Es ist ein etwas anderer Wochenmarkt: Ehrenamtliche teilen in einer Unterführung am Kühlen Krug in Karlsruhe Lebensmittel an Bedürftige aus. Der Andrang wird immer größer.
Eine hell beleuchtete Unterführung am Kühlen Krug in Karlsruhe: Vor gelb getäfelten Wänden haben Ehrenamtliche eine Reihe von Tischen aufgebaut. Darauf stehen Körbe mit Lebensmitteln - von Äpfeln und Brötchen über Wurst und Joghurt bis zu veganem Essen. Während oben Straßenbahnen und Autos fahren, hat sich einige Treppenstufen tiefer eine lange Warteschlange gebildet.
Karlsruher Untergrund-Markt entstand im Corona-Lockdown
Die Idee für die etwas andere Essensausgabe hatten Ehrenamtliche im ersten Corona-Lockdown. Als die Tafeln schlossen, wurde das Herzprojekt Karlsruhe geboren. Zunächst richteten Freiwillige eine Gabenwand in der Unterführung ein, später wurde das Angebot zu einem Markt mit Lebensmittelausgabe ausgeweitet.
Dem Helferteam gehören mittlerweile ein Dutzend Freiwillige an. Jeden Donnerstag holen sie schon in der Früh Lebensmittel von Supermärkten und anderen Spendern ab. Am Nachmittag wird der Markt aufgebaut. Beginn ist dann um 16 Uhr. Seit dem Ukraine-Krieg ist die Zahl der Bedürftigen weiter gestiegen. Bis zu 200 Besucher kommen zur Lebensmittelausgabe in die Unterführung, viele von ihnen sind Geflüchtete aus der Ukraine.
Lebensmittel für einen symbolischen Euro
Unter den Menschen, die anstehen, ist auch Jessica Geiser. Wie die anderen Marktbesucher bekommt sie für einen Euro eine Ausgabenummer. Die alleinerziehende Mutter hat auch ihre drei Kinder mitgebracht. Normalerweise geht sie einmal pro Woche zur Tafel.
Wenige Meter vor ihr packt Antonio Cataldo bereits Milchreis, Chili-Schoten und Schinken in seine Tragetasche. Von seiner Rente müsse er die Miete für sich und seine Frau bezahlen, die keine Rente bekomme. Daher seien sie auf Hilfsangebote angewiesen.
Herzprojekt Karlsruhe will Verein werden
Dass der Markt in einer Unterführung stattfindet, kommt nicht von ungefähr. Die Idee war es, Besucher vor Blicken zu schützen. Diese Anonymität würden viele Bedürftige schätzen, erzählt Heike Blum vom Herzensprojekt. Die Helfer machen sich gerade auf den Weg, ein eingetragener Verein zu werden. "Wir kommen manchmal wegen des Andrangs an unsere Grenzen, aber wir wollen das auf jeden Fall weiter anbieten", verspricht Blum. Im März feiern sie ihr dreijähriges Jubiläum.