Beim Thema Gendern gehen die Meinungen stark auseinander. Der Rat für deutsche Rechtschreibung will Gender-Sternchen und Co. nicht ins amtliche Regelwerk aufnehmen - jedoch weiter beobachten.
Gendergerechtes Schreiben bleibt weiterhin vom amtlichen Regelwerk ausgeschlossen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich am Freitag bei einem Treffen im belgischen Eupen gegen eine neue Empfehlung zum Gendern ausgesprochen. Er wolle die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen wie Genderstern und Doppelpunkt weiter beobachten, hieß es in einer Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur. In Deutschland werden immer wieder kontroverse Debatten über das Gendern geführt - auch in Baden-Württemberg.
Ergänzung im amtlichen Regelwerk
Im Rat sind Expertinnen und Experten aus sieben deutschsprachigen Ländern und Regionen Mitglied. Seit 2004 ist er das für die Rechtschreibung maßgebliche Gremium. Bereits 2021 hatte das Gremium Gendern abgelehnt. Bei seiner Sitzung am Freitag hat er beschlossen, in das Amtliche Regelwerk der Rechtschreibung einen Ergänzungspassus aufzunehmen, in dem es heißt: "Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. (...) Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind."
Sprache, die spaltet - ist Gendern überfällig oder unterirdisch? Hier können Sie die Beiträge aus der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" ansehen:
CDU gegen verbindliches Gendern - Kretschmann lehnt Gendern an Schulen ab
Während das Gremium noch beraten hat, gab es in der Politik klare Positionen zum Thema Gendern. Der Chef der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Manuel Hagel, lehnte Änderungen in der deutschen Rechtschreibung am Donnerstagabend in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" ab. Privat könne jeder, der es möchte, gendern, so der CDU-Fraktionschef. In der öffentlichen Verwaltung, in Schulen, an Universitäten und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauche es aber Regeln und diese gebe der Rat für deutsche Rechtschreibung vor.
Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich gegen das Gendern an Schulen ausgesprochen. Es sei schlimm genug, dass viele Grundschüler nicht lesen könnten, so Kretschmann damals. "Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht." Zuspruch erhielt der Ministerpräsident unter anderem vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) und dem Philologenverband. Auch die FDP und AfD im Land hatten sich immer wieder gegen das Gendern ausgesprochen.
Behörden fehlt Orientierung beim Gendern
Die Geschäftsführerin des Rats, Sabine Krome, sagte vor dem Treffen: Bislang habe es keinen Passus im vom Rat herausgegebenen Amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung "explizit zum Umgang mit gendergerechter Schreibung, und hier insbesondere den die Orthografie betreffenden Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt" und andere im Wortinneren gegeben. Über eine Aufnahme eines solchen Passus werde beraten und es werde auch etwas beschlossen. Hintergrund ist Krome zufolge auch, dass es in den vergangenen Jahren viele Anfragen von behördlicher Seite und von Schulen gab. Sonderzeichen zur Kennzeichnung aller Geschlechter sind in vielen Schulen, Hochschulen und Behörden üblich geworden, werden aber nicht einheitlich verwendet.
Thema Gendern: Die Meinungen gehen auseinander
Das Thema Gendern spaltet nicht nur die Meinungen in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. So gibt es Menschen, die gendersensible Sprache als sehr wichtig und gerecht empfinden. Wiederum andere sammeln Unterschriften gegen das Gendern und fordern ein klares Verbot - wie kürzlich in Heidelberg.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung macht immer wieder Vorschläge zur Anpassung der Rechtschreibung und übergibt diese dann der Konferenz der Kultusministerinnen und Kultusminister von Bund und Ländern (KMK), die sich an den Empfehlungen orientiert. Der Rat hat seinen Sitz am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Unter den ehrenamtlichen Mitgliedern sind Expertinnen und Experten aus den Bereichen Sprachwissenschaft, Verlagswesen, Journalismus, Pädagogik oder Schulbildung.
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