In den USA müssen ausländische Studierende derzeit um ihre Visa fürchten. Bei Heidelberger Studierenden, die dort hinwollten, sorgt das für Unsicherheit.
Geldstrafe, Inhaftierung, Abschiebung: Ausländische Studierende in den USA, die sich auf sozialen Medien oder auf Demos unerwünscht geäußert haben, müssen Konsequenzen fürchten, wenn sie nicht unverzüglich ausreisen. Das hat unter anderem die größte englischsprachige Tageszeitung Indiens, "Times of India", berichtet. In den USA steht auch die gesamte wissenschaftliche Welt derzeit stark unter Druck. Heidelberger Studierenden mit USA-Auslandsplänen bereitet diese Entwicklung große Sorgen. Das bewegt auch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der derzeit sein hundertjähriges Bestehen feiert.
Heidelberger Studierende machen sich Sorgen
Für die Heidelberger Martha und Luis ist die aktuelle Situation schwierig. Die täglichen Meldungen aus den USA beschäftigen die beiden immer wieder aufs Neue. Denn sie hatten eigentlich ein Auslandssemester in den USA geplant. Vor allem Martha, die 23 Jahre alt ist und Germanistik im Kulturvergleich und Latein studiert, war das Auslandssemester schon seit einem Jahr vorbereitet, sie wollte eigentlich in den Bundesstaat Utah gehen.
Studentinnen sagen geplanten USA-Aufenthalt ab
Doch in den vergangenen Wochen kamen immer neuen Meldungen von Abschiebungen. Für die 23-Jährige besonders belastend: die Willkür dahinter. Auch die Durchsicht sozialer Medien von Gaststudierenden durch Behörden in den USA bereitet der Studentin Sorgen. Sie habe sich zwar nicht politisch auf sozialen Medien geäußert, aber sicher schon mal etwas geliked, das man kritisch auslegen könne, sagt sie. "Das kann ich auch nicht so genau alles rückverfolgen und das macht dann einfach Angst." Aus diesem Grund hat die Studentin sich nun schweren Herzens entschlossen, den Auslandsaufenthalt abzusagen.
"Würde mich nicht wohlfühlen"
Auch die 22-jährige Sara, aktuell ebenfalls Politikstudentin an der Uni Heidelberg, hat sich vor Kurzem vorerst gegen ein Masterstudium in den USA entschieden. Eigentlich wollte sie in Washington oder New York Politik studieren. Dann hat sie sich aber wegen der Wahlergebnisse dagegen entschieden, sich zeitnah zu bewerben.
"Ich würde mich dort einfach nicht wohlfühlen. Ich glaube, als Frau ist das auch nochmal eine andere Entscheidung, die man treffen muss." Auch die politischen Eingriffe an den amerikanischen Universitäten, inklusive Literaturverbote, sieht die 22-Jährige kritisch, weil diese aus ihrer Sicht die Qualität des Studiums beeinflussen könnten.
Heidelberger Student will trotzdem an amerikanische Uni
Der 25-jährige Luis hingegen möchte an seinem Plan festhalten und zum Studium nach Oklahoma gehen. Das war für ihn sogar ausschlaggebend, um überhaupt an der Uni Heidelberg zu studieren, berichtet er. An seiner vorherigen Uni habe es keine entsprechenden Kooperationen mit den USA gegeben. Es sei für ihn ein zu großer Traum, als dass er ihn nun aufgeben will. Er weiß zwar: Eine Einreisegarantie gibt es nicht. Aber er versuche, optimistisch zu bleiben.
Ganz am Ende entscheiden die Grenzoffiziere vor Ort, bis dahin ist nichts sicher.
Die drei Studierenden sind nicht die einzigen, die sich angesichts der aktuellen Entwicklungen unter der Regierung von US-Präsident Donald Trump Gedanken machen. An den Universitäten Mannheim und Heidelberg landen immer wieder Anfragen von verunsicherten Studierenden, die sich fragen, ob sie wirklich ihren Aufenthalt antreten sollen. Demnach würden manche versuchen, ihren Platz zu tauschen und in ein anderes Land zu gehen, heißt es von der Universität Mannheim. Ein Trend lässt sich laut Uni Heidelberg jedoch aktuell nicht ablesen.

DAAD: Abwägung zwischen Zweifel und Chancen
Auch beim DAAD, der den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern fördert, ist diese Sorge zu spüren. Die ersten drei Stipendiaten hätten bereits mitgeteilt, dass sie ihr Stipendium in den USA nicht antreten werden, teilte die Institution mit. Für diese würden jetzt Ersatzländer gesucht. Wie viele abspringen, sei noch nicht absehbar. Marc-Philippe Weller, Professor und Prorektor für Internationales und Diversität an der Universität Heidelberg, kann dies nachvollziehen. Der Experte, der in Heidelberg für DAAD-Angelegenheiten zuständig ist, betont jedoch auch die Chancen, in dieser Zeit in die USA zu gehen. Nirgends sei es spannender, die Entwicklung mitzuverfolgen. Und man setze gerade auf die "Kraft der Jugend, um die Beziehungen wieder zu verbessern." Für ihn sei es wichtig, dass Wissenschaft als Kommunikationsweg auch in solchen Zeiten offen bleibt.
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