Gesetz im EU-Parlament gescheitert

BW-Agrarminister Hauk begrüßt Aus für Pestizidgesetz - BUND BW: "Fatale Entscheidung"

Stand
Onlinefassung
Matthias Breitinger

Das EU-Parlament hat den Vorschlag der Kommission abgelehnt, den Einsatz von Pestiziden deutlich zu reduzieren. Im Land stößt die Entscheidung auf ein geteiltes Echo.

Zum Schutz der Umwelt wollte die EU-Kommission den Einsatz von Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmitteln in der EU deutlich reduzieren - doch ein entsprechender Entwurf für eine Pflanzenschutzverordnung ist im Europaparlament gescheitert.

Bei einer Abstimmung am Mittwoch in Straßburg fand sich keine Mehrheit für den Vorschlag aus Brüssel, die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu senken, um gegen das Artensterben vorzugehen. Abgelehnt wurde auch ein Antrag, die Verordnung im zuständigen Ausschuss nachzuverhandeln.

BW-Minister Hauk: "Vernünftige Entscheidung"

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bezeichnete die Ablehnung durch die EU-Parlamentarier als vernünftig. Zwar habe die Landesregierung die Zielrichtung der Verordnung grundsätzlich begrüßt, aber "erheblichen Nachbesserungsbedarf" angemeldet, sagte Hauk dem SWR. Als Beispiel hierfür nannte er das von der EU-Kommission angeregte vollständige Verbot eines Pestizideinsatzes in ökologisch besonders empfindlichen Gebieten, etwa in städtischen Parks. Dieser Vorschlag könne nicht unterstützt werden.

"Ohne die Anwendung von Pflanzenschutzmittel ist weder ein integrierter noch ein ökologischer Anbau möglich", erklärte Hauk. Zudem wachse die Bürokratie für Landwirte und Behörden gleichermaßen weiter an.

Die pauschalen Reduktionsziele nähmen auch keine Rücksicht auf das, was das Land bereits zur Verbesserung der Biodiversität unternommen habe. "Baden-Württemberg hat mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz vorgemacht, wie man Pflanzenschutzmittelreduktion gemeinsam mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie lösen kann", so der BW-Agrarminister. Ein wesentlicher Punkt des Landesgesetzes: Der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel soll bis 2030 um 40 bis 50 Prozent gesenkt werden.

Bauernverband begrüßt Entscheidung des EU-Parlaments

Positiv wird das Abstimmungsergebnis in Straßburg auch von den Landwirten aufgenommen. Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben hätten die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet, sagte der Präsident des baden-württembergischen und deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Man werde das Ziel, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, auch weiterhin verfolgen, sagte Rukwied. "Dabei muss dennoch Ernährungssicherung als oberste Prämisse gelten."

BUND BW sah EU-Verordnung als Ergänzung zu Landesgesetz

Naturschützer reagierten hingegen enttäuscht. Christoph Schramm, Agrarreferent des BUND Baden-Württemberg, sprach von einer "fatalen Entscheidung". "Die Verordnung hätte als Ergänzung zum baden-württembergischen Biodiversitätsstärkungsgesetz das Artensterben im Ländle eindämmen können", sagte er dem SWR. Bisher würden in Baden-Württemberg beispielsweise nur die Pestizidmengen, nicht jedoch die Stärke reduziert.

Der vom Parlament abgelehnte Entwurf wird derzeit auch von den EU-Staaten behandelt. Kommen diese zu einer gemeinsamen Position, könnte die Verordnung in einer zweiten Lesung ins Europaparlament zurückkommen. Dass dies vor den anstehenden EU-Wahlen im Sommer 2024 geschieht, gilt jedoch als unrealistisch.

Mehr zur Landwirtschaft in Baden-Württemberg

Ellwangen

Auswirkung auf Grundwasser muss geprüft werden Gericht stoppt Erweiterung eines großen Rinderstalls in Ellwangen

Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat die Erweiterung eines Rinderstalls in Ellwangen vorläufig gestoppt. Der BUND fordert nun ein neues Genehmigungsverfahren, das Landratsamt will einen Punkt prüfen.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Bad Mergentheim

Zwischen Bangen und Hoffen Landwirtschaft in BW: Eine Familie kämpft gegen Trockenheit und Hitze

Unsere Sommer werden immer trockener. Das ist vor allem für Winzer und Landwirte ein Problem. Eine Familie aus Bad Mergentheim zeigt, wie es trotzdem weitergeht.

Zur Sache! Extra: Wetter extrem - Wie der Klimawandel unseren Alltag verändert SWR Fernsehen

Baden-Württemberg

Wasserverbrauch in der Landwirtschaft BW-Landwirtschaftsminister lehnt Wassercent für Bauern weiter ab

Wasser ist im Sommern knapp. Damit auch Landwirte mehr bei der Bewässerung sparen, müssen sie in manchen Bundesländern eine Abgabe zahlen. In Baden-Württemberg weiter nicht.

Zur Sache! Extra: Wetter extrem - Wie der Klimawandel unseren Alltag verändert SWR Fernsehen

Stand
Onlinefassung
Matthias Breitinger

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.