Mehrere Unternehmen in der Rhein-Neckar-Region haben Kurzarbeit für ihre Beschäftigten angemeldet. Vor allem wegen der kriselnden Weltwirtschaft. Es gibt aber noch weitere Gründe.
Unter anderem wegen der schwächelnden Weltwirtschaft beantragen mehrere Unternehmen auch in der Rhein-Neckar-Region aktuell Kurzarbeit für ihre Belegschaften. Eine Entwicklung, die die IHK Rhein-Neckar dem SWR bestätigt hat.
Wir haben mehrere Unternehmen in der Region dazu befragt. Hier das Ergebnis:
Sensorenhersteller Pepperl+Fuchs in Mannheim
2023 war für den Mannheimer Automatisierungsspezialisten Pepperl+Fuchs noch ein gutes Geschäftsjahr. Doch jetzt blickt das Unternehmen mageren Zeiten entgegen. Der Vorstand spricht auf SWR-Anfrage von einem "niedrigen Auftragseingang". Es gebe allgemein eine große Kaufzurückhaltung. Außerdem liefen die Geschäfte in China, dem größten Absatzmarkt des Konzerns, gerade eher schlecht. Konsequenz: Ab März will Pepperl+Fuchs am Standort Mannheim für rund 600 Beschäftigte Kurzarbeit beantragen. Das ist rund die Hälfte der Belegschaft. Laufzeit der Kurzarbeit: ein Jahr.
Mischkonzern Caterpillar (ehemals Motorenwerke Mannheim)
Das amerikanische Maschinenbau-Unternehmen Caterpillar baut an seinem Mannheimer Standort unter anderem Gasmotoren. 900 Mitarbeiter sind bei Caterpillar im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West beschäftigt. Auch hier, so die IG Metall, gebe es Kurzarbeit. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sind, teilte Caterpillar nicht mit.
Druck- und Verpackungshersteller Heidelberger Druckmaschinen
In Teilen der Produktion hat der Konzern eigenen Angaben zufolge bis Ende März Kurzarbeit angeordnet. Laut der IG Metall Heidelberg sind davon rund 1.500 Mitarbeitende betroffen. Ob die Kurzarbeit danach verlängert wird, will Heidelberger Druckmaschinen von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen.
Betroffen sind vor allem Beschäftigte in der Produktion. Als Grund für die Kurzarbeit gibt Heideldruck einen Rückgang der Aufträge und die allgemein schwächelnde Konjunktur an. Neue Aufträge erhofft sich das Unternehmen von der Branchenmesse drupa im Mai. Sitz des Unternehmens ist Heidelberg. Am Produktionsstandort in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) arbeiten gut 4.000 Beschäftigte.
Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck in Mannheim
Laut Matthias Krust, Sprecher des Gesamtbetriebsrats, gibt es aktuell keine Kurzarbeit bei Daimler Truck in Mannheim. Das werde auch in den kommenden paar Wochen kein Thema sein. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres meldete Daimler Truck ein Umsatzplus. Allerdings ging zugleich die Zahl der Aufträge zurück. Eine Sprecherin des Unternehmens teilte mit, für 2024 "haben wir vereinzelt produktionsfreie Tage rund um Ferien- und Brückentage geplant".
Landmaschinenhersteller John Deere in Mannheim
Der Landmaschinenhersteller John Deere, der in Mannheim Traktoren produziert, teilte auf SWR-Anfrage mit, angesichts der "unsicheren Situation in der Landwirtschaft" spüre man gerade einen Nachfrage-Rückgang bei Landmaschinen - nach drei Rekordjahren in Folge. Darauf reagiert John Deere mit flexiblen Arbeitszeiten. Kurzarbeit sei derzeit kein Thema, teilte ein Sprecher mit.
Was sagt die IHK Rhein-Neckar zum Thema Kurzarbeit?
Am Dienstag hat die IHK Rhein-Neckar ihre aktuelle Konjunktur-Umfrage veröffentlicht. Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke: "Die Stimmung in den Unternehmen in der Region bleibt angespannt". Gründe dafür sind Nitschke zufolge unter anderem die Konsumzurückhaltung der Verbraucher, eine schwächelnde Weltwirtschaft, Fachkräftemangel und "sprunghafte politische Entscheidungen" der Bundesregierung. Dazu kämen mehrere geopolitische Krisen.
Das alles, so Nitschke, wirke sich negativ auf die Beschäftigungspläne der Firmen aus. In der IHK-Konjunktur-Umfrage gebe "mehr als jeder fünfte Betrieb an, dass die Mitarbeiter-Zahlen im Jahr 2024 tendenziell fallen werden". Immer mehr Unternehmen griffen auch wieder auf Kurzarbeit zurück.
Wie schätzt die IG Metall die Lage ein?
Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, erklärte dem SWR, bundesweit wirke sich "der Rückgang bei der Produktion von Verbrenner-Motoren überall im Maschinenbau aus". Zudem befänden sich viele Industrieunternehmen mitten in der "grünen Transformation". Damit ist der Übergang von fossilen auf erneuerbare Energie gemeint. Bei diesem Prozess vermisst Hahl oft noch "präzise politische Vorgaben". Das verunsichere die Unternehmen. Die IG Metall fordert deshalb von der Politik einen "Transformations-Fonds" zur Unterstützung der Unternehmen bei diesem Prozess.
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