Seit drei Jahren erforscht das 3R-Zentrum Rhein-Neckar, wie man die Zahl der Tierversuche verringern kann. Jetzt soll die Förderung durchs Land ausgebaut werden.
Weniger Tierversuche, mehr Alternativen und mehr Tierschutz bei Versuchen: Das sind, kurz gesagt, die Ziele des 3R-Zentrums Rhein-Neckar. Dahinter stecken federführend das Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), die Universitätsmedizin Mannheim und die Uni Heidelberg. 3R steht für: Replace, Reduce, Refine. Frei übersetzt: Vermeiden, Verringern, Verbessern.
So wenig Tierversuche wie möglich, so viele wie nötig
Konkret bedeutet das: Tierversuche sollen möglichst durch geeignete Alternativen ersetzt werden. Ist das nicht möglich, gilt es, die Anzahl an Tierversuchen auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren. Außerdem sollen die Belastungen für die Versuchstiere minimiert werden.
Seit drei Jahren gibt es das 3R-Zentrum Rhein-Neckar, und seitdem setzt es sich für diese Ziele ein. Das Zentrum ist Teil eines landesweiten Netzwerks weiterer 3R-Zentren, zum Beispiel in Tübingen und Stuttgart. Gefördert werden die Zentren vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK).
Dauerhafte Förderung durch Ministerium
Im Jahr 2023 ist die Arbeit des 3R-Zentrums Rhein-Neckar ausgewertet worden - jetzt soll es dauerhaft vom Land gefördert werden. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) kündigte bei einem Besuch im Mannheimer ZI an, dass das Zentrum ab 2025 auch weiterhin mit einem Zuschuss von 100.000 Euro jährlich rechnen kann.
Wissenschaftler: Ohne Tierversuche geht es nicht
Bei allen Bemühungen um Alternativen zu Tierversuchen betonen Wissenschaftler und Forscher aber: Obwohl es zahlreiche Alternativmethoden gibt, seien die noch nicht in der Lage, sämtliche Tierversuche in der Forschung zu ersetzen. Die landesweite 3R-Initiative sei deshalb eine gute Ergänzung.
Standards sollen weiter verbessert werden
Um die Standards beim Tierschutz in Versuchen auf den neuesten Stand zu bringen, sollen die drei bisherigen Prinzipien "Replace, Reduce, Refine" künftig auf sechs erweitert werden: Dazu kämen nun "Registrierung, Robustheit und Reporting", hieß es von den Mannheimer Wissenschaftlern beim Besuch der Ministerin. So sollen genaue Pläne für Studien mit Tieren bereits vor Beginn der Versuche registriert werden. Versuche sollten außerdem so geplant werden, dass sie zuverlässige und reproduzierbare Forschungsergebnisse gewährleisten. Und zu guter Letzt sollen sich Forscher bei der Veröffentlichung von Ergebnissen an die Standards der Berichterstattung über die Forschung mit Tieren halten.
Daten mit alternativen Methoden gewinnen
Um Tierversuche weiter zu reduzieren, unterstützt das 3R-Zentrum darüber hinaus Forschungsprojekte, die Daten mithilfe alternativer Ansätze gewinnen. Dazu gehören zum Beispiel Labortests an Zellsystemen sowie Versuche mithilfe von Computermodellen und -simulationen.
Außerdem gibt es am ZI einen MRT-Scanner für Nagetiere. Mit seiner Hilfe kann man die Versuchstiere untersuchen, ohne sie dabei zu verletzen. Am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit hat die Zahl der Tierversuche in den vergangenen zehn Jahren - nach eigenen Angaben - um rund 50 Prozent abgenommen.
Baden-Württemberg auf Platz zwei bei Tierversuchen
Baden-Württemberg ist nach Bayern das Bundesland mit der höchsten Zahl an Versuchstieren. Im Jahr 2021 wurden in Baden-Württemberg fast 860.000 Tiere im Namen der Wissenschaft für Versuche gezüchtet, teilte der Tierschutzbund mit unter Berufung auf Zahlen des Bundesinstituts für Risikobewertung mit. Nur in Bayern sind es mit gut 890.000 noch mehr.