Nach einem Messerangriff durch einen mutmaßlichen Islamisten ist am Freitag ein Polizist gestorben. Was bedeutet das für das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen in Mannheim?
Der Messerangriff eines 25 Jahre alten gebürtigen Afghanen und mutmaßlichen Islamisten am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz sorgt in der Stadt auch Tage später für Betroffenheit und Entsetzen - besonders bei Menschen, die in der Nähe des Tatorts in der Innenstadt leben und arbeiten. Eine von ihnen ist Ilka Sobottke, Pfarrerin der evangelischen CityKirche Konkordien. Die Kirche ist nur wenige hundert Meter vom Marktplatz entfernt. Die Pfarrerin hofft, dass die Religionen in der Stadt auch weiterhin gut miteinander auskommen.
Der Angreifer hatte am Freitag bei einer islamkritischen Kundgebung auf dem Mannheimer Marktplatz ein Messer gezogen und sechs Menschen verletzt. Darunter einen 29 Jahre alten Polizisten. Der Polizist erlag am Sonntag seinen schweren Stichverletzungen. Die Ermittler vermuten ein islamistisches Motiv für die Tat.
Neue Erkenntnisse nach Messerangriff Mannheimer Attentäter soll radikaler Islamist sein
Ein aus Afghanistan stammender Mann verletzte am Freitag in Mannheim mit einem Messer einen Polizisten so schwer, dass er später im Krankenhaus starb. Nun klärt sich das Tatmotiv.
Mannheimer Pfarrerin befürchtet Riss in Gesellschaft
Pfarrerin Ilka Sobottke sagte dem SWR am Dienstag, sie befürchte, dass vor dem Hintergrund der Messerattacke ein Riss "in der Mitte unserer Gesellschaft" entstehe. Menschen wie der Messerangreifer haben aus Sicht von Sobottke eine bestimmte Art "des bunten Miteinanders auf dem Kieker". Eine Art, wie sie in Mannheim Realität sei. Eine Realität, in der Menschen verschiedener Kulturen und Religionen gut zusammenleben. Die Situation für die Muslime in der Stadt sei jetzt sehr schwierig, weil sie befürchten müssten, in irgendeiner Art für die Tat verantwortlich gemacht zu werden. Aufgrund ihres Glaubens, ihrer Religion.
Generell schätzt Ilka Sobottke die Lage so ein: Einerseits gebe es "die Polarisierer, die die Weltlage nutzen, um laut zu brüllen und Gräben aufzureißen". Andererseits gebe es die, die "lieber mal drei Schritte zurück machen und versuchen, miteinander im Gespräch zu bleiben".
Sobottke: "Totaler Missbrauch von Religion"
Menschen, die die Messerattacke im Internet feiern, sind Menschen, "die die Religion für sich benutzen, das ist natürlich ein totaler Missbrauch von Religion". Und genauso formulieren das laut Sobottke auch fast alle Moschee-Gemeinden in Mannheim. Das ändere aber nichts daran, dass manche Christen oder Juden in der Stadt "Angst haben". Denn, so Sobottke: "Es gibt diese radikalisierten Personen." Die aber seien kaum "dingfest" zu machen.
"Intensiver Austausch" zwischen Religionen in Mannheim
Doch Ilka Sobottke ist ein optimistischer Mensch. Sie sagt, dass es "ein Geschenk" sei, in Mannheim einen so intensiven Austausch zwischen Christen, Juden, Muslimen und Aleviten zu haben. Seit vielen Jahren schon.
Mit der "Meile der Religionen" beispielweise, die in Mannheim regelmäßig stattfindet, "zeigt man ganz bewusst: Wir sind als Religionsgemeinschaft wahrzunehmen, wir feiern miteinander, wir essen miteinander, wir gehen aufeinander zu". Und das sei wiederum genau das, was andere provoziere, so Sobottke. Für diese Menschen sei es "kaum auszuhalten, wie gut es hier in den vergangenen Jahren gelungen ist, dass wir diese Gemeinschaft leben".
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