Den Vorwurf, dass die Grünen ihre Ideale verraten hätten, will BW-Ministerpräsident Kretschmann so nicht stehen lassen. Vielmehr lobt er die schwarz-grüne Landesregierung in NRW.
Nach dem Protest gegen den Braunkohleabbau in Lützerath in Nordrhein-Westfalen wehrt sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gegen Vorwürfe, seine Partei habe mit der Räumung des Areals ihre Ideale verraten. "Das sind große Worte", sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. "Aber die Aussage ist einfach Blödsinn." Die Grünen setzten sich erfolgreich im Kampf gegen den Klimawandel ein. Auch deshalb sei Lützerath nicht der richtige Ort für eine Demonstration. "Der Protest dort war ein falsches Symbol", kritisierte der baden-württembergische Regierungschef.
Die schwarz-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen habe erfolgreich gearbeitet und den Kohleausstieg vorgezogen. Die Verhandlungen hätten dazu geführt, dass 280 Millionen Tonnen CO2 im Boden bleiben und vier Ortschaften erhalten bleiben, so der Ministerpräsident. "Insofern passt das überhaupt nicht", sagte Kretschmann. Es gebe auch eigentlich kein Aufklärungs- oder Erkenntnisproblem. "Die Katastrophen, die heute Unwetter anrichten, kriegt ja jeder mit."
Debatte um Lützerath: Klimaaktivisten werfen Grünen Verrat vor
Die den Grünen nahestehenden Klima-Aktivisten und -Aktivistinnen hatten der Partei nach der Kundgebung in Lützerath Verrat an ihren Zielen und am Klimaschutz vorgeworfen, weil sie den weiteren Braunkohleabbau nicht verhindere. Falls Aktivistin Greta Thunberg tatsächlich von Verrat gesprochen habe, stellte Kretschmann aber klar: "In Wirklichkeit verraten wir natürlich gar nichts. Die Aussage ist einfach Blödsinn."
Das sieht Bundestagsabgeordneter Bernd Riexinger (Linke), der politisch im Wahlkreis Stuttgart beheimatet ist, ganz anders. Auf Twitter schreibt er mit Verweis auf Kretschmanns Aussagen: "Getroffene Hunde bellen! Greta Thunberg hat recht mit ihrer Kritik an den Grünen, auch wenn das Kretschmann nicht wahrhaben will!" Zudem stehe der Ministerpräsident beispielhaft dafür, wie die Grünen ihre Klimaziele verraten.
Am vergangenen Wochenende war es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Auch Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus Baden-Württemberg waren vor Ort. Das Braunkohledorf Lützerath, das zum Symbol für den Kampf wurde, ist inzwischen geräumt.