Der emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Der Freiburger Erzbischof würdigte die geistige Brillanz des "deutschen" Papstes.
Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat weltweit Trauer ausgelöst. Auch in Baden-Württemberg würdigten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik seine Arbeit. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger bedankte sich für dessen Wirken. In einer schriftlichen Stellungnahme sprach er von der geistigen Brillanz und Klarheit des bayerischen Theologieprofessors. Jedoch merkte der Erzbischof auch an, dass die Ereignisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen und -tätern nicht ausgeblendet werden dürften. Diese würden Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising betreffen.
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst würdigte Benedikt XVI. als "prägende Figur" der katholischen Kirche und "großen Theologen", der die Kirche nachhaltig geprägt habe. Fürst erklärte, er habe an ihm besonders seinen "wachen Intellekt, seine Bildung, Sensibilität und Feinsinnigkeit" geschätzt.
Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes sagte, Benedikt XVI. repräsentiere mit seiner Biographie "Drama und Dynamik der katholischen Kirche an der Jahrtausendwende". Dass die Kirche heute dort steht, wo sie steht, sei auch ihm zu verdanken.
Landesbischöfin Springhart: Benedikt gab vielen Christen Orientierung
Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart hat Benedikt XVI. als scharfsinnigen Theologen gewürdigt. Er habe vielen Menschen der weltweiten Christenheit Orientierung gegeben, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst in Karlsruhe. Zu diesem Scharfsinn habe auch die Erkenntnis zu seinem Rücktritt 2013 gehört.
Reaktionen auf den Tod des früheren Papstes Landesbischöfin Springhart: Benedikt XVI. war "scharfsinniger Theologe"
Die Bischöfin der badischen evangelischen Landeskirche, Heike Springhart, hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als scharfsinnigen Theologen gewürdigt.
Kretschmann: Früherer Papst "uneitel, sanft und bescheiden"
Auch Politiker aus Baden-Württemberg reagierten auf den Tod des früheren Papstes. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte ihn als "engagierten Kämpfer für die Einheit der Kirche" und beharrlichen Verteidiger dessen, "was ihm als Wesensgehalt des Katholizismus unaufgebbar schien". Dessen Amtsverzicht aus Altersgründen 2013 nötige ihm Respekt ab, sagte er dem SWR. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach von "tiefer Trauer". Benedikt sei für viele Menschen Vorbild gewesen und habe Halt und Orientierung gegeben.
Im September 2011 besuchte Papst Benedikt Freiburg. Zum Ende seiner Deutschlandreise feierten rund 100.000 Menschen mit ihm die Heilige Messe. SWR-Reporter Christof Gerlitz berichtete damals von der Freiburger Messe:
Politiker würdigen die Arbeit Benedikts XVI.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel sprach von einem "streitbaren Intellektuellen und großen Deutschen und Europäer". Der Ravensburger Bundestagsabgeordnete Benjamin Strasser (FDP) nannte den Verstorbenen einen "klugen Theologen, mit dem ich als Katholik sicher nicht immer einverstanden war, dessen Konsequenz mich aber beeindruckt hat".
Für die in Ulm lebende Annette Schavan (CDU) geht mit dem Tod des emeritierten Papstes eine Ära zu Ende. Die ehemalige Bundesbildungsministerin und Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl (2014 bis 2018) sagte am Samstagvormittag bei tagesschau24, er habe "in großer Liebe zur Kirche" gelebt und "ein umfangreiches wissenschaftliches Werk" abgeliefert. Er habe sich sehr um die Kirche gesorgt und immer wieder versucht, Vernunft und Glaube miteinander zu verbinden. Die Kirche sei für ihn Familie und Zuhause gewesen.
Frühere Botschafterin im Vatikan zum Tod von Benedikt XVI. Schavan: "Eine Ära, die jetzt zu Ende geht"
Für die in Ulm lebende Annette Schavan geht mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt "eine Ära zu Ende". Wie sie ihn als Botschafterin im Vatikan erlebt hat, schildert sie im Interview.
Konservativer Papst auch in der Kritik
Joseph Ratzinger wurde 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. Als Professor lehrte er an mehreren Universitäten, unter anderem in Tübingen. Ab 1977 war er Erzbischof von München und Freising, 1989 wurde er Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation. Als engster Mitarbeiter seines Vorgängers Johannes Paul II. wurde Ratzinger 2005 schließlich Papst.
Gerade in Deutschland blickte man auch kritisch auf die Papstwahl: Zwar titelte "Bild" stolz "Wir sind Papst", doch galt Joseph Ratzinger bereits in seiner Rolle als Kardinal als besonders konservativ. Er trat für den priesterlichen Zölibat ein und gegen die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Beziehungen. Ratzinger galt als wichtiger Theologe des 20. und 21. Jahrhunderts. Vor allem wegen des Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche war er umstritten.
Gemischte Gefühle äußern Menschen in Ulm zum Tod Benedikts XIV. bei einer SWR-Umfrage am Samstagmittag:
Privatsekretär Gänswein nimmt früheren Papst in Schutz
Der aus dem Schwarzwald stammende Privatsekretär des früheren Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, verteidigte diesen gegen Kritik. Benedikt sei "kein gefühlloser Papstautomat" gewesen, schrieb er in einem Beitrag für die "Bild". Er sei auch "auf dem Thron Petri ganz und gar Mensch" geblieben. Er betonte, der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sei auch dem früheren Papst sehr nahe gegangen.
Gesundheitszustand seit Monaten verschlechtert
Seit seinem überraschenden Amtsverzicht im Februar 2013 lebte Benedikt XVI. in einem früheren Kloster in den vatikanischen Gärten. Er war nach Coelestin V. (1294) erst der zweite Papst der Geschichte, der freiwillig von seinem Amt zurücktrat. Seit Monaten hieß es, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. Geistig aber sei er den Umständen entsprechend fit. Noch am 28. Dezember hatte Papst Franziskus um Beistand für seinen "sehr kranken" Vorgänger gebeten und zu einem "besonderen Gebet" für ihn aufgerufen.
Der als Joseph Ratzinger in Deutschland geborene Benedikt starb nach Angaben des Vatikans um 9:34 Uhr. Sein Leichnam soll ab Montag im Petersdom aufgebahrt werden, damit die Gläubigen Abschied nehmen können.