Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann (Grüne) will die Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer verbessern. Ein Mittel: mehr Radwege. Aber da hapert es.
Mit einem Paket aus mehreren Maßnahmen könnten aus Sicht des baden-württembergischen Verkehrsministeriums tödliche Radunfälle um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vorgestellt hat. Konkret nannte der Minister den Ausbau von Radwegen, bessere Sicht an Kreuzungen und Einmündungen, ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde für alle auf Landstraßen und gezielte Trainings für Radler.
Zudem zeigten die Berechnungen, dass 40 Prozent der schweren Unfälle verhindert werden könnten. Das seien rund 1.000 Schwerverletzte und 4.000 Leichtverletzte im Jahr. "Das sind schon erhebliche Zahlen, um die es geht", so Hermann.
Zahl tödlicher Radunfälle in BW zurückgegangen
Im Jahr 2022 starben in Baden-Württemberg laut Innenministerium 75 Radfahrerinnen und Radfahrer bei Unfällen, mehr als 2.000 Menschen wurden schwer verletzt. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres ging die Zahl der tödlichen Radunfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dagegen zurück. Im ersten Halbjahr des Jahres 2023 starben nach Angaben des Innenministeriums 21 Radfahrerinnen und Radfahrer bei Unfällen, im Vorjahreszeitraum waren es noch 31 gewesen.
Dieser Trend dürfte sich auch im zweiten Halbjahr 2023 fortgesetzt haben. "Aus den vorläufigen Zahlen bis einschließlich November 2023 zeigt sich, dass für das Jahr 2023 deutlich weniger tödliche Unfälle im Radverkehr absehbar sind", teilte das Innenministerium mit. Die endgültigen Zahlen zu Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr will Innenminister Thomas Strobl (CDU) Ende März verkünden.
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Mehr Radverkehr ist Teil der Vision Zero in BW
"Die Sicherheit im Straßenverkehr steht für mich an oberster Stelle. Der steigende Radverkehrsanteil im Land muss nicht mehr Unfälle bedeuten", erklärte Hermann. Daher habe das Verkehrsministerium fünf Maßnahmen ermittelt, mit denen sich schwere Unfälle vermeiden ließen. "Der systematische Ausbau von Radwegen ist unerlässlich auf dem Weg zur Vision Zero", betonte der Verkehrsminister.
Es gebe aber auch schnellere Maßnahmen mit hoher Wirksamkeit - darunter beispielsweise Tempo 80 außerhalb von Ortschaften. Dadurch könnten laut der Untersuchung allein etwa 25 Prozent der Getöteten im Radverkehr verhindert werden. Auch eine bessere Sicht an Einmündungen und Kreuzungen verringere die Wahrscheinlichkeit tödlicher Unfälle. Dazu müssten Kommunen stärker gegen Falschparker vorgehen.
Die Vision Zero ist Bestandteil des Koalitionsvertrags zwischen Grünen und CDU. Sie sieht unter anderem vor, dass bis 2030 der Radverkehr bis zu 20 Prozent des Verkehrsaufkommens ausmachen soll.
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Landesregierung hinkt hinter Ausbauplänen zurück
Mit dem Ausbau der Radwege im Land geht es allerdings eher schleppend voran. Zwar hat sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, bis 2030 rund 860 Kilometer neuer Radwege zu bauen. Bis zum Jahr 2040 sollen sogar etwa 2.000 Kilometer Radwege entstehen. Im vergangenen Jahr wurden jedoch nur 27 Kilometer Radwege an Bundesstraßen und 42 Kilometer Radwege an Landesstraßen fertiggestellt. Ginge es in diesem Tempo weiter, würden 2030 lediglich rund 500 Kilometer mehr bereitstehen.
Land stellt Bedarfsplan vor 2.000 Kilometer neue Radwege in BW bis 2040
Das BW-Verkehrsministerium will Lücken im Radwegenetz schließen. Am Dienstag hat Minister Winfried Hermann (Grüne) dafür erstmals einen Bedarfsplan für Radwege vorgestellt.
2024 will das Ministerium Tempo machen und 35 Kilometer Radwege an Bundes- und 81 Kilometer an Landesstraßen bauen. Dafür sollen vom Bund 25 Millionen Euro an Fördergeldern und 30,7 Millionen Euro aus Landesmitteln bereitstehen.