Viele Bäckereien klagen über Nachwuchsmangel. Eine Bäckerei aus Neulußheim nicht. Was macht sie anders?
Niklas Raupp ist 16 Jahre alt und seit kurzem Bäcker-Lehrling. Sein Tag beginnt um viertel vor fünf. Seine ausgelernten Kollegen stehen schon seit vier Uhr in der Backstube. Solche Arbeitszeiten schrecken viele Jugendliche ab. Auch Freunde von ihm.
"Sie haben mich ausgelacht, so aus Spaß, unter Freunden. Dass ich früh aufstehen muss. Aber: Während ich schon zuhause bin und alles machen kann, sind die noch bei der Arbeit."
Familäres Umfeld in der Bäckerei
Insgesamt 11 Lehrlinge, Gesellen und Meister arbeiten am frühen Morgen in der Backstube. Die Atmosphäre ist ruhig, konzentriert und familiär. Auch das gefällt Niklas. Er hat die Bäckerei am jährlichen, von seiner Realschule organisierten Boys und Girls-Day kennengelernt. Am liebsten wäre er schon damals gleich geblieben.
Auszubildende von Anfang an einbinden
Stefan Bauer ist der Meister und Chef der Neulußheimer Bäckerei. Schon sein Großvater und Vater waren Bäcker, er führt den Familienbetrieb weiter. Dabei ist ihm wichtig, dass die Azubis keine billigen Handlanger sind, sondern von Anfang an ganz viel machen dürfen.
Selbständiges Arbeiten, Wertschätzung und eine familiäre Atmosphäre – so soll Nachwuchs gewonnen werden. Bislang ging das auf. Für die Bäckerei werden jedes Jahr neue Lehrlinge gefunden.
Haben Handwerksberufe schlechteren Ruf?
Senior-Chef Dietmar Bauer ist überzeugt, dass eigentlich viele Jugendliche ins Handwerk wollen, und auch dorthin gehören – aber abgeschreckt sind durch das gesellschaftliche Klima.
"Es wird auch viel von seiten der Schule so kommuniziert: Ihr könnt doch auch auf das Gymnasium und studieren. Aber so ein Jugendlicher sieht bei uns: Mit 16 Jahren kann er anfangen und kann dann drei Jahre lernen. Seinen Gesellen und später seinen Meister machen. Und das ist ja auch ein Weg."
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