Im Prozess gegen den Inspekteur der Polizei BW ging es am Freitag um die Anschuldigungen einer weiteren Frau. Der mutmaßliche Täter soll sie ebenfalls bedrängt haben.
Der Prozess gegen den derzeit bei vollen Bezügen freigestellten ranghöchsten Polizeibeamten Baden-Württembergs wurde am Freitag vor dem Landgericht Stuttgart mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Dabei sind neue Vorwürfe zur Sprache gekommen. Demnach soll Andreas R. in der Silvesternacht 2020 eine ihm fremde 41-jährige Zeugin mit seinen sexuellen Vorlieben behelligt haben.
Treffen in Stuttgarter Eckkneipe
Mehrfach habe der Polizei-Inspekteur in einer Eckkneipe in Stuttgart-Bad Cannstatt versucht, die 41-jährige Zufallsbekanntschaft zu küssen, obwohl die Frau mit ihrem Ehemann am Tresen stand. Er habe sie unvermittelt mit seinen sexuellen Fantasien belästigt und versucht, sie zu überzeugen, die Kneipe mit ihm zu verlassen.
Sie habe das abgelehnt. "Mein Nein wurde nicht akzeptiert", sagte die Zeugin. Der Angeklagte habe sie gebeten, sich zu melden, falls sie es sich anders überlege. Zudem habe er sie "betatscht und im Gesicht gestreichelt". Die Begegnung habe sie als sehr unangenehm empfunden, sie verstöre sie bis heute.
Die Verteidigerin des Polizei-Inspekteurs kritisierte die Vernehmung der Zeugin. Der Vorfall habe für das Verfahren keinerlei Relevanz. Der Anwalt der Nebenklägerin, an den sich die Zeugin auch gewendet hatte, widersprach. Die Aussage lasse Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Angeklagten zu.
Nacktfotos im Kinderzimmer
Am Vormittag sind weitere Zeugen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen worden. Dabei ging es auch um Nacktbilder, die der Angeklagte im Jahr 2019 ebenfalls an eine Polizistin verschickt haben soll. Deren Mann hatte die Fotos auf dem Tablet seiner Frau entdeckt und den mutmaßlichen Täter unter anderem damit konfrontiert, dass die Intimbilder im Kinderzimmer aufgenommen wurden.
Anklage wegen sexueller Nötigung gegen Andreas R.
Die Anklage wirft dem freigestellten Inspekteur der Polizei vor, eine Kollegin sexuell genötigt und dabei seine berufliche Stellung ausgenutzt zu haben. Der Vorfall soll deutlich später passiert sein. Andreas R. soll die klagende, zur Tatzeit 32 Jahre alte Polizistin in einer Nacht im November 2021 vor einer Kneipe in Stuttgart sexuell genötigt haben.
Der Fall hat bei der Polizei und in der Politik für viel Aufregung gesorgt - und ist auch Thema eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der seit Monaten läuft. Fortgesetzt wird der Prozess am 30. Juni. Dann will sich das Gericht mehrere Chatverläufe anschauen und die Beweisaufnahme beenden. Am 7. Juli sollen die Schlussplädoyers gehalten werden. Mitte Juli wird ein Urteil erwartet.
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