Die Mannheimerin Gertraud Merz ist eine waschechte Fastnachterin. Im zarten Alter von gerade mal drei Jahren wurde sie Gardetänzerin. Dem Feuerio blieb sie ein Leben lang treu.
Die Liebe zur Fasnacht wurde der Mannheimerin Gertraud Merz in die Wiege gelegt. Ihr Urgroßvater gehörte 1898 zu den Gründungsmitgliedern der Karnevalsgesellschaft Feuerio, auch Großvater und Vater waren in der Vereinsspitze aktiv. Kein Wunder also, dass der Nachwuchs im zarten Alter von gerade mal drei Jahren erstmals auf der Bühne stand. Als Gardetänzerin schwang Gertraud ihre Beine, trat bei Prunksitzungen, Maskenbällen und Kappenabenden auf. Eine Passion, die die heute 69-Jährige an die unterschiedlichsten Orte führen sollte - nach Ravensburg, ins französische Straßburg und Nancy.
Die Fronten zu wechseln und in die "königliche Riege" des Feuerio aufzusteigen, diesen Wunsch verspürte Gertraud nie. Statt eines opulenten Prinzessinnenkleides und majestätischen Diadems trug die spätere Versicherungskauffrau lieber ihre adrette Garde-Uniform.
Als die Knochen nicht mehr so recht wollen, lässt sich Gertraud zur „Gardemutti“ befördern. Seit nunmehr 30 Jahren verwöhnt sie ganze Heerscharen von Tänzerinnen und Tänzern mit leckeren Gemüsesticks und einem stets offenen Ohr. Dabei sammelte die Mannheimerin eimerweise Fasnachtsorden.
Auch bei den "Feuerio Singers" gilt Gertud Merz als echtes Urgestein. Mit ihrer Stimme unterstützt sie die kultige Gesangstruppe seit Ewigkeiten. Zur Freude des Publikums, denn die Gesangseinlagen der "Singers" lösen auf Sitzungen und Maskenbällen regelmäßig Beifallsraketen aus.
Gertraud Merz gilt als "gute Seele" des Feuerio
Gertraud Merz hat im Verein inzwischen so viele Aufgaben, dass es ohne sie fast nicht mehr geht. Außer als "Gardemutti" arbeitet sie als "Staatssekretärin" der Prinzengarde, betreut die "Offiziere", managt Mitglieder, Archiv und Büro. In der mit 800 Mitgliedern größten und auch ältesten Karnevalsgesellschaft der Stadt ist ihr Ruf als "gute Seele" unbestritten.
Wegen ihres jahrzehntelangen Engagements ist die Mannheimerin Anfang Januar zum Ehrenmitglied ernannt worden - den Titel trägt sie derzeit als einzige Frau. Der Feuerio sei "ihre Familie", sagt Gertrud Merz. Was durchaus wörtlich zu nehmen ist: Ehemann Karl-Heinz sitzt nämlich im Elferrat, Sohn Markus ist offizieller Begleiter des Prinzenpaares und auch der dreijährige Enkel Matteo scheint auf dem besten Weg, die lange Familientradition eines Tages fortzusetzen. Eine erste Uniform hat Oma Gertraud dem Kleinen schon genäht.