Der Künstler Banksy ist unbekannt und trotzdem weltberühmt. Seine Werke sind gesellschaftskritisch und richten sich gegen Kommerz. Nachbildungen gibt es jetzt in Stuttgart zu sehen.
In den Stuttgarter Königsbau-Passagen ist am Donnerstag eine Ausstellung mit nachgemachten Werken des Streetart- und Graffiti-Künstlers Banksy eröffnet worden. Man kennt die wahren Werke des großen Unbekannten: Sie zeigen ein Mädchen, das einen roten herzförmigen Ballon in die Luft steigen lässt. Oder einen Demonstranten mit vermummtem Gesicht, der einen Blumenstrauß wirft.
Politisch und gesellschaftskritisch setzt sich Banksy mit den Themen unserer Zeit auseinander. Kreativ, auffällig und ungewöhnlich nähert er sich beispielweise dem Krieg, der Flüchtlingskrise oder der Polizeigewalt. Doch seine Identität hält der Künstler seit Jahren geheim.
Mit der Ausstellung "The Mystery of Banksy – A Genius Mind" wollen die Ausstellungsmacher Banksys Kunst einem breiten Publikum zugänglich machen. "Es geht um viele, viele Themen, die uns alle betreffen und an denen auch nur wir etwas ändern können", sagt Kuratorin Virginia Jean. "Uns ist wichtig, diese Kunstwerke, die leider zu 80, wenn nicht sogar zu 90 Prozent in der Öffentlichkeit zerstört und entfernt wurden, der Öffentlichkeit zurück zu geben.“
Banksy-Ausstellung ohne Banksy
150 Werke sind in der Ausstellung zu sehen – Graffitis, Fotografien, Skulpturen oder Videoinstallationen, doch keines davon ist ein Original. Die Kunst, die die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung zu sehen bekommen, wurde von professionellen Sprühern und Graffiti-Künstlern reproduziert.
Ob echt oder nicht: Für Ausstellungsbesucher Uwe Traub ist das kein Problem: "Das spielt für mich keine Rolle, ist trotzdem gut", sagte er dem SWR. Nicole Müller ist einfach nur beeindruckt von der Fake-Ausstellung. "Mir gefällt eigentlich alles sehr gut, muss ich sagen. Ich bin wirklich begeistert, ich hätte das nicht erwartet, als ich es von außen gesehen habe." Dass es sich bei den Werken nur um Nachahmungen handelt, stört sie nicht.
Banksy kopieren: Ist das okay?
Ob der Künstler das wohl genauso entspannt sieht? Autorisiert hat Banksy diese Ausstellung nicht, genauso wenig wie die nachempfundenen Werke. Es gab auch keinen direkten Kontakt zu den Ausstellungsmachern. Doch auf seiner Homepage macht Banksy unter dem Punkt "Lizensierung" klar, was er von der Kommerzialisierung seiner Kunst hält:
Dass sie mit der Ausstellung die Werke Banksys trotzdem kommerziell nutzen, ist für Kuratorin Virginia Jean kein Widerspruch. "Ich werde definitiv mit dieser Ausstellung nicht reich. Mir geht’s darum, dass ich meine Straßenkünstler, die wirklich Streetartists sind, die wir hier unterstützen wollen, fair bezahle, dass ich die Leute fair bezahle, die das Ganze hier aufbauen."
Teure Eintrittspreise
Der Eintritt zur Ausstellung "The Mystery of Banksy – A Genius Mind" kostet zwischen 18 und 20 Euro für einen Erwachsenen. Wer will, kann vor Ort noch spenden – für das Seenot-Rettungsprojekt "Handbreit - nautical safety solutions". Nach Angaben der Ausstellungsmacher unterstützt Banksy selbst dieses Projekt. Den Erlös der Spenden wollen die Macher verdoppeln und an das Projekt weitergeben.