Ein Start-up im Kreis Rastatt entwickelt Weltraum-Container. Im kommenden Jahr sollen sie im Rahmen des SpaceX-Projekts von Elon Musk Experimente ins All transportieren.
Die Angestellten von Sebastian Klaus schauen nicht einmal auf, wenn jemand Neues die unscheinbare, kleine Lagerhalle in Lichtenau (Kreis Rastatt) betritt. Hoch konzentriert bastelt hier jeder an einem anderen Teil aus goldglänzender Folie. So sieht es jedenfalls für den Laien aus.
Ziel: Fracht ins All und zurück zur Erde transportieren
In Wahrheit arbeitet die Firma ATMOS Space Cargo im Gewerbegebiet von Lichtenau an fortschrittlicher Weltraumtechnik. Ihr Ziel ist es, mit Containern Güter ins All und wieder zur Erde zurückzutransportieren. Eigentlich nichts weiter als ein Logistikunternehmen. Nur statt Lkw müssen für den Weltraum deutlich kompliziertere Ideen für den Transport entwickelt werden.
Das Problem dabei: Es gibt zwar Raketen, die die Fracht in den Weltraum transportieren können, aber für den Weg zurück auf die Erde gibt es bisher keine Lösung, sagt Sebastian Klaus. Um das zu ermöglichen, arbeitet das Unternehmen an einem autonomen Weltraum-Container. Der soll mit einer Rakete ins All geschossen und dort abgeworfen werden. Den Weg zurück zur Erde soll der Weltraum-Container später alleine finden und das, ohne dass die Ladung beschädigt wird.
SWR-Reporter Patrick Neumann war bei dem Unternehmen in Lichtenau vor Ort:
Weltraum-Container aus Lichtenau: Ein europäisches Pionierprojekt?
Wenn ihnen das gelingt, könnte das Unternehmen aus Lichtenau das erste kommerzielle in Europa sein, das einen autonomen Transport aus dem All zurück auf die Erde möglich macht. Doch es ist ein Rennen gegen die Zeit. Im Februar soll die PHOENIX-Kapsel im Rahmen des SpaceX-Programms von Elon Musk in den Weltraum starten. Und dann wieder sicher zur Erde zurückfinden.
Zwischen den ersten Geldern von Sponsoren und dem ersten Weltraumflug im Februar liegen insgesamt sportliche 20 Monate. Firmen mit vergleichbaren Projekten brauchen für die gleiche Arbeit laut Sebastian Klaus vier bis fünf Jahre. Der Grund für den Stress: "Man kann am Boden viel simulieren, aber ein Flug ist dann immer noch was anderes." Mit anderen Worten: Das Team braucht so schnell wie möglich erste Daten aus Testflügen.
Erste Fracht des Containers soll biologische Experimente beinhalten
Gleichzeitig gibt es bei der Produktion keinen Platz für Fehler. Die Fracht des Weltraum-Containers ist ziemlich empfindlich. Auf dem Testflug des Containers transportiert die ATMOS-Kapsel biologische Experimente, die beispielsweise auch in der Krebsforschung wichtig sein können. Dabei arbeiten die Konstrukteure für Weltraumcontainer mit einem anderen Unternehmen aus Meckenbeuren (Bodenseekreis) zusammen, das einen Roboter herstellt. Er ist wie ein Inkubator aufgebaut, in dem die Experimente stattfinden und sich das biologische Material dafür befindet.
Das Hitzeschild ist wichtig für die Mission
Die Schwierigkeit für das Lichtenauer Unternehmen liegt bei diesem Vorhaben vor allem in der Temperatur. Maximal 40 Grad Celsius dürfen in dem Inkubator herrschen. Die Luft in der Atmosphäre, mit dem sich das aufblasbare Hitzeschild bei der Rückkehr zur Erde aufbläht, ist aber 1.000 Grad Celsius heiß und damit eine echte Herausforderung. Mindestens sieben Minuten lang muss die Isolierung halten. So lange ist nämlich die Glühphase bei Eintritt in die Atmosphäre.
Internationales Team arbeitet in Lichtenau
Das Team des Lichtenauer Unternehmens ist international. Einzige Einstellungsvoraussetzung: Weltklasse sein. Ein Kriterium, das Ennesh Chavan aus Indien offensichtlich erfüllt. Er arbeitet im Büro des Lichtenauer Start-Ups an der Fernsteuerung des Cargo-Containers. Zwischen Schreibtisch und dem benachbarten Reinraum ist der Avionic Ingenieur jeden Tag von Neuem fasziniert von seinem Job.
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