Die Schulen in Baden-Württemberg kämpfen derzeit mit vielen Problemen: Lehrermangel, Geldnöte oder viele geflüchtete Kinder. Im SWR spricht Ministerin Schopper über eine mögliche Strategie aus der Misere.
Angesichts des Personal- und Geldmangels will Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), dass die vielen kleinen Grundschulen auf dem Land verstärkt Verbünde bilden.
"Wir müssen viel mehr in Verbünden arbeiten, dass die Schulen ein gemeinsames Team im Kollegium haben, wo die Schulen zu einer Einheit werden", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstagabend in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg!".
Zu viele kleine Schulen in Baden-Württemberg?
Schopper betonte: "Anders wird es auf Dauer nicht gehen, weil so kleine Einheiten, wie wir sie haben, gibt es in keinem anderen Bundesland." In Baden-Württemberg gibt es laut Statistischem Landesamt 776 Grundschulen mit weniger als 100 Schülerinnen und Schüler. 164 Grundschulen haben sogar weniger als 50 Grundschulkinder.
Schopper erläuterte weiter, in manchen Gemeinden gebe es 15 Teilschulen. Hier müssten dringend Schulverbünde gegründet werden. Es gehe auch darum, Unterrichtsausfälle zu vermeiden und die Qualität des Unterrichts zu verbessern. Die Schulen könnten organisatorisch zu einer Einheit werden, "wo man sich auch gegenseitig aushilft, wo man im Team Sachen entwickelt".
So bewertete Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) zuletzt die Situation:
Kleine Schulen sollen erhalten blieben
Kleine Schulen zu schließen und zu größeren Einheiten zu verschmelzen, sei politisch nicht gewollt, erklärte die Ministerin. Hier herrsche die Devise: "Kurze Beine, kurze Wege, das ist politisch mehr oder weniger in Stein gemeißelt."
Das bedeute, dass keine Schule geschlossen werden könne und sei sie noch so klein, so Schopper. Derzeit seien solche Zusammenlegungen auch schwer möglich, weil es solche großen Schulen gar nicht gebe. "Die baut man sich ja nicht innerhalb von 14 Tagen." Schon im April hat die Kultusministerin den kommunalen Schulträgern mit auf den Weg gegeben, über Kooperationen nachzudenken.
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Bildungsgewerkschaft GEW ist offen, sieht aber auch Probleme
Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht eine organisatorische Zusammenarbeit zwischen den Grundschulen positiv. "Dass die Verwaltungseinheiten zusammengelegt werden können, kann ich mir relativ gut vorstellen", sagte Monika Stein, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft dem SWR.
Schoppers Vorschlag, die Lehrerkollegien zusammenarbeiten zu lassen, hält die Gewerkschafterin für schwierig. "Das klingt leichter, als es wirklich ist." Da müsse man abwarten, wie sich die Ministerin das konkret vorstelle. Es dürfe nicht dazu führen, dass die Lehrkräfte hinterher schlechtere Arbeitsbedingungen hätten. So lägen manche Schulen auf dem Land recht weit auseinander. "Man muss eigentlich ein Auto haben, um rechtzeitig von A nach B zu kommen", gab Stein zu bedenken.
Hier können Sie sich die komplette Sendung von "Zur Sache Baden-Württemberg" noch einmal ansehen:
Keine einfache Situation für Lehrkräfte
Für Lehrkräfte sei es auch nicht so einfach, sich zwischen zwei Schulen zu splitten. Stein sagte deshalb: "Es könnte sein, dass das eine schöne Idee ist, die in der Umsetzung doch leise stirbt."
Die GEW-Landeschefin verwies zudem darauf, dass die Kommunen als Schulträger großes Interesse daran hätten, dass sie vor Ort eine Grundschule anbieten können. "Das ist ein Standortvorteil, damit sich junge Familien ansiedeln." Sie sei gespannt, ob sich Land und Gemeinden hier einigen können. "Die Kommunen werden nicht begeistert sein."
Lehrerverband VBE ist für Erhalt der kleinen Schulen
Der Verband Bildung und Erziehung lehnt Schoppers Reformvorschlag ab. "Der VBE steht für den Erhalt der kleinen Grundschulen", sagte Verbandschef Gerhard Brand dem SWR. "Die kleinen Grundschulen liefern sehr gute Qualität ab, weil sie sehr nah am Kind arbeiten." Die Lehrkräfte würden jedes Kind persönlich kennen und könnten sehr intensiv mit ihm umgehen. Die Kinder seien in der Regel sehr gut auf die weiterführende Schule vorbereitet.
Selbstverständlich wisse man um die Schwierigkeiten. "Wenn in kleinen Grundschulen eine Lehrkraft ausfällt, ist das ein Problem." In größeren Grundschulen könne leichter eine Vertretung organisiert werden. Der Erhalt der Schulen sei natürlich auch ein Kostenfaktor, bei größeren Einheiten gebe es Synergieeffekte. Aber: Unter dem Strich überwiege bei den Kommunen der Standortvorteil durch eine eigene Schule im Ort.
Schlechte Leistungen von Viertklässlern
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