Nach zwei Corona-Wintern haben die Menschen in Baden-Württemberg das neue Jahr mit Böllern begrüßt. Aus Sicht der Polizei "ein normales Silvester" - mit Bränden und Verletzten.
Nach den Silvesterfeiern haben Innenministerium und Polizei in Baden-Württemberg eine weitgehend positive Bilanz gezogen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach von Silvester-typischen Einsätzen. Es sei "aus polizeilicher Sicht ein normales Silvester" gewesen. Nach zwei Jahreswechseln mit pandemiebedingten Einschränkungen sei ein Stück Normalität eingekehrt. In mehreren Orten führte Feuerwerk zu Bränden und Verletzten.
Brand in Hochhaus, Bewohner evakuiert
Vermutlich eine Silvesterrakete hat in Sindelfingen (Kreis Böblingen) einen Brand in einem Hochhaus verursacht. Wie die Polizei mitteilte, fing dabei ein Balkon im zwölften Stockwerk des Gebäudes Feuer, nachdem die Rakete wohl die Möbel entzündet hatte. Rund 120 Hausbewohnerinnen und Hausbewohner mussten evakuiert werden. Die Feuerwehr konnte den Brand rasch löschen, die Wohnung bleibt allerdings wegen der Rauchentwicklung vorerst nicht bewohnbar. Der Schaden beläuft sich auf rund 80.000 Euro, verletzt wurde laut Polizei niemand.
120 Bewohner evakuiert Silvester: Rakete verursacht wohl Brand in Sindelfinger Hochhaus
Vermutlich eine Silvesterrakete hat in Sindelfingen einen Brand in einem Hochhaus verursacht. Etwa 120 Bewohner mussten evakuiert werden.
Zwei Sanitäterinnen bei Unfall schwer verletzt
Bei einem Unfall mit einem Rettungswagen in Unlingen (Kreis Biberach) wurden zwei Sanitäterinnen schwer verletzt. Beide mussten aus dem Fahrzeug befreit und in eine Klinik gebracht werden. Laut Polizeiangaben sei der Fahrer eines Pkw in die Gegenfahrbahn geraten. Dabei stieß er mit dem entgegenkommenden Rettungswagen zusammen. Patientinnen oder Patienten befanden sich dabei keine im Fahrzeug. Der Unfallverursacher sei in alkoholisiertem Zustand und ohne Führerschein unterwegs gewesen, so die Polizei. An den beiden Fahrzeugen entstand ein Totalschaden in Höhe von 260.000 Euro.
Kind im Landkreis Lörrach durch Feuerwerkskörper verletzt
In Grenzach-Wyhlen (Landkreis Lörrach) warf ein 33-Jähriger einen bereits entzündeten Feuerwerkskörper neben ein vierjähriges Kind, das mit seiner Familie Silvester feierte. Es wurde dabei verletzt. Als dessen Vater den 33-Jährigen zu Rede stellte, wurde auch dieser mit Feuerwerk beworfen, allerdings nicht verletzt. Das Polizeirevier Rheinfelden sucht nach Zeugen.
Polizei meldet Brände und Verletzungen Feuerwehr attackiert, Kind verletzt - So war Silvester in Südbaden
Nach zwei Pandemiejahren hatte sich die Polizei für viel Arbeit an Silvester gewappnet. In großen Teilen Südbadens blieb es ruhig - doch es gab auch Feuer und Verletzungen.
Jugendliche greifen Feuerwehrleute an
In Kehl (Ortenaukreis) attackierten Jugendliche Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern, wie die Polizei mitteilte. Ein Feuerwehrmann erlitt den Angaben zufolge ein Knalltrauma und musste seinen Dienst beenden. Die Einsatzkräfte waren wegen eines Feuers in einem leerstehenden Hallenbad ausgerückt. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte jemand das Feuer mit Brandbeschleuniger vorsätzlich entfacht. Die Beamten haben nach eigenen Angaben erste Hinweise auf die Verantwortlichen und ermitteln mit der französischen Polizei auf der anderen Rheinseite.
