Raymond Fojkar ist Kandidat von Bündnis 90/Grüne bei der Oberbürgermeisterwahl in Mannheim. Im SWR-Interview erläutert er seine Schwerpunkte.
SWR Aktuell: Sie sind von den Mannheimer Grünen mit großer Mehrheit zum OB-Kandidaten gewählt worden. Wie empfinden Sie für sich dieses Ergebnis? Vor allem auch wenn man bedenkt, wie lange die Grünen für ihre Kandidaten-Kür gebraucht haben?
Raymond Fojkar: Wir haben auf der Mitgliederversammlung während meiner Befragung alle wichtigen Zukunftsthemen für Mannheim besprechen können. Ich bin sehr dankbar, dass viele Energien, viele Kreativitäten schon bei dieser Gelegenheit freigesetzt wurden und dass ich dann mit 85 Prozent der Anwesenden das Votum bekommen habe. Das ehrt mich einerseits, ist andererseits auch ein dicker Auftrag. Aber ich kann mich da auf meine Partei verlassen. Da werden wir ein gutes Angebot bringen. Und endlich hat Mannheim eine echte Wahl.
SWR Aktuell: Was sind Ihre inhaltlichen Schwerpunkte?
Fojkar: Ein Punkt, der mich auch zur Kandidatur getrieben hat, ist, dass wir in einer Phase sind, in der wir nichts mehr von Corona wissen wollen, in der aber die Corona-Folgen uns noch lange beschäftigen werden. Einiges ist ja schon in der Diskussion, wie wir mit Kindern und Jugendlichen umgegangen sind. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für mich, nicht nur beruflich, sondern auch politisch, wie wir mit dem Thema Vereinsamung und Einsamkeit umgehen bei älteren Menschen, das treibt mich wirklich um.
SWR Aktuell: In der öffentlichen Meinung scheint es so, als gingen CDU-Kandidat Christian Specht und Thorsten Riehle von der SPD bei der OB-Wahl als klare Favoriten ins Rennen. Wie kommen Sie damit klar, dass Sie eher als Kandidat mit Außenseiterchancen gelten?
Fojkar: Das ist verständlich vor dem Hintergrund, welche Rollen sie aktuell in der Kommunalpolitik spielen. Aber ich glaube, ich bin weder unbekannt noch unwirksam in der Stadtgesellschaft. Ich glaube, ich bringe da eine große Breite mit. Das ist ja genau mein Ziel, die Breite der Bevölkerung wieder mehr einzubinden in Kommunalpolitik. Deshalb ist mir da nicht bange. Ich bin tatsächlich ein Typ, der lieber in der zweiten Reihe steht, der die erste Reihe auch gar nicht suchen konnte, weil ich allein schon in der Praxisgemeinschaft genug zu tun habe.
SWR Aktuell: Wie wird Ihr Wahlkampf aussehen? Auf wie vielen Feldern spielen Sie da?
Fojkar: Ich habe meine Partei gebeten, möglichst den Begriff Kampf zu meiden, weil kämpfen tun im Augenblick die Ukrainer, und sie tun es auch für unsere Werte. Deshalb sollten wir uns möglichst wenig militärischen Jargons befleißigen. Ich bevorzuge den Begriff Kampagne. Die Kampagne wird breit getragen sein. Einmal tut natürlich die Partei ihr Möglichstes, aber es wird kein isoliert grüner Wahlkampf werden. Ich verstehe mich auch als engagierter Bürger dieser Stadt. Ich habe viele Beziehungen zu vielen unterschiedlichen Gruppen, und die möchte ich auch in diese Kampagne mit einbinden.
SWR Aktuell: Wie wollen Sie sich denn von den anderen Kandidaten abheben? Wo setzen Sie bewusst Kontrapunkte?
Fojkar: Bei mir wird es keine Powerpoint-Präsentationen geben. Was ich damit meine Es werden immer viele Ziele benannt, die im Grunde genommen jeder unterschreiben kann. Ich denke, wir sollten debattieren und über die Wege streiten, wie wir zu den eigentlich schon vereinbarten Zielen kommen, über die konkreten Mittel, Maßnahmen und Finanzierung. Da werden wir drüber streiten müssen. Oder auch über den Stil, wie Führung im Rathaus wahrgenommen wird und wo wir dann jetzt einen neuen Stil prägen müssen, nachdem 16 Jahre Dr. Kurz vorbei sein werden.
SWR Aktuell: Inwiefern kommen denn grüne Inhalte bei Ihnen vor?
Fojkar: Kinder und Jugend geht nicht ohne grüne Inhalte. Wer das erste Wahlplakat in Mannheim von den Grünen noch in Erinnerung hat, da hieß es: Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt. Deshalb ist es ein Grundding. Die Verkehrspolitik geht nicht ohne die Sicht von Kindern und Jugendlichen, und die kommt mir viel zu kurz bei der Beurteilung. Die ganzen ökologischen Themen. Ein Kind wächst nicht gut auf, wenn es nicht Wald, wenn es nicht freie Natur zur Verfügung hat. Von daher sehe ich da kein Nebeneinander dieser Themen, sondern ein sehr starkes Verwobensein.
SWR Aktuell: Was ist Ihnen als Privatmensch wichtig? Und wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Fojkar: Ich selbst bin vielfältig. Ich würde mich als durch und durch engagierten Menschen bezeichnen. Ich lese sehr gerne. Bis zu meinen Hüftoperationen 2018 habe ich auch gerne Sport getrieben. Das ist jetzt leider nicht mehr ganz so möglich. Da muss ich aufpassen. Ich reise gern mit meiner Frau, was natürlich in den Corona-Jahren jetzt auch nicht möglich war.