Nach dem ersten Fund der neuartigen "El Tusi"- Droge in BW muss sich eine mutmaßliche Drogenbande am Landgericht Mannheim verantworten. Ein Angeklagter gab ein Geständnis ab.
Seit Freitag muss sich eine mutmaßliche Drogendealer-Bande vor dem Landgericht Mannheim verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Angeklagten vor im März 1,5 Kilogramm der Droge von Spanien nach Deutschland gebracht zu haben, um damit zu handeln. In der Anklage heißt es, dass die Männer, im Alter von 19 bis 27 Jahren, sich etwas Geld zum Lebensunterhalt dazu verdienen wollten. Die Staatsanwaltschaft geht auch davon aus, dass das Quartett mit der Substanz versuchen wollte eine Vormachtstellung in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region zu erzielen.
Gefasst wurde die Gruppe, als sie ein Kilogramm von "El Tusi" für 25.000 Euro an einen verdeckten Ermittler, der sich als Kunde ausgab, verkaufen wollte. Das war das erste Mal, dass die "El Tusi"-Droge in Baden-Württemberg von der Polizei sicher gestellt wurde.
Geständnis beim Prozessauftakt: "Wir waren dumm und naiv"
Beim Prozessauftakt erzählten die Angeklagten von ihrem Werdegang. Sie kennen sich alle schon längere Zeit. Drei von ihnen gaben an, früh Kontakt zu Alkohol und Drogen wie Marihuana gehabt zu haben. Ein Angeklagter, der die deutsch-spanische Staatsbürgerschaft hat, ließ durch seinen Anwalt einen Brief verlesen. Hier hieß es, dass er "nur die eine Tüte verkaufen" wollte. Er bezeichnete sich und seine Komplizen, als "dumm und naiv". Alles soll durch den spanischen Vater eines Bekannten ins Rollen gekommen sein, da dieser ihm "Pink Kokain" angeboten habe, "das es hier so nicht gebe".
Die Verteidiger der anderen beiden Beschuldigten kündigten an, im Prozess ebenfalls Aussagen zum Tathergang machen zu wollen. Drei Angeklagte sind in Untersuchungshaft. Einer von ihnen stellte einen Kautions-Antrag, um aus der U-Haft entlassen zu werden. Der vierte Angeklagte ist bereits Mitte Juli auf Kaution frei gekommen.
Woraus besteht die Partydroge "El Tusi"?
Die synthetische Substanz "El Tusi" besteht unter anderem aus Ketamin (Narkosemittel) und MDMA (auch als Ecstasy bekannt). Der Name "El Tusi" stammt von der synthetischen Droge 2C-B ab - auf Englisch ausgesprochen: "Tusibi". Die Substanz wird auch oft als "Pink Kokain" bezeichnet. Die auffällige Färbung der Droge und die irreführende Behauptung, dass es um Kokain handle, ist laut Drogenverein Mannheim nur ein "Marketing-Trick". Damit soll die Droge attraktiver in der Szene erscheinen. Die aus Südamerika stammende Substanz ist Experten zufolge in Spanien weit verbreitet.
Philip Gerber vom Mannheimer Drogenverein schätzt, dass ein einziges Gramm "El Tusi" rund 80 bis 100 Euro auf dem Schwarzmarkt kostet. Im Vergleich zu anderen Substanzen sei das die "obere Preisgrenze". Die beiden Substanzen Ketamin und MDMA (Ecstasy) seien schon an sich gefährlich; ein Mischkonsum sei aber noch gefährlicher, da man "nie genau weiß, was drin ist und mit wie viel Prozent die Substanz innerhalb der Mischung vertreten ist", so Gerber weiter.
Was sind die Folgen von "Pink Kokain"?
Viele warnen vor der neuwertigen Mischsubstanz, darunter auch Drug-Checking-Anlaufstellen wie Checkit! und Drugchecking.berlin. Die Partydroge kann demnach zu Halluzinationen, Herzrasen, Bluthochdruck und Atemlähmung führen. "Bei Überdosierung könnte es zu einer Bewusstlosigkeit kommen. Man hat eine Schmerz-Unempfindlichkeit auf Grund des Narkose-Anteils, sodass die Unfallgefahr hoch ist. Grundsätzlich gehen die Substanzen auf das Herz-Kreislaufsystem", erklärt Philip Gerber.
"Pink Kokain" breitet sich in Europa aus
Der Mannheimer Fund war der erste in Baden-Württemberg. Im Mai wurde ein Kilogramm der synthetischen Droge in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) sichergestellt. Laut Landeskriminalamt wurden bei mittlerweile vier "El Tusi"-Fällen insgesamt zwei Kilogramm der Droge beschlagnahmt. Erst vor kurzem haben Ermittler bei Spaniens größter Razzia auf Ibiza und in Malaga synthetische Drogen im Wert von schätzungsweise über 25 Millionen Euro beschlagnahmt - darunter auch 21 Kilogramm "Pink Kokain".