BW-Innenminister Thomas Strobl (CDU) warnt davor, dass Rechtsextremisten über Online-Spiele Kontakt zu Jugendlichen suchen. Sehr schnell könnten die Kinder so radikalisiert werden.
Junge Spielerinnen und Spieler von Online-Games riskieren aus Sicht des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU), über die Plattformen in rechtsextreme Strukturen abzurutschen. Kinder und Jugendliche würden dabei gezielt angesprochen und in Gruppen und Chats eingeladen, warnte der CDU-Politiker. "Gaming kann zum emotionalen Klebstoff zwischen Jugendlichen, aber auch Kindern und Rechtsextremisten werden", sagte Strobl. Er fügte hinzu: "Kinder und Jugendliche werden gezielt über Gaming-Plattformen abgefischt, in geschlossene Chatgruppen etwa von Telegram abgezogen und dort einer regelrechten Turboradikalisierung unterzogen."
Direkter Kontakt mit Rechtsextremisten
Das landeseigene Kompetenzzentrum gegen Extremismus (Konex) hat nach Angaben Strobls im vergangenen Jahr ein Auge auf die Radikalisierung von Kindern über das Netz und vor allem über Online-Spiele geworfen. Untersucht worden sei unter anderem, wie Kinder und Jugendliche "geködert und für menschenverachtende Ideologien instrumentalisiert werden", sagte Strobl. Laut Studie bekommen Minderjährige über die Plattformen schnell direkten Kontakt zu offen auftretenden Rechtsextremisten. Folgen können ein gegenseitiger Austausch und sehr schnelle Radikalisierungsprozesse sein.
Seit der Gründung 2017 unter dem Dach des baden-württembergischen Innenministeriums sprechen Konex-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter junge Menschen direkt an, um sie zum Ausstieg aus der islamistischen oder rechtsextremen Szene zu bewegen. Diese jungen Leute waren durch Äußerungen oder Teilnahmen an einschlägigen Veranstaltungen ins Blickfeld geraten. Kernaufgabe der Soziologen, Pädagogen und Islamwissenschaftler ist die Ausstiegsberatung für Radikalisierte jeglicher Richtung und deren enges soziales Umfeld.
Langer Weg bis zum Ausstieg aus der Szene
Bis der Ausstieg allerdings gelingt, braucht es laut Strobl oft monatelange oder jahrelange Ausstiegsberatungen. Der Minister gibt zu bedenken: Eltern oder Geschwister nähmen zwar wahr, wenn sich eine Person im privaten Umfeld verändere. Sie könnten die Situation aber oft nicht einordnen. In einem solchen Fall könne sich das private Umfeld an Konex wenden. Dort gebe es Hilfsangebote.
Wie Rechtsradikale Online-Games unterwandern, zeigt dieser SWR-Beitrag über die Gaming-Plattform Roblox vom 11. April 2023:
Mehr als 100 neue Fälle in Baden-Württemberg im Jahr 2022
Laut den aktuellen Zahlen sind im vergangenen Jahr mehr als 100 neue Fälle eingegangen, jeder zweite davon aus dem Bereich Rechtsextremismus, jeder dritte hatte einen islamistischen Hintergrund. Monate-, teils jahrelang wird danach beraten. Insgesamt wurden seit 2018 rund 500 Vorgänge bearbeitet, wie es weiter hieß.