Am Freitag entscheidet der Deutsche Bundesrat über einen Inflationsausgleich für Berufsbetreuer. Sie unterstützen Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können.
Wenn Menschen ihr Leben nicht mehr allein managen können, sind Berufsbetreuer ein echter Segen: Sie helfen, wo es geht. Jetzt will der Bundesrat darüber entscheiden, ob sie einen Inflationsausgleich bekommen.
Rechtliche Betreuer werden zum Beispiel dann beauftragt, wenn alte, kranke oder behinderte Menschen es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, sich um Formalien zu kümmern. Wenn die Post liegen bleibt, das Konto im Minus ist und wichtige Anträge bei Behörden nicht gestellt werden.
Durdica Nyari ist auf Hilfe angewiesen
Die 70-jährige Durdica Nyari aus Heidelberg ist auf eine solche Unterstützung angewiesen. Sie lebt in einer kleinen Sozialwohnung im Stadtteil Emmertsgrund. 35 Jahre lang hat die Kroatin im Altenheim gearbeitet, bis sie nach einem Bandscheibenvorfall ihren Job verlor und an einer Depression erkrankte.
Durdica Nyari war mit der Situation hoffnungslos überfordert. Sie öffnete keine Briefe mehr, ein Schuldenberg häufte sich an. Schließlich drohte ihr durch einen Gerichtsvollzieher die Zwangsräumung. Ihre Verzweiflung war so groß, dass sie sich das Leben nehmen wollte.
Berufsbetreuer Marcus König hilft bei den notwendigen Schritten
Der Gerichtsvollzieher erkannte damals die Notlage der Frau und informierte die Behörden. In Absprache mit dem Heidelberger Betreuungsgericht wurde ihr der Reilinger Sozialpädagoge Marcus König zugewiesen. Der erfahrene Berufsbetreuer besucht die Kroatin seitdem regelmäßig, sichtet ihre Post, hält Rücksprache mit den Ärzten, regelt ihre Finanzen - immer in enger Absprache mit seiner Klientin. König liebt den Beruf, weil er durch seine Arbeit soviel "bewirken könne".
Die Heidelberger Betreuungsbehörde arbeitet mit Marcus König eng zusammen. Hier muss der Sozialpädagoge regelmäßig Berichte vorlegen sowie die Ein- und Ausgaben seiner insgesamt 40 Klienten präzise dokumentieren.
Rund 100 Berufsbetreuer in Heidelberg aktiv
Rund 1.700 Menschen seien allein in Heidelberg auf einen Berufsbetreuer angewiesen, informiert Frederik Breuer von der Betreuungsbehörde. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde der Bedarf in den nächsten Jahren aber noch deutlich wachsen. Das Problem: viele der rund 100 Berufsbetreuer, mit denen das Team kooperiert, stehen kurz vor dem Ruhestand.
Marcus König betont, wie wichtig die Arbeit von Berufsbetreuern ist. Ohne seine regelmäßige Unterstützung wäre Durdica Nyari vielleicht schon in einem Pflegeheim untergebracht - mit hohen Folgekosten für die Gesellschaft.
Berufsbetreuer müssen seit Anfang 2023 ein offizielles Zulassungs- und Registrierungsverfahren durchlaufen. Um den Job ausüben zu dürfen, brauchen sie ein Studium oder eine passende Ausbildung. Das schreibt das neue Betreuungsgesetz vor. Früher war die Berufsbezeichnung rechtlich nicht geschützt. Der Bundesrat will am Freitag über einen Inflationsausgleich für Berufsbetreuer entscheiden. Stimmt die Länderkammer zu, sollen sie pro Fall und Monat 7,50 Euro mehr abrechnen dürfen.