Nach dem tödlichen Unfall in Philippsburg

"Euch sieht man nicht!" - Beim Velomobil gehen die Meinungen stark auseinander

Stand
Autor/in
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro

Mit dem Velomobil bekommt man laut Michael Krause aus dem Kreis Karlsruhe immer zwei Reaktionen. Daumen hoch oder "euch sieht man nicht!" Warum gibt es so viele Vorurteile gegenüber dem Velomobil?

Velomobile gibt es im Straßenverkehr in Deutschland bisher kaum. Ende September hatte ein tödlicher Unfall in Philippsburg (Kreis Karlsruhe) das öffentliche Interesse auf die Liegeräder gelenkt. Aber gerade weil die Fahrzeuge noch so unbekannt sind, gibt es laut Michael Krause noch viele Vorurteile.

Das schätzt Velomobil-Fahrer Michael Krause am Velomobil:

Der leidenschaftliche Velomobil-Fahrer aus dem Kreis Karlsruhe legt nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 12.000 Kilometer zurück. Dabei begegnen ihm zwei unterschiedliche Reaktionen, entweder der Daumen nach oben oder der Spruch: "Euch sieht man nicht!"

Man wird gesehen. Man wird gezielt angesprochen mit dem Spruch, dass man ja eigentlich unsichtbar ist. Das ist ein gewisses Paradoxon.

Michael Krause: Das Velomobil wird auf Fahrradwegen oft übersehen

Tatsächlich werden Velomobile laut Michael Krause besonders auf dem Fahrradweg übersehen. In Innenstädten werden diese häufig von der Straße aus hinter parkenden Autos vorbeigeführt. Somit müssten die Velomobil-Fahrer immer wieder Wege kreuzen, die von abbiegenden Autos oder Lkw nicht einsehbar seien. "Als normaler Radfahrer wird man schon schlecht gesehen. Aber in dieser niedrigen Form ist man hinter dem parkenden Verkehr quasi unsichtbar", sagt er im Gespräch mit dem SWR.

Außerhalb der Ortschaften werde das Problem sogar noch größer. Denn dort werden laut dem Velomobil-Fahrer die Fahrradwege häufig wechselseitig mal rechts und mal links geführt. Dadurch müsse die Straße häufig gekreuzt werden, was zum selben Problem wie in der Stadt führe.

Velomobile auf Straße besser sichtbar

Anders sei das auf der Straße. Dort sei ein Velomobil sehr sichtbar, sagt der Velomobil-Fahrer. "Ein Velomobil besteht aus sieben Quadratmetern, rundherum mit farbigen Lackierungen. Das ist auffällig." Autofahrer, besonders in einem SUV, hätten einen wunderbaren Blick nach vorne und würden ein Velomobil sofort sehen und reagieren können, erklärt Michael Krause. "In der Regel ist es: Etwas vom Gas gehen und dann sauber überholen."

Treffen von Velomobil-Fahrern im Schlossgarten in Karlsruhe.
In Karlsruhe gibt es eine lebendige Velomobil-Szene. Zweimal im Jahr findet ein Treffen im Schlossgarten statt.

Velomobil ist deutlich schneller als ein Fahrrad

Durch das leichte Material und die windschnittige Bauart sei ein Velomobil deutlich schneller als ein Fahrrad. "Dauertempo von 50 sind für einen einigermaßen sportlichen Menschen über mehrere hundert Kilometer möglich", erklärt Michael Krause. Der aktuelle Weltrekord von 144,17 km/h wurde 2016 in Nevada vom Kanadier Todd Reichert aufgestellt. Dennoch muss ein Velomobil laut ADAC angepasst fahren und sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten - wie andere Fahrzeuge auch.

Velomobile sind die effizientesten Fortbewegungsmaschinen mit Körperkraft, die es gibt.

Fahrradwege seien aber häufig für den gemischten Betrieb angelegt, erklärt der Velomobil-Fahrer. Sie verlaufen entweder direkt neben Fußgängerwegen oder es werde sogar vorausgesetzt, dass beide sich den Weg teilten. "Ein Fahrzeug, das mit einer Geschwindigkeit nach drei, vier Tritten mit 30 km/h unterwegs ist, ist für einen Fahrradweg erst mal nicht besonders geeignet", sagt Michael Krause.

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Michael Krause: Velomobil hat häufig selbe Reisezeit wie Auto

Bei einer Geschwindigkeit von 40 und 50 km/h zwischen Ortschaften sei ein Velomobil auf der Straße hingegen kaum ein Hindernis. "Im nächsten Ort ist ja meistens dann sogar nur noch 30 km/h erlaubt. Das heißt, man fließt mit dem Autoverkehr relativ flüssig mit", sagt Michael Krause.

Das Fahrrad ist eines der Verkehrsmittel, wie der Pkw oder der Lkw. Und alle sollten in der gegenseitigen Rücksichtnahme miteinander von A nach B kommen.

Von Autofahrern wünscht sich Michael Krause, dass sie etwas gelassener werden. Denn in vielen Fällen hätte das Velomobil dieselbe Reisezeit wie das Auto. Autofahrer, die sich vom Velomobil gestört fühlten und die nächste Gelegenheit nutzten, um möglichst schnell vorbeizufahren, sehe er oft im nächsten Ort fünf Kilometer später dann an der Ampel wieder.

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