Vor zehn Jahren zogen die ersten Bewohner in die Heidelberger Bahnstadt. Sie ist geprägt durch Passivhäuser und gute Infrastruktur - aber auch Einförmigkeit, hohe Mieten und Hitze.
Etwa 5.800 Menschen wohnen in der Heidelberger Bahnstadt, fast 7.000 sollen es einmal werden. Der Stadtteil gilt weiter als größte Passivhaussiedlung der Welt. Für die Stadtspitze ist die Bahnstadt eine Erfolgsgeschichte.
Nah am Hauptbahnhof
Der Stadtteil liegt am Heidelberger Hauptbahnhof. Er ist auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs entstanden. Die Bahn hatte Gelände wie dieses in anderen Städten Deutschlands Mitte der 2000er Jahre verkauft. In Heidelberg ist die Bahnstadt rasch gewachsen. Straßenbahnen fahren, es gibt Supermärkte, Geschäfte, Spielplätze, Kinderbetreuung und eine Grundschule. Die Bahnstadt ist der jüngste Stadtteil Heidelbergs, mit einem Durchschnittsalter von 29,5 Jahren, so die Stadtverwaltung. Hier leben Menschen aus über 100 Nationen.
Aber es gibt auch Kritik. Die Mieten im Stadtteil sind sehr hoch und die die Individualförderung für Mieter läuft im kommenden Jahr aus. Lothar Binding, der Vorsitzende des Heidelberger Mietervereins, nennt die Bahnstadt einen "Stadtteil der Besserverdienenden".
Zudem ist es in den Sommermonaten in der Bahnstadt heiß. Es gibt wenig Schatten und die hellen Gebäude leiten Wärmestrahlung auf Plätze und Straßen. Auch in den Häusern selbst ist es im Sommer sehr heiß, sagen viele Bewohnerinnen und Bewohner. Lothar Binding nennt Gründe für die Hitze:
Die Bahnstadt hat eine rasante Entwicklung genommen. Das hat auch mit den Renditeerwartungen der Gesellschafter der Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EgH) zu tun. Die landeseigene L-Bank mit ihrer LBBW-Immobilien und die Sparkasse Heidelberg haben auf ihre Profitchancen geachtet, zusammen mit der der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz Heidelberg (GGH) sind sie Partner in der EgH.
Erhebliche Kosten und Passivbauweise
Die Kosten für den Erwerb der Flächen waren für die Investoren erheblich, die bahneigene Immboliengesellschaft Aurelis hatte beim Verkauf an die EgH hohe Erwartungen an den Verkaufspreis für das städtebauliche Filetstück mitten in Heidelberg. Diese Situation und nicht zuletzt die aufwendige Passivbauweise haben die Bahnstadt zu einem teuren Stadtteil gemacht.