Der Fern- und Regionalverkehr auf den Schienen wird am Freitagmorgen bestreikt. Arbeitsniederlegungen gibt es auch am Flughafen Stuttgart. Was bedeutet das für die Menschen in BW?
Keine Personenverkehrszüge rollen über die Gleise, an den Bahnhöfen warten keine Pendlerinnen und Pendler: Am Freitagmorgen will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum zweiten Mal den Schienenverkehr bundesweit lahmlegen. Alle Mitglieder der Gewerkschaft bei der Deutschen Bahn und in weiteren 50 Bus- und Bahnunternehmen seien von drei bis elf Uhr zum Arbeitskampf aufgerufen, so die Gewerkschaft.
Die EVG will so vor der nächsten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Unabhängig davon ruft ver.di Beschäftigte an vielen Flughäfen ebenfalls zum Streik auf.
- Wann beginnt der Streik im Schienenverkehr?
- Welche Bahnen fallen aus?
- Warum streiken die Bahn-Beschäftigten?
- Womit müssen Flugreisende rechnen?
- Was bedeutet der Streik für Abi-Prüfungen?
Wann beginnt der Streik im Schienenverkehr und wie lange dauert er?
Fahrgäste, die am Freitag auf den Fern- und Regionalverkehr setzten, müssen von 3 Uhr morgens bis 11 Uhr am Vormittag fest mit Zugausfällen rechnen. "Die Nachtschicht hört um 3 Uhr auf und die Frühschicht fängt wieder um 11 Uhr an, sagte Kurt Amberger, der Vorstandsvorsitzende des EVG-Landesverbands Baden-Württemberg, dem SWR.
Die EVG warnt auch nach Ende des Streiks vor Behinderungen im Schienenverkehr. Das Ziel sei aber, Fahrgäste am Abend, zum Beispiel auf dem Rückweg von der Arbeit, wieder nach Hause zu bringen, so Amberger.
Auf der DB-Webseite hieß es am Mittwochvormittag, dass der Fernverkehr von 3 Uhr bis 13 Uhr eingestellt werde. Laut Konzernpersonalvorstand Martin Seiler sei aber der ganze Tag im Fernverkehr "mehr oder weniger gelaufen". Alle, die umplanen können, sollten das tun", so Seiler am Mittwoch. Auch der DB-Regionalverkehr falle vormittags weitestgehend aus, hieß es in einem Online-Hinweis für die Fahrgäste.
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Welche Bahnen fallen aus?
In Baden-Württemberg und ganz Deutschland müssen sich Reisende im Regional- und Fernverkehr auf Ausfälle einstellen. Auch der S-Bahn- und Güterverkehr soll weitgehend betroffen sein. Die Arbeitsniederlegungen können aber auch Bahnen des Nahverkehrs betreffen, wenn die dortigen Beschäftigten oder das Schienenpersonal in der EVG organisiert sind. So könnte der Warnstreik auch Auswirkungen auf den Betrieb von Bahnunternehmen wie SWEG oder Go-Ahead haben. Sie werden zwar nicht direkt bestreikt, dafür aber unter anderem die Stellwerke. Wenn ein Signal nicht auf Grün springe, könne der Betrieb generell nicht stattfinden, sagte der EVG-Landesverbandschef Amberger.
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Zu erheblichen Beeinträchtigungen wird es auch in Stuttgart und Karlsruhe kommen. Dort sollen die S-Bahnen nicht fahren. In Karlsruhe werden nur die Linien S1, S11 und S12 bedient, wie die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mitteilte.
Warum streiken die Bahn-Beschäftigten?
Die EVG will mit dem Warnstreik im laufenden Tarifstreit den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. "Uns geht es auch nicht darum, Fahrgäste zu bestrafen", sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Eisenbahn-Unternehmen über höhere Tarife. Bei der Deutschen Bahn sollen die Verhandlungen am kommenden Dienstag weiter gehen. Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten.
Die Bahn will sich in den Tarifverhandlungen mit der EVG am kürzlich präsentierten Schlichter-Tarifkompromiss des Öffentlichen Dienstes mit der Gewerkschaft ver.di orientieren. "Warum sollte das, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes gut ist, nicht auch für 180.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner gut sein?", so Bahn-Vorstand Martin Seiler.
Die EVG lehnt das strikt ab. "Wir sind nicht ver.di. Wir verhandeln unsere eigenen Tarifverträge", so BW-EVG-Chef Amberger. Die EVG hätte ihre eigenen Forderungen im Tarifkonflikt. "Wir erwarten ganz einfach, dass man sich mit den Forderungen auseinandersetzt", betonte auch EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch bei der Ankündigung der Aktionen.
Womit müssen Flugreisende rechnen?
Am Flughafen Stuttgart müssen sich Passagiere am Freitag wieder auf erhebliche Behinderungen einstellen. Die Gewerkschaft ver.di rief die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle und der Personal- und Warenkontrolle zu einem Warnstreik auf. Sie sollen ihre Arbeit in der Nacht von Donnerstag auf Freitag niederlegen, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch mit. Der Warnstreik solle in der Nacht von Freitag auf Samstag enden.
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Auch am Flughafen Baden-Baden/Karlsruhe wird die Fluggastkontrolle und die Personal- und Warenkontrolle bestreikt. In Stuttgart endet der Warnstreik bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag. Der Flughafen Stuttgart hat demnach inzwischen alle Starts am Freitag gecancelt.
Laut ver.di kann es im Zusammenhang mit dem Warnstreik zu längeren Wartezeiten, Flugausfällen oder -streichungen kommen. Der Stuttgarter Flughafen teilte auf seiner Homepage mit, dass am Freitag ganztätig keine Abflüge stattfinden. Flüge nach Stuttgart seien möglich. "Passagiere und Abholende werden gebeten, sich bei der Airline über den Flugstatus zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen", heißt es beim Stuttgarter Flughafen weiter.
An den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn haben unter anderem Beschäftigte der Sicherheitsdienste in der Nacht auf Donnerstag bereits ihre Arbeit niedergelegt. Rund 100.000 Fluggäste sind nach Angaben des Flughafenverbands ADV insgesamt betroffen.
Der Hintergrund der Warnstreiks an den Flughäfen sind Verhandlungen zwischen ver.di und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) um die Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit. Zudem will die Gewerkschaft bessere Regelungen bei der Vergütung von Überstunden für Sicherheits- und Servicekräfte durchsetzen. Ein Angebot des BDLS lehnte ver.di als nicht einigungsfähig ab. Die Verhandlungen sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.
Was bedeutet der Streik für die Abi-Prüfungen?
Möglicherweise beeinträchtigt der Streik auch den Weg mancher Schüler zur Abiturprüfung am Freitag. Was hätte das für Konsequenzen? Das baden-württembergische Kultusministerium teilte dem SWR auf Nachfrage mit, dass es sich "um eine Einzelfallbetrachtung" handele und die Frage der Zumutbarkeit jeweils individuell beantwortet werden müsse. Es sei nicht möglich, aufgrund des Streiks "alle gleichermaßen zu entschuldigen".
Grundsätzlich gebe es bei Prüfungen eine Toleranzgrenze für das Zuspätkommen. "Diese liegt im Schnitt etwa bei 30 Minuten", so das Kultusministerium. Wer diese Grenze nicht überschreite, dürfe die Prüfung noch mitschreiben. Wer wegen des Streiks nicht in die Schule kommen könne, für den bleibt laut Ministerium "der Nachtermin als Möglichkeit". Auch hier werde geprüft, ob die Schülerin oder der Schüler "unter zumutbaren Anstrengungen" zur Schule hätte kommen können.