Heftige Unwetter haben in Teilen Baden-Württembergs viel Schaden angerichtet. Besonders schlimm traf es Bisingen im Zollernalbkreis. Nun hat sich die Lage wieder beruhigt.
Nach Gewittern und Starkregen hat sich die Wetterlage in Baden-Württemberg wieder entspannt. Es gebe keine Einsätze mehr, berichteten Polizeipräsidien am Freitag auf Anfrage. Meldungen über Verletzte liegen nicht vor. In Baden-Württemberg bleibt es zunächst kühl und wechselhaft, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Am Wochenende könne es aber am Rhein bis zu 21 Grad warm werden.
Am Donnerstag hatten Gewitter und Starkregen in mehreren Regionen in Baden-Württemberg Schäden verursacht. Straßen wurden überflutet und Keller liefen voll. Besonders hart traf es Bisingen (Zollernalbkreis). Nach dem starken Gewitter am frühen Donnerstagabend trat der Klingenbach über die Ufer. Am Freitag teilte die Polizei mit, im Bereich des Ortes müsse weiter mit Behinderungen gerechnet werden. Eine Landesstraße blieb noch für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Geschäfte und Keller mussten nach dem Unwetter am Donnerstag ausgepumpt und überflutete Straßen freigemacht werden. Seit 40 Jahren habe es in Bisingen kein solches Unwetter mehr gegeben, sagten Anwohner. Die Polizei meldete in der Region mehr als 90 Einsatzstellen, Hunderte Notrufe gingen ein. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.
"Das Ausmaß ist verheerend", sagte Bisingens Bürgermeister Roman Waizenegger (CDU) dem SWR. Der Klingenbach hätte sich zwischenzeitlich zu einem reißenden Fluss entwickelt.
SWR-Reporter Tobias Faißt schilderte gegen 19:30 Uhr die Lage vor Ort:
Videos bei Social Media zeigen Ausmaß der schweren Regenfälle
Auf Social-Media-Plattformen ist in mehreren Videos zu sehen, wie dramatisch die Lage in Bisingen gewesen sein muss. Die Fluten rissen Autos mit, im Ort entstand innerhalb kürzester Zeit ein Bach, der massive Schäden verursachte. So stand unter anderem der Marktplatz der Gemeinde im Zollernalbkreis unter Wasser, mehrere vollgelaufene Geschäfte sind zu sehen.
Laut Polizeipräsidium Reutlingen war ein Notruf nach dem anderen eingegangen. Feuerwehr, Rotes Kreuz und die DLRG waren mit 250 Rettungskräften im Großeinsatz. In der Nacht zum Freitag entspannte sich die Lage wieder. Die Polizei teilte mit, dass sich die Lage vor Ort wieder entspannt habe. Diverse Einsatzstellen würden von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk noch abgearbeitet, es gebe aber keine Verletzten oder Vermissten, sagte ein Polizeisprecher. Der Regen habe aufgehört.
Die Sachschäden ließen sich zunächst nicht abschätzen. "Alles weitere müssen wir bei Tageslicht anschauen", so der Sprecher weiter.
Schwere Unwetter in Baden-Württemberg: Starkregen und Sturmböen
Auch in anderen Teilen Baden-Württembergs kam es zu heftigen Unwettern mit Starkregen und Sturmböen, teils hagelte es. Wie die "Schwäbische Zeitung" online berichtete, traf ein Hagelsturm die Gemeinde Laichingen (Alb-Donau-Kreis). In Steinach (Ortenaukreis) im Schwarzwald gab es bereits kurz nach 15 Uhr unwetterartigen Starkregen. An mehreren Stellen wurden Straßen überflutet, Keller liefen voll.
Ein Mann blieb mit seinem Fahrzeug in den Wassermassen stecken, die sich unter einer Unterführung angesammelt hatten. Der Wagen konnte später abgeschleppt werden. Auf der Landstraße 103 von Steinach Richtung Welschensteinach (Ortenaukreis) musste die Feuerwehr zeitweise den Verkehr wegen einer überfluteten Straße regeln und einspurig daran vorbeiführen.
Auch in Altenbach (Rhein-Neckar-Kreis) kam es am Donnerstagnachmittag zu einem heftigen Unwetter. Der Verkehr kam am frühen Abend auf der L596a zum Stillstand. In Schriesheim (Rhein-Neckar-Kreis) stand laut Polizei eine Straße unter Wasser, es gab Verkehrsbehinderungen. Wie der Schriesheimer Feuerwehrkommandant dem SWR mitteilte, waren mehrere Keller vollgelaufen. Anwohner hätten mit Sandsäcken versucht, ihre Keller zu schützen. Seit dem frühen Abend hat sich die Lage aber auch hier wieder entspannt.
In Heiligkreuzsteinach im Rhein-Neckar-Kreis drohte laut Polizei ein Hang abzurutschen. Auch dort war die Ortsstraße teilweise überflutet. Der Campingplatz im Ortsteil Altneudorf ist ebenfalls überschwemmt worden. Im Ortsteil Eiterbach (Rhein-Neckar-Kreis) ist der Pegel des gleichnamigen Eiterbachs so stark angestiegen, dass er über die Ufer trat.
Zugausfälle wegen Stellwerkschäden in Tübingen und Sigmaringen
Wegen der Unwetter ist es rund um Tübingen und Sigmaringen zu Zugausfällen gekommen. Die Stellwerke in den beiden Städten wurden laut Deutscher Bahn beschädigt. Mittlerweile seien die Stellwerke repariert worden. Laut Deutscher Bahn mussten Bahnreisende allerdings noch einige Zeit mit Verzögerungen rechnen.
Sigmaringendorf besonders betroffen Schwere Unwetter im Landkreis Sigmaringen
Im Kreis Sigmaringen hat am Donnerstagnachmittag ein heftiges Unwetter gewütet mit Gewitter, Starkregen und Hagel. Besonders betroffen war die Gemeinde Sigmaringendorf.
Rund um Stuttgart gingen viele Blitze nieder, die zu mehreren Feuerwehreinsätzen führten. Nachdem ein Blitzeinschlag zu einer Rauchentwicklung aus einem Sicherungskasten führte, alarmierten die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Stuttgart-Wolfbusch die Feuerwehr. Mit Drehleiter und Wärmebildkamera kontrollierten die Feuerwehrleute das Wohngebäude, konnten jedoch keinen Brandausbruch feststellen.
In Stuttgart-Botnang drohte am Nachmittag ein massiver Baum, in den zuvor ein Blitz eingeschlagen hatte, auf ein Wohngebäude zu stürzen. Die Feuerwehr entfernte die beschädigten Baumteile in Zusammenarbeit mit einem Forstwirt.
Rheinland-Pfalz und Hessen von Gewittern betroffen
Vom Südwesten Deutschlands bis in die Mitte des Landes hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor möglichen lokalen Gewittern mit Starkregen gewarnt. Sogar Hagelschauer und Sturmböen waren möglich. In der Nacht zum Freitag gab der DWD dann Entwarnung: Alle Unwetterwarnungen in Deutschland konnten aufgehoben werden. Im Westen muss zum Tagesstart noch mit kräftigem Regen gerechnet werden. Dieser sollte aber am Morgen westwärts aus Deutschland abziehen.
Auch in Rheinland-Pfalz entspannte sich am Freitag die Lage. Von den Unwettern war am frühen Donnerstagabend vor allem die Eifel betroffen. Der DWD hatte für den gesamten Kreis Ahrweiler eine Warnung vor "markantem Wetter" herausgegeben und zusätzlich für Teile des Kreises eine amtliche Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter.
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