Volocopter aus Bruchsal braucht weiteres Geld. CEO Dirk Hoke zeigt sich optimistisch. Es gebe eine große Unterstützung der Investoren und neue Verhandlungen mit zwei weiteren Bundesländern.
Für das Bruchsaler Flugtaxi-Unternehmen Volocopter gibt es laut CEO Dirk Hoke "sehr viel Unterstützung von vielen unserer Investoren". Volocopter braucht nach eigenen Angaben neues Geld, um weitermachen zu können. Das Unternehmen wartet nach wie vor auf die Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA). Erst damit kann Volocopter kommerzielle Flüge mit seinem elektrisch betriebenen Flugtaxi anbieten und regulär Geld verdienen.
Gespräche mit Investoren von Volocopter laufen
"Die Gespräche mit unseren Investoren sind sehr weit fortgeschritten", sagte Hoke am Freitagnachmittag im Interview mit dem SWR. Er hoffe, dass man im Kürze eine Finanzierung präsentieren könne. Konkrete Zahlen werden nicht genannt.
Hoke hatte die rund 50 Anteilseigner des Unternehmens zuvor um Unterstützung gebeten. Neben Mercedes-Benz, dem chinesischen Autohersteller Geely oder Intel, gehören auch die Gründer von Volocopter dazu. Sollten sich die privaten Anteilseigner nicht auf eine weitere Finanzierungsrunde einigen, "müssen wir in absehbarer Zeit eine Insolvenz in Betracht ziehen", hatte Hoke in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.
Zusage aus Bayern würde Wegzug aus Bruchsal bedeuten
Neben Geld von Anteilseignern bemüht sich Volocopter weiterhin auch um staatliche Hilfe. Dass das Bundesverkehrsministerium gemeinsam mit dem Freistaat Bayern eine Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro für Volocopter übernimmt, wird laut Hoke "immer unwahrscheinlicher."
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) habe am Dienstag sein Veto eingelegt. Weil gleich mehrere CSU-Politiker aber weiter nach Lösungen suchen würden, will Hoke die Hoffnung aber noch nicht ganz aufgeben. Auch das Bundesverkehrsministerium ist auf SWR-Anfrage nach wie vor bereit, das "Unternehmen über einen staatlich verbürgten Kredit gemeinsam mit dem Freistaat Bayern zu unterstützen." Eine Zusage aus Bayern würde eine Standortverlagerung für Volocopter weg von Bruchsal nach Bayern bedeuten, so Hoke.
Ob die mehr als 500 Mitarbeiter am Hauptstandort in Bruchsal bleiben können, ist also offen. Volocopter hat aktuell mehrere Gebäude über die Stadt verteilt. Im Zentrum in der Nähe des Bahnhofs befinden sich Büroräume und eine Fertigungshalle für Batterien. In einem Hangar am Stadtrand werden die Volocopter zusammengebaut und können dort auch für Testflüge absolvieren.
Auch andere Standorte kommen für Volocopter in Frage
"Wohin wir morgen gehen, wo wir entwickeln und wo wir produzieren" sei eine gemeinsame Entscheidung der Geldgeber so Hoke. Man müsse sich dahin orientieren, wo Unterstützung fühlbar sei und realisiert werde. Man ziehe alle Möglichkeiten in Betracht, sagte Hoke auf die Frage, ob auch China ein künftiger Standort sein könnte. Im Falle eines Wegzugs aus Bruchsal werde es aber Übergangszeiten geben, so der CEO.
Nachdem sich die offizielle Entscheidung in Bayern weiter hinzieht, gibt es laut Hoke zwei weitere Bundesländer, die Interesse an einer staatlichen Hilfe angemeldet haben. Baden-Württemberg gehört nicht dazu. Die Landesregierung hatte eine Bürgschaft für Volocopter gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium bereits vor Wochen abgelehnt.
Bund und Land kommen zu unterschiedlichem Ergebnis bei Volocopter
Das Bundesverkehrsministerium hatte nach eigener Aussage bei der Unternehmensberatung PwC ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Chancen und Risiken für eine Bürgschaft zu analysieren. Während der Landesregierung Baden-Württemberg das Risiko offenbar zu hoch war, kam das Bundesverkehrsministerium zu einem anderen Ergebnis.
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Unternehmen muss kommerziellen Betrieb für Flugtaxi verschieben
Volocopter wollte bei Olympia in Paris diesen Sommer durchstarten. Zum ersten Mal sollten mit dem selbst entwickelten elektrischen Flugtaxi Passagiere gegen Geld durch die Luft geflogen werden. Dieses Ziel wird Volocopter nach eigenen Angaben nicht mehr erreichen. Schauflüge, beispielsweise mit Politikern, soll es bei Olympia mit einer vorläufigen Verkehrszulassung aber trotzdem geben.
Ob und wann die Musterzulassung durch die EASA kommt, ist unklar. Volocopter rechnet damit noch in diesem Jahr. Die EASA will auf SWR-Nachfrage keinen Zeitplan nennen und weist darauf hin, dass es "zu großen Teilen darauf ankommt, wann das Unternehmen demonstrieren kann, dass ihr Produkt die Anforderungen an eine Zulassung erfüllt."
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