Polizei mit Feuerwerkskörpern beschossen
In Mannheim wurden im Bereich des Wasserturms und des Plankenkopfs Einsatzkräfte mehrfach mit Feuerwerkskörpern beschossen. Das teilte das Polizeipräsidium Mannheim am Sonntag mit. Ein Beamter habe einen Hörschaden erlitten. Auf einen Dienstwagen der Polizei sei gezielt eine Rakete geschossen worden. Sie habe die Seitenscheibe zerbrochen und sei explodiert. Auch in Reutlingen sind nach eigenen Angaben Einsatzkräfte mit Böllern beworfen oder mit Raketen beschossen worden. Insgesamt vier Polizeibeamte und Polizeibeamtinnen seien dabei leicht verletzt worden.
Gewerkschaft fordert höhere Strafen Silvester: Angriffe auf Polizisten auch im Raum Stuttgart
Auch im Raum Stuttgart hat es zu Silvester Angriffe auf Polizisten gegeben. Wegen Attacken vor allem in Berlin bringt die Gewerkschaft der Polizei höhere Strafen ins Spiel.
Vier verletzte Personen in Friedrichshafen
Einen weiteren Brand in der Nacht zum Sonntag meldete die Polizei in Friedrichshafen (Bodenseekreis). Hier geriet ein Carport in Brand, woraufhin das Feuer auf einen Dachstuhl übergriff. Vier Personen erlitten dabei eine leichte Rauchgasvergiftung. Die Löscharbeiten dauerten in der Nacht noch an.
Auch in Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) kam es zu einem Feuer in einem Dachstuhl. Dabei entstand laut Polizei ein Schaden in Höhe von rund 100.000 Euro. Die Ursache des Brandes ist laut Polizei noch nicht bekannt.
Mann verletzt sich mit Böller schwer im Gesicht
Noch am Samstagabend hatte sich ein Mann durch einen selbstentzündeten Feuerwerkskörper schwer verletzt. Der 39-Jährige musste nach dem Unfall in Hohberg (Ortenaukreis) mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht werden, wie ein Polizeisprecher am frühen Sonntagmorgen sagte. Demnach traf der Böller seine rechte Gesichtshälfte.
Schwere Gesichtsverletzungen zog sich auch ein 30-Jähriger in Horb am Neckar beim Zünden einer Feuerwerksbatterie zu. Er musste kurz nach Mitternacht in eine Klinik transportiert werden. Nach Angaben der Polizei Pforzheim war der Feuerwerkskörper offenbar unmittelbar nach dem Anzünden explodiert.
Zusätzliche Belastung der Notaufnahmen durch Brandverletzungen
Der unsachgemäße Gebrauch von Feuerwerk hat die Notaufnahmen von Krankenhäusern in Baden-Württemberg teilweise zusätzlich belastet. Im Klinikum Stuttgart etwa mussten in der Nacht zum Sonntag mehrere Patientinnen und Patienten behandelt werden, darunter drei mit schweren Verletzungen insbesondere im Gesichtsbereich. Der geschäftsführende Oberarzt der Notaufnahme, Alexander Krohn, nannte die Silvesternacht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur "herausfordernd". Auch berichtete er von "zunehmend gewaltbereiten Patienten".
Das Universitätsklinikum Freiburg hingegen verzeichnete ein "normales Aufkommen" an Brandverletzungen. "Es war eine ganz normale Silvesternacht wie vor der Corona-Pandemie", sagte Oberärztin Katrin Fink. "Wir hatten zwar gut zu tun, aber das sind wir gewohnt."
In BW blieb es überwiegend friedlich
Laut Angaben der meisten Polizeipräsidien in Baden-Württemberg ging es in der Silvesternacht sonst überwiegend friedlich zu. Die Polizei in Stuttgart war mit hunderten Beamtinnen und Beamten im Einsatz, die vor allem kontrollierten, ob die Menschen Feuerwerkskörper in die Verbotszone innerhalb des City-Rings rund um den Schlossplatz mitgebracht hatten. Die Einsatzkräfte nahmen nach eigenen Angaben insgesamt 14 Anzeigen auf, mehrheitlich wegen nicht zugelassener Feuerwerkskörper.
In Stuttgart konnte sich das Feuerwerk-Spektakel am Himmel zum Neujahr sehen lassen:
Ein Sprecher der Polizei in Stuttgart teilte mit, dass es in der Innenstadt keine gravierenden Vorkommnisse gegeben habe. "Wir waren selber völlig überrascht. Zu unserer Freude war es sehr ruhig." Ein ähnliches Fazit zogen auf SWR-Anfrage die Polizeipräsidien in Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Konstanz und Ravensburg.
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