Vor 30 Jahren kollidierte ein Hubschrauber mit dem Mannheimer Fernmeldeturm. Vier Menschen starben. Einige haben das Unglück heute noch vor Augen. Am Donnerstag wurde der Opfer gedacht.
Die Stadt Mannheim hat am Donnerstag zum Gedenken an die Opfer des Hubschrauberabsturzes vor 30 Jahren an den Unglücksort eingeladen. In der Nacht zum 5. Dezember 1994 touchierte ein Rettungshubschrauber die Turmspitze des Fernmeldeturms. Er stürzte 200 Meter in die Tiefe und brannte aus. Drei Besatzungsmitglieder und ein Notarzt, der an Bord war, starben. Der Transporthubschrauber der Bundeswehr war auf dem Rückweg eines Krankentransports von Heidelberg Richtung Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz.
Mannheims OB Specht: Verstorbene sind nicht vergessen
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte, die Gedenkveranstaltung solle zwei Dinge bewirken: Den Angehörigen der Opfer wolle man signalisieren, dass die Verstorbenen nicht vergessen seien. Außerdem wolle man den Rettungsorganisationen, der Polizei und der Bundeswehr dafür danken, dass sie bei ihren Einsätzen große Risiken eingehen und manchmal mit ihrem Leben bezahlen müssten.
Hubschrauber-Absturz in Mannheim: Ein Augenzeuge erinnert sich
Harald Genzwürker, langjähriger Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken, war in der Unglücksnacht vor 30 Jahren, am 5. Dezember 1994, dabei. Der damals 24-Jährige studierte Medizin und fuhr nebenbei Rettungswagen in Mannheim.
An die Nacht kann er sich noch lebhaft erinnern. Sie fuhren damals aus der Zentrale in Mannheim-Seckenheim los. Einige Kilometer entfernt bot sich dem heute 54-Jährigen ein Bild, das er wohl nie vergessen wird.
Am Unfallort östlich der Innenstadt-Quadrate angekommen, war Genzwürker und seinen Kollegen schnell klar: "Wir können hier nichts mehr tun." Die obersten rund 20 Meter des Fernmeldeturms waren abgerissen, Trümmer und Hubschrauberteile lagen überall zerstreut: Auf den angrenzenden Straßenbahn-Gleisen der OEG-Linie, im Luisenpark und am Neckarufer. Der verstorbene Pilot lag auf den Gleisen, erinnert sich Genzwürker.
Eine Notfallseelsorge für Einsatzkräfte, wie es sie heute gibt, gab es damals noch nicht. Man habe sich lediglich mit Kollegen austauschen können. Genzwürker ist dankbar für die Möglichkeiten, die es heute gibt. Einsätze wie dieser "nagen an einem", da sei es wichtig, dass man das Erlebte auch irgendwo wieder "abladen" kann.
Der SDR war 1994 an der Unglücksstelle und hat berichtet (Archivaufnahme vom 05.12.1994):
Ursache für Absturz in Mannheim bleibt rätselhaft
Wie es zu dem Unfall gekommen ist, war damals für Genzwürker und seine Kollegen rätselhaft und ist bis heute unklar. Bei der Gedenkveranstaltung am Donnerstag in Mannheim sprach Oberbürgermeister Christian Specht davon, dass das "Warum" bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte. Man gehe davon aus, dass vermutlich Wolken die Lichter des Fernmeldeturms verdeckten und es so zum tragischen Unglück kam. Trotz intensiver Ermittlungen eines Untersuchungsausschusses konnte die genaue Unfallursache aber nie abschließend herausgefunden werden. Ernst Kutzbach, der als ehemaliges Mitglied der Bundeswehr damals das Unglück untersucht hat, kommentierte die Nacht im Mannheimer Morgen als "eine unglückliche Verkettung von Ereignissen", bei denen auch der "Faktor Mensch" eine Rolle gespielt habe.
Der Turm bekam später eine neue, rot-weiße Mastspitze mit einer Flugsicherheitsbefeuerung. Die neue Gesamthöhe beträgt 212,8 Meter. Der Mannheimer Fernsehturm war und ist bis heute ein Sendeturm.
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