in Flammen auf. Jetzt hat auch der Bürgermeister eine Belohnung ausgesetzt.
Immer wieder brennt es auf Feldern in und rund um Unterensingen (Kreis Esslingen). Zufall? Die Polizei und die Feuerwehr vermuten: Hier ist Absicht im Spiel. Bei einigen der Brände kamen die Einsatzkräfte im Nachhinein zu dem Ergebnis, dass das Feuer wohl nicht ohne Brandbeschleuniger erklärbar ist. 2021 fing es klein an mit trockenen Sommerwiesen, abgemähten Äckern oder frischem Heu.
Seit Sonntag aber hat die Brandserie in dem Dorf mit knapp 5.000 Einwohnern eine neue Dimension angenommen - und als der SWR am Mittwoch vor Ort ist, liegt immer noch Brandgeruch in der Luft.
Unterensingen: Rund 200 Strohballen abgebrannt
"Das ist kein Jugendstreich mehr", sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde, Jens Entzminger. Seit Sonntagabend musste die Feuerwehr mehrmals ausrücken: Nach Angaben eines Landwirtes sind an die 200 Strohballen auf einer Wiese in Flammen aufgegangen. Wegen immer neuer Glutnester zogen sich die Löscharbeiten länger als gedacht.
Brandstiftung in Unterensingen?
Dieser Einsatz war mit den vergleichsweise kleineren Zündeleien in der Vergangenheit nicht zu vergleichen. Schon beim Eintreffen an der Brandstelle war dem Kommandanten der Unterensinger Feuerwehr klar, dass es an Wasser fehlt - außerhalb der Ortschaft mitten auf dem Feld. Jens Entzminger forderte direkt Tanklöschzüge an. 600 Meter entfernt von der Brandstelle liegt ein Baggersee, von dem aus die Einsatzkräfte dann Leitungen verlegten. Auch mehrere Landwirte aus der Umgebung hatten sich zusammengetan, um noch etwas von dem Heu zu retten, doch vergeblich.
Die Bilanz: Eine erschöpfte Feuerwehr und ein hoher Schaden
Die Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften rückten an und halfen mit. 90 Einsatzkräfte waren beschäftigt, das Feuer zu löschen. Zwei Bagger zogen anschließend die Heuballen auseinander, um besser an die Glutnester zu kommen. Der erste Einsatz dauerte mehr als zehn Stunden. Am Montagnachmittag musste die Feuerwehr dann wieder ausrücken, um aufkommende Glutnester zu bekämpfen. Der Schaden liegt schätzungsweise zwischen 20.000 und 30.000 Euro.
Brandserie hält schon Jahre an
Die genaue Ursache des Brandes ist laut Polizei unklar - er reihe sich jedoch in eine Brandserie in Unterensingen ein, teilte sie dem SWR mit. Wegen der Dimension des letzten Feuers am Sonntag ermittelt jetzt die Kriminalpolizei. Erst kürzlich wurde eine bereits ausgerufene Belohnung für Hinweise auf 2.000 Euro verdoppelt. Das Geld kommt von den Landwirten, die sich Sorgen um ihre Äcker und auch Höfe machen.
5.000 Euro Belohnung für Hinweise
Doch bei den 2.000 Euro bleibt es nicht: Das Rathaus habe noch einmal 3.000 Euro oben draufgelegt für Hinweise, die bei der Ergreifung des oder der möglichen Täter helfen, berichtete Bürgermeister Sieghart Friz (CDU) dem SWR.
Die Brandserie bringe Unruhe in seine Gemeinde, so Friz. Mehrere Landwirte sagten dem SWR, dass sie sich sorgen, ob irgendwann auch Tiere oder Menschen verletzt werden könnten. Landwirt Max Jenz sagte dem SWR, er überlege sich, jetzt Überwachungskameras zu installieren.
Einsätze sind Stress für die Feuerwehr
Bürgermeister Friz berichtet, die Brandserie gehe auch an der örtlichen Feuerwehr nicht spurlos vorbei. Es sei eine physische, aber auch eine mentale Belastung.
Auch von anderen Menschen aus dem Ort hat er gehört, dass sie jeden weiteren Brand mit Sorge zur Kenntnis nehmen. Genau wie der Bürgermeister hoffen sie, dass der Brandserie schnell ein Ende gesetzt wird. Auch hier ist man sich einig: Das ist kein "Dumme-Jungen-Streich" mehr, sondern Brandstiftung.
Wut auf möglichen Brandstifter wächst
Feuerwehrkommandant Jens Entzminger betont, dass die Stimmung im Team der Freiwilligen Feuerwehr trotzdem noch gut sei - aber die Wut auf den oder die möglichen Täter werde immer größer.