Das AWO-Ballett wollte auf der Mannheimer BUGA tanzen. Doch die Kostüme sorgen für Ärger. AWO-Vorstand Alexander Manz wehrt sich gegen den Vorwurf "kultureller Aneignung".
In Mannheim hat die Bundesgartenschau begonnen - und schon jetzt ist sie bundesweit Thema in den Medien, allerdings anders als sich das die Verantwortlichen vermutlich vorgestellt haben. Grund ist der geplante Auftritt einer Seniorentanzgruppe der Mannheimer Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die Frauen wollen auf dem BUGA-Gelände ihr Programm "Weltreise mit dem Traumschiff " zeigen - und den Besuchern so Länder wie Indien, Ägypten, Mexiko oder auch Japan näher bringen. Jetzt wir ihnen "kulturelle Aneignung" vorgeworfen, weil die Länder und ihre Bewohner klischeehaft dargestellt würden. SWR Aktuell hat mit AWO-Vorstand Alexander Manz gesprochen.
SWR Aktuell: Haben Sie mit so einem regelrechten "Aufschrei" gerechnet?
Alexander Manz: Nein, das haben wir nicht. Wir waren überrascht, als es den Weg in die Presse gefunden hat. Wir können natürlich die Enttäuschung verstehen, die die Kolleginnen und Kollegen aus dem AWO-Ballett haben und sind natürlich solidarisch mit denen, die tanzen und das ehrenamtlich machen. Es hat uns schon sehr überrascht, welche mediale Wirkung das Ganze hatte.
SWR Aktuell: Wo liegt denn laut BUGA genau das Problem?
Manz: Das Problem, so verstehe ich es, liegt in einem Teil der Kostüme und der Gefahr, dass damit Stereotype bedient werden könnten. Das würde nicht dem Konzept oder Willen der BUGA entsprechen, wenn damit Stereotypen bedient würden. Aus unserer Sicht werden damit aber keine Stereotypen bedient.
SWR Aktuell: Verstehen Sie, dass Menschen Teile der Bühnen-Kostüme problematisch finden können?
Manz: Ich verstehe das. Als Arbeiterwohlfahrt stehen wir für Offenheit, Toleranz und Vielfalt. Wir sind wirklich die Letzten, die sich irgendwelche Dinge kulturell aneignen wollen würden. Natürlich kann ich auch verstehen, wenn man sich dadurch verletzt fühlen würde, wenn es in einer lächerlichen Art und Weise passiert. Aber das tut es nicht. Es ist eine Senioren-Tanzgruppe, die für Senioren tanzt. Denen liegt es mit Sicherheit mehr als fern, sich irgendwas kulturell anzueignen und sich über andere Kulturen lustig machen zu wollen.
SWR Aktuell: Wie erleben die Mitwirkenden das?
Manz: Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß. Ich war am Samstag dort und habe mir das Programm angeschaut und mit den Damen gesprochen. Auch sie sind natürlich verletzt, weil der Vorwurf etwas ist, mit dem sie gar nicht gerechnet haben. Daher muss man jetzt, glaube ich, die Emotionen aus der ganzen Sache ein bisschen rausnehmen und wieder zu einer Sachebene zurückfinden. Und dann auch kompromissorientiert eine gemeinsame Lösung finden. Aber im ersten Moment sind sie natürlich enttäuscht.
Erster Auftritt am 24. Mai auf der Hauptbühne Spinelli Kompromiss im Streit um AWO-Ballett auf BUGA
Das AWO-Ballett wollte auf der Mannheimer BUGA tanzen - doch den Veranstaltern waren die Kostüme zu klischeehaft. Nun darf der Auftritt stattfinden - unter zwei Bedingungen.
SWR Aktuell: Das BUGA-Programm wird ja von langer Hand geplant. Wie kam es denn zu diesem Auftritt? Hätte man da nicht schon viel früher sagen müssen: "Da sehen wir ein Problem"?
Manz: Wie es zu den Auftritten kam, weiß ich nicht. Ich weiß, dass wir einmal pro Monat dort auftreten würden, wie am Landes-Seniorentag, der auf der BUGA stattfinden wird. Nach meinem Wissen hat man sich beworben und wurde dann gefragt, ob man bei dem Programm auftreten möchte. Aus den Aussagen der Bundesgartenschaugesellschaft weiß ich, dass sie erst vor zehn Tagen Bilder von den Kostümen bekommen haben. Natürlich hätte man vorher mal nachfragen können: "Was wollt ihr denn präsentieren?". Dann hätte man vielleicht mehr Zeit gehabt, darauf zu reagieren. Aber das ist eine Antwort, die Ihnen die Bundesgartenschaugesellschaft geben muss.
SWR Aktuell: Sie hatten gesagt, man wolle Gespräche führen. Wie genau wird es jetzt weitergehen?
Manz: Der Zeitplan ist jetzt so, dass wir noch mal mit der Bundesgartenschaugesellschaft eine Telefonkonferenz haben werden, um zu schauen: Wo ist denn jetzt wirklich das, was die Bundesgartenschau am meisten stört an dem Programm? Kann man da etwas verändern? Wie ist unsere Sicht der Dinge? Ich hatte angeregt, dass man vielleicht vor den Auftritten eine gemeinsame Erklärung von Arbeiterwohlfahrt und Bundesgartenschaugesellschaft verliest, um auf Vielfalt hinzuweisen und die Transparenz herzustellen, wofür die Arbeiterwohlfahrt steht und wofür auch die BUGA steht. Diese Vielfalt, diese Weltoffenheit wurde ja auch bei den Begrüßungsworten am Freitag sehr deutlich. Eine gemeinsame Erklärung wäre für mich eine Möglichkeit, sagen wir mal, ein bisschen, den Wind wieder etwas abzuflachen. Man wird sehen. Da sind wir jetzt in offenen Gesprächen.
SWR Aktuell: Es geht um sechs von insgesamt 14 Kostümen. Das ist knapp die Hälfte. Glauben Sie, dass es wirklich eine Lösung geben kann? Damit würde ja unter Umständen die halbe Show wegfallen...
Manz: Das darf nicht passieren, dass die Show wegfällt. Das ist das Wichtigste. Die Show muss, so wie sie geplant ist, auch durchgeführt werden. Vielleicht kann man bei dem einen oder anderen Accessoire des Kostüms etwas weglassen. Um da, sagen wir mal, etwas moderater aus Sicht der BUGA zu agieren. Ich bin ein optimistischer Mensch und guter Hoffnung, dass wir eine Konsenslösung finden.
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