15-Jähriger von Zug erfasst

Nach Tod eines Jungen in Adelsheim: Ort unter Schock, Notfallseelsorger im Einsatz

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Autor/in
Michaela Dymski
Onlinefassung
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim
Holger Neumann
Holger Neumann

Nach dem Tod eines Jungen, der am Donnerstag in Adelsheim von einem Zug erfasst wurde, steht der Ort unter Schock, viele sind fassungslos. Notfallseelsorger sind im Einsatz.

Am Tag nach dem tragischen Unfalltod eines 15-Jährigen am Donnerstag an der Bahn-Haltestelle Adelsheim-Nord (Neckar-Odenwald-Kreis) sind viele Menschen in dem kleinen Ort immer noch fassungslos. Die Besitzerin eines Lotto- und Schreibwarenladens bricht am Freitag fast in Tränen aus, als sie erklärt, sie habe den verunglückten Jungen gut gekannt. "Er war so ein fröhlicher, aufgeweckter Junge", sagt die blonde Frau, die selbst Mutter ist. Sie sei in Gedanken bei der Familie des Jungen.

Kerzen und Blumen auf dem Boden am Bahnübergang Adelsheim-Nord
Kerzen und Blumen am Bahnübergang Adelsheim-Nord. Dort ist ein 15 Jahre alter Junge ums Leben gekommen

Mann in Adelsheim: Bahnübergänge müssen sicherer werden

Ihr Mann, der ebenfalls in dem Laden arbeitet, sagt, der Unfall habe ihn "sehr betroffen" gemacht, die Lust auf Fasnacht sei ihm "direkt vergangen", als er von dem Unglück hörte. "Wenn da ein 15-Jähriger so aus dem Leben gerissen wird...", fügt er fassungslos an. Ein Kunde ergänzt, er sei noch immer schockiert, er habe am Donnerstag zunächst im Radio von dem Unfall gehört. Es müsse einfach mehr für die Sicherheit von Bahnübergängen getan werden. Was und wie genau, könne er aber nicht beurteilen.

Michael Genzwürker
Michael Genzwürker von der Psychosozialen Notfallversorgung des Neckar-Odenwald-Kreises

Jugendlicher von Zug erfasst: Notfallseelsorger im Einsatz

Michael Genzwürker, Leiter der Psychosozialen Notfallversorgung im Neckar-Odenwald-Kreis, war eine der ersten Einsatzkräfte, die am Donnerstag am Ort des tragischen Unfalls im Einsatz waren. Zu dem Zeitpunkt hatten sich etwa 70 Menschen an der Bahn-Haltestelle aufgehalten, darunter auch Schulkinder. Sie wurden von Notfall-Seelsorgern betreut, einer von ihnen: Michael Genzwürker.

Die Aufgabe eines Notfallseelsorgers ist eigentlich gar nicht so sehr das Reden – wir hören einfach zu. Das ist das Wichtigste.

Wie kam es zu dem tragischen Unfall in Adelsheim?

Laut Polizei hatte am Donnerstag ein 15-Jähriger bei geschlossener Bahnschranke versucht, die Gleise an der Haltestelle Adelsheim-Nord (Neckar-Odenwald-Kreis) zu überqueren. Dabei wurde er jedoch von einem durchfahrenden Zug erfasst und tödlich verletzt. Der Junge hatte wohl eine S-Bahn erreichen wollen, die auf einem anderen Gleis stand.

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Notfallseelsorger: Ganz normal, zu weinen und schlecht zu schlafen

Michael Genzwürker erklärt, es gebe einige Dinge, die man geschockten Angehörigen oder Augenzeugen erklären müsse. Zum Beispiel, dass es ganz normale Stressreaktionen gibt. Dass es normal ist, nach so einem Unglück traurig zu sein, zu weinen und nachts schlecht zu schlafen. Außerdem versuche er, den Menschen das Ereignis und seine Folgen so gut es geht zu erklären. Alle Betroffenen, so Genzwürker, erhielten die Telefonnummer der Notfallseelsorge, sie könnten jederzeit Kontakt aufnehmen.

Hilfe auch für die betroffene Familie

Zu den schwierigsten Aufgaben nach einem tödlichen Unfall gehört sicherlich das Überbringen der Todesnachricht. Das ist zwar Sache der Polizei, aber auch hier ist das Team der Psychosozialen Notfallversorgung zur Unterstützung im Einsatz.

In der Regel sind wir etwa zwei oder drei Stunden bei der Familie, aber manchmal kann es auch länger sein. Am Donnerstag war das Team etwa sechs Stunden dort.

Normalerweise, erzählt Genzwürker, nähmen Familienangehörige die psychologische Hilfe gerne an. Manchmal sagten ihm die Menschen, dass sie keine Hilfe brauchen, bäten ihn aber trotzdem in ihre Wohnung. Das seien die Einsätze, die meist am längsten dauern.

Wie gehen Notfallseelsorger mit solchen Einsätzen um?

Natürlich sind Einsätze wie der in Adelsheim auch für die Notfallseelsorger belastend. Aber sie sind auf solche Erlebnisse vorbereitet. "Wir schauen uns (am Ort des Geschehens) gar nicht erst alles an", sagt Genzwürker: "Was ich nicht gesehen habe, muss ich nicht verarbeiten. Das ist ein Grundsatz bei uns." Außerdem haben die Notfallseelsorger gelernt, nach dem Einsatz etwas zu tun, das ihnen gut tut und sie auf andere Gedanken bringt. Ansonsten sei es das Wichtigste, nach dem Einsatz nochmal mit allen Kollegen zu sprechen – und einen gemeinsamen Abschluss zu finden.

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