Die Justizvollzugsanstalt in Adelsheim wurde 1974 gegründet. Äußerlich hat sich wenig verändert. Inzwischen stehen aber nicht mehr die Strafen im Vordergrund, sondern die Chancen.
Die JVA Adelsheim (Neckar-Odenwald-Kreis) ist die zweitgrößte Jugendstrafvollzugsanstalt in Deutschland. Zurzeit sind dort knapp 330 junge Männer im Alter von 14 bis 24 Jahren inhaftiert. Die Gefangenen unterliegen der Arbeits- oder Schulpflicht. "Im Gefängnis lernen die Jugendlichen mit Alltagsstrukturen umzugehen. Nach der Entlassung soll jeder eine Chance auf ein besseres Leben haben. Wir glauben an die jungen Menschen.", so Katja Fritsche, Leiterin der JVA.
Zukunftsperspektive: Schulabschluss und Ausbildung
In der JVA Adelsheim sitzen die meisten Jugendlichen im Durchschnitt zwölf Monate wegen Eigentums- oder Gewaltdelikten. Die Mindeststrafe liegt bei sechs Monaten. Während ihrer Zeit im Gefängnis können die jungen Männer einen Haupt- oder Realschulabschluss machen, oder auch eine Berufsausbildung. Rund 50 Prozent der Gefangenen haben keinen Schulabschluss, etwa 98 Prozent haben keine Berufsausbildung.
Tillo Jaufmann ist seit 27 Jahren Betriebsinspektor für Metallberufe in der Justizvollzugsanstalt Adelsheim. Als Ausbilder ist es ihm wichtig, jeden mit Respekt zu behandeln: "Für die Insassen ist es gerade am Anfang schwierig in einem Gefängnis zu arbeiten, sowie den richtigen Umgang mit dem Personal und anderen Inhaftierten zu lernen", sagt er: "Anerkennung für ihre Ausbilder gibt es nur, wenn sie sich ernst genommen fühlen", so Tillo Jaufmann weiter. Sieben Stunden arbeiten die 14-24-Jährigen am Tag. Im Schnitt verdienen sie monatlich 250 Euro. Auch Schulpflichtige erhalten einen monatlichen Lohn.
Gewaltdelikte haben zugenommen
Seit 26 Jahren ist der stellvertretende Vollzugsdienstleiter Pascal Eck im direkten Austausch mit den Gefangenen. Für ihn hat sich viel im Umgang und Verhalten mit den Jugendlichen geändert: "Früher sind die Jugendlichen den Bediensteten mit mehr Respekt gegenübergetreten. Der Ton ist rauer geworden". Auch die Straftaten haben sich in den vergangenen 50 Jahren verändert. Während es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 1975 zu 60 Prozent Eigentumsdelikte gab und nur 25 Prozent Gewaltdelikte, haben sich die Zahlen bis zum Jahr 2022 fast umgekehrt. "Was draußen passiert", sagt Pascal Eck, "gibt es in komprimierter Form in der JVA Adelsheim". Die Rückfallquote liege bei etwa 52 Prozent.
Nach dem Gefängnis: Mehr Familienzeit und Erfolg im Job
Der 17-jährige Matti (Name von der Redaktion geändert) lebt seit sieben Monaten in der JVA Adelsheim. Seitdem arbeitet er jeden Tag in der Essensausgabe und reinigt den Zellenblock. Um 7:50 Uhr ist Dienstbeginn, um 21:30 Uhr schließen sich die Zellen. Ausgang gibt es nur eine Stunde am Tag auf dem Hof. Die meiste Zeit langweilt sich der Jugendliche.
Seine Zelle ist fünf Schritte lang und drei Schritte breit. Die meiste Zeit verbringt er neben der Arbeit mit Schlafen, Fernsehen und aus dem Fenster gucken. Knapp einen Monat hat es gedauert, bis er sich an das Gefängnis gewöhnt hatte. In einem Jahr wird er entlassen. Von da an möchte er nicht wieder rückfällig werden, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und eine Ausbildung machen.
Masterplan für Insassen und Personal
Die Angebote in der JVA sind vielseitig: Neben den beruflichen und schulischen Ausbildungen gibt es auch therapeutische Angebote, ein Anti-Gewalttraining, eine Drogen- und Suchtberatung sowie eine Schuldnerberatung. Rund 79 Prozent der Gefangenen haben zwischen 2017 und 2020 angegeben, dass sie sich während ihrer Haftzeit persönlich positiv verändert hätten. Das geht aus einer Umfrage des Jugendstrafvollzugs hervor.
"Es freut mich zu sehen, wie die Gefangenen und die Mitarbeiter sich auf neue Projekte einlassen", sagt JVA-Leiterin Katja Fritsche. Als nächstes möchte sie den so genannten Wohngruppenvollzug umzusetzen. Das heißt, es soll mehrere kleine Bereiche geben, wo die Jugendlichen zusammen leben können. Das bedeutet mehr bauliche Veränderungen, aber auch mehr Personal, das sich mit einer noch besseren Betreuung um die Jugendlichen kümmern soll.
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Amelie Wördehoff arbeitet am Theater Konstanz als Theaterpädagogin. Zusammen mit Kolleginnen betreut sie das Projekt „Theater hinter Gittern“.