Die AfD zählt zu den großen Gewinnern der Europawahl. Vor allem in Pforzheim und Rastatt schnitt die Partei deutlich stärker als im Landestrend ab.
23,2 Prozent in Pforzheim, über 23 Prozent auch in Rastatt. Die AfD hat sich in den beiden Wahlkreisen deutlich zur zweitstärksten Kraft bei der Europawahl 2024 entwickelt. Die Gründe dafür sind offenbar vielschichtig.
AfD Pforzheim zufrieden mit Ergebnis
Alfred Bamberger von der AfD Pforzheim war selbst überrascht von dem deutlichen Ergebnis. Er freut sich über das gute Abschneiden seiner Partei und glaubt, dass die Gründe dafür auch in einer verfehlten Europa- und Migrationspolitik liegen. Für einen Industriestandort wie Pforzheim, der viel an der Autoindustrie hänge, sei auch die Klimapolitik in Europa ein Problem, so Bamberger.
Besorgt ist man hingegen bei der Pforzheimer CDU. Laut dem Pforzheimer CDU-Politiker Gunter Krichbaum freut man sich darüber, selbst stärkste Kraft zu sein. Allerdings befürchte er, dass starke Abschneiden der AfD könne ein fatales Signal für Investoren sein, die sich für Pforzheim interessieren.
Pforzheim schon seit längerem eine AfD-Hochburg
Pforzheim ist schon seit längerem eine AfD-Hochburg in Baden-Württemberg. Zu erklären ist das nach Meinung vieler politischer Beobachter an den großen sozialen Problemen, die die Stadt seit Jahren vor sich her trägt.
Nach dem Niedergang der Schmuckindustrie erlebte die einstige "Goldstadt" einen schwierigen Strukturwandel, der bis heute anhält. So wies Pforzheim über lange Zeit die höchste Arbeitslosigkeit im Land auf. Ein Großteil der Erwerbslosen verfügt weder über einen Schulabschluss noch über eine qualifizierte Ausbildung. Viele fühlen sich sozial abgehängt und tendieren zu Parteien, die einfache Lösungen versprechen. Hinzu kommt, dass mehr als 50 Prozent der Pforzheimer Migrationshintergrund haben.
Auch Migranten wählen die AfD
Ein weiterer Grund für die starken Ergebnisse der AfD ist die hohe Zahl an Russlanddeutschen, von denen viele rechts wählen. Der Großteil lebt im Stadtteil Buckenberg-Haidach, wo die AfD bei den Landtagswahlen 2016 auf 43 Prozent kam. Bei den vergangenen Wahlen waren es noch immer über 30 Prozent. Mit konservativem Familienbild und einem ausgeprägten Bedürfnis nach Sicherheit betrachten viele – obwohl selbst zugewandert – weitere Zuwanderung aus nicht-christlichen Kulturen als eine Bedrohung ihrer hier aufgebauten Existenz.
So hat BW gewählt Das war der Ticker zur Kommunal- und Europawahl 2024 in BW: Ergebnisse, Analysen und Reaktionen zum Nachlesen
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