Der Automobilzulieferer Bosch gerät zunehmend unter Druck und muss immer mehr Stellen abbauen. Trotz Umsatzanstieg. Viele Zulieferer kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben.
Die Bosch-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2023 nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro erzielt. Und sich damit im Jahresvergleich gesteigert. Einfach sei es aber nicht gewesen, hieß es in Stuttgart. Finanzchef Markus Forschner sagte bei der Vorstellung der Zahlen: "Der Gegenwind bleibt, weshalb wir auch unsere Zielrendite nur verzögert erreichen werden."
Auch die kommenden Jahre würden dem Konzern viel abverlangen, so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Stefan Hartung. Ein Kernfeld: Die "Transformation des Mobility-Geschäfts". Also der Umbau des Geschäfts mit Fahrzeugteilen und -komponenten. Der Wechsel hin zur E-Mobilität stellt die gesamte Zulieferindustrie vor riesige Herausforderungen. So auch Bosch.
Schwache Auftragslage macht Bosch zu schaffen
Bosch investiere zwar weiter in Zukunftstechnologien, "vor allem in Sachen Klimaschutz", so Konzernchef Hartung. Am Markt kämen diese Technologien aber bislang nicht ausreichend zum Tragen und so schwächele die Auftragslage. Bosch müsse darauf reagieren und intensiv an seiner Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Übersetzt heißt das unter anderem: Es werden Stellen abgebaut.
Gespräche mit Arbeitnehmervertretern liefen bereits und alles solle möglichst sozialverträglich ablaufen. Betriebsbedingte Kündigungen sind ohnehin durch eine Vereinbarung bis Ende 2027 zumindest an den Mobility-Standorten ausgeschlossen. Die Rede ist derzeit von bis zu 4.000 Stellen. Dabei schließt Bosch nicht aus, dass es zu weiteren Ankündigungen von Stellenstreichungen kommen kann. Mit Blick auf dieses Jahr erklärte der Konzern, in allen Bereichen seien die Aussichten verhalten.
Scheibchenweise hatte der Konzern in den vergangenen Monaten Stellenstreichungen an verschiedenen Standorten und in verschiedenen Sparten bekanntgegeben. Aktuell beschäftigt Bosch in Deutschland nach eigenen Angaben noch 133.800 Menschen.
Transformation zur E-Mobilität fordert Umstrukturierungen
Auf den Wandel in der Automobilindustrie reagiere Bosch mit der größten Neuaufstellung seines Kerngeschäfts in der Unternehmensgeschichte, so das Unternehmen. Es ist eine Mammutaufgabe. Die Zukunftsfelder identifiziert man in der Konzernspitze bei Software, Halbleitern und Fahrzeugrechnern. Gute Zahlen lieferten aktuell beispielsweise Bremssysteme, so Bosch.
Der Mobility-Bereich ist der mit Abstand wichtigste für Bosch. Laut den vorläufigen Zahlen machte der Konzern in diesem Bereich vergangenes Jahr mehr als 60 Prozent seines Umsatzes.
Im Gespräch mit SWR Aktuell warf die neue Bezirksleiterin der Gewerkschaft IG Metall in Baden-Württemberg, Barbara Resch, am Mittwoch dem Unternehmen vor, im Zusammenhang mit der Transformation der Branche "bei manchen Dingen" zu spät reagiert zu haben. Zwar stünden die Autozulieferer aufgrund des Wandels zur Elektromobilität derzeit unter großem Druck, so Resch. Aber man könne den Wandel auch anders gestalten - mit Innovationen statt Stellenstreichungen. Der geplante Stellenabbau mache der Gewerkschaft Sorgen, so Resch.
Wie wichtig die Zulieferindustrie für Baden-Württemberg ist
Die Automobilzulieferer sind ein wichtiges Standbein der baden-württembergischen Wirtschaft. Allein hier im Land gibt es laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 700 Autoteilezulieferer. In der Industrie arbeiten demnach 213.000 Menschen und damit vier Prozent aller Arbeitnehmer in Baden-Württemberg.
Eine Studie im Auftrag der Landesanstalt für Mobilitätslösungen und Automotive schätzt, dass bis 2040 durch den Umstieg auf E-Autos bei den wichtigsten Zulieferern rund 36.000 Arbeitsplätze verloren gehen.
Um diese Entwicklung zumindest abzuschwächen, investieren vor allem die größeren Zulieferer Millionenbeträge in die Transformation. So baut etwa ElringKlinger, Weltmarktführer bei Zylinderkopfdichtungen, jetzt auch Bauteile für Batteriespeicher oder Brennstoffzellen.