Der Heidelberger Unternehmer und Mäzen Wolfgang Marguerre hat die Wirtschaftsgebäude des Klosters "Stift Neuburg" gekauft. Er plant, daraus ein Zentrum für Kammermusik zu machen.
Lange Zeit betrieben die Mönche des Benediktiner-Klosters in Heidelberg-Ziegelhausen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Weil dieser nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, stand ein Teil der Klosteranlage jahrelang leer. Nach eigenen Angaben hat der Heidelberger Mäzen Wolfgang Marguerre die Wirtschaftsgebäude im Sommer 2023 gekauft. Nun möchten er und seine Familie einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren und aus dem Gelände einen sogenannten Kammermusikcampus machen.
Stift Neuburg: Ein Ort für hochtalentierte Musiker aus aller Welt
Ziel sei es, dass Klostergelände so umzugestalten, dass dort hochtalentierte junge Musiker aus aller Welt zusammenkommen, arbeiten und auftreten könnten. In die ehemalige Scheune soll ein Kammermusiksaal eingebaut werden und daneben moderne Unterkünfte und Proberäume entstehen. Für die Planung und Gestaltung - so heißt es in einer Mitteilung - habe man unter anderem das renommierte Architekturbüro Albert Speer + Partner gewinnen können. Jährlich soll es 30 Konzerte geben. Außerdem seien Workshops und Studienprogramme geplant, außerdem Kooperationen mit namhaften Einrichtungen wie der Menuhin Akademie.
Mit Restaurant, Café und Brauerei ein Ort für die ganze Stadt
Das Konzept sehe vor, dass das Gelände weiterhin zugänglich bleibt für die Stadtgesellschaft und andere Interessierte. Auch sollen Restaurant und Café weitergeführt werden. Ob dabei die aktuellen Betreiber gemeint sind, ist allerdings unklar. Die Klosterbrauerei und die Streuobstwiesen seien so in die Planung integriert, dass der "besondere Charme des Stifts" bewahrt werden könne.
Positive Reaktionen seitens der Stadt und des Klosters
Ein Pater des Klosters meinte gegenüber dem SWR, dass es eine wunderbare Aussicht sei, dass auf das Gelände Musik und Kultur einziehen sollen. Die Abtei selbst bleibt aber eine eigenständige Einrichtung, sie ist nicht im Besitz der Familie Marguerre. Derzeit leben noch sieben Mönche im Kloster.
Die Stadt Heidelberg teilte auf Anfrage des SWR mit, dass es Vorgespräche zu dem Projekt gegeben habe und man es gerne begleiten und die nächsten Schritte zur Realisierung besprechen würde. Das Konzept habe das Potenzial, die besondere Aura von Stift Neuburg zu erhalten.
Heidelberger Frühling spricht von Gewinn für die Musikstadt Heidelberg
Eine positive Rückmeldung nach SWR-Anfrage kommt auch von Seiten des Musikfestivals Heidelberger Frühling. Man verfolge schon länger die Idee, auf Stift Neuburg einen öffentlichen Kulturort zu schaffen - und zwar gleichermaßen für Musikerinnen und Musiker, Nachwuchsförderprojekte und die Stadtgesellschaft. Dass diese Idee nun wirklich umgesetzt werden kann, sei ein Gewinn für die Musikstadt Heidelberg.
Vieles ist noch offen
Wann die Pläne konkret realisiert werden können, ist noch unklar. Nach SWR-Informationen liegen bei der Stadt noch keine Bauanträge vor. Allerdings wurde der Bezirksbeirat des Heidelberger Stadtteils Ziegelhausen am Donnerstagabend offenbar bereits über das Projekt informiert. Unklar ist ebenfalls, ob neben der Kammermusik auch andere Musikgattungen auf dem geplanten Campus zum Zug kommen können. In der Vergangenheit kursierte auch die Idee, auf Stift Neuburg eine Liedakademie unterzubringen.
Wolfgang Marguerre gilt als Kammermusik-Liebhaber
Der 84-jährige Wolfgang Marguerre hat in den letzten Jahren bereits etliche Millionen Euro für die Heidelberger Theater- und Stadthallensanierung bereitgestellt. Seit November 2023 ist er Ehrenbürger der Stadt. Er hat in Heidelberg studiert und 1983 das Blutplasma-Unternehmen "Octapharma" gegründet. Marguerre gilt als passionierter Geiger und Kammermusikliebhaber.
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