Die anhaltende Trockenheit macht Landwirten in der Region zu schaffen. Bei manchen Getreidesorten wird Notreife befürchtet, das Korn wird dann nicht voll ausgebildet.
Eigentlich waren die Voraussetzungen für das Getreide gut, das Frühjahr war nass. Aber in den vergangenen Wochen blieben Niederschläge aus - nur punktuell gab es in der vergangenen Woche Gewitter mit Regen. Vor allem Winterroggen und Winterweizen kämpfen, sagt Landwirt Uwe Lengert aus Stutensee (Kreis Karlsruhe). Die ausreichenden Niederschläge im Frühjahr hätten die Pflanzen verwöhnt. Die Wurzeln seien nicht so stark ausgebildet worden. Und jetzt zwinge der abrupte Wassermangel die Pflanzen in die Knie.
Wie sehr Landwirte betroffen sind, hängt auch stark von der Beschaffenheit der Böden ab. Teils ist die anhaltende Trockenheit durch Risse im Boden auf den Feldern deutlich sichtbar. Auch Landwirt Werner Kunz aus Ubstadt-Weiher (Kreis Karlsruhe) merkt die Folgen der Trockenheit. Die größten Verlierer könnten Weizen, Roggen und Braugerste werden, da diese jetzt in der entscheidenden Kornbildungsphase erheblich gestört würden.
Eine Notreife habe bei ihm noch nicht eingesetzt. Wenn das Wetter die nächsten Tage aber so anhalte und es nicht regne, dann werde dies der Fall sein. Das heißt, die Körner bleiben kleiner und der Ertrag fällt geringer aus. Außerdem würden die Pflanzen verdorren. Die beiden Landwirte Uwe Lengert und Werner Kunz rechnen damit, dass die Ernte früher startet als üblicherweise.
Trockener Wind verschärft die Lage
Zusätzlich zur Trockenheit gibt es ein weiteres Problem: Schon seit längerem weht ein trockener Wind. Wenn der über die Getreidefelder zieht, nehme er auch die letzte Feuchtigkeit mit, so Kunz. Durch den Wind gebe es eine höhere Verdunstung.
Regen dringend nötig
Regen ist jetzt dringend nötig. Niederschläge in dieser Woche würden noch einiges retten, sagt Landwirt Werner Kunz. Allerdings bleibt es wohl erst mal trocken.
Auch Thomas Huschle aus Achern, Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands/Kreisverband Rastatt/Bühl/Achern betont: es müsse schnell regnen. Ansonsten rechnet auch er demnächst mit Notreife bei Getreidesorten wie Gerste und Weizen. Beim Mais sehe es ebenfalls kritisch aus, denn der konnte aufgrund schlechter Witterung erst Anfang Mai ausgesät werden und hatte deshalb einen Rückstand. Wenn die Trockenheit weiter anhalte, seien beim Getreide je nach Sorte und Standort Mindererträge zwischen fünf und 25 Prozent zu erwarten, so Huschle.
Vergleichbarer Wetterverlauf zuletzt vor zehn Jahren
An solch einen Verlauf des Wetters kann sich Werner Kunz zuletzt 2003 erinnern – auch damals habe es bis Mitte Mai geregnet und dann zwei Monate nicht mehr. Selbst im Trockenjahr 2018 habe es im Kraichgau Anfang Juni noch Gewitter gegeben. Er und sein Kollege Uwe Lengert rechnen damit, dass die Ernte in diesem Jahr gut eine Woche früher startet als üblich - Ende Juni, Anfang Juli. Beide rechnen ebenfalls mit einer geringeren Ernte, eine Prognose sei aber schwierig.