In Karlsruhe hat am Sonntag die zehnte Vesperkirche begonnen. Bis zum 5. Februar erhalten bedürftige Menschen ein kostenloses Mittagessen. Die Organisatorin rechnet mit großem Andrang.
Es sind oft kleine Gesten, die Großes bewirken: Christine Vortisch hat nicht nur Kaffee und Kamillentee im Angebot. Als sie einen Besucher wieder erkennt, zaubert sie ein Leckerli für dessen Hündin Frieda aus ihrem Rucksack hervor - und erntet dafür ein dankendes Lächeln von Friedas Herrchen. Die ehrenamtliche Helferin ist schon zum siebten Mal bei der Karlsruher Vesperkirche dabei.
Gulasch zum Start der Vesperkirche Karlsruhe
Es ist noch nicht der ganz große Andrang zum Start der Vesperkirche. Dazu trägt vielleicht auch der leichte Nieselregen am späten Sonntagvormittag bei. Aber eine Schlange hat sich an der Essensstraße rund um die Johanniskirche in der Südstadt trotzdem gebildet.
An Holzhütten gibt es Nudeln und Gulasch zum Mitnehmen, aber auch Wurst- und Käsebrote. Spricht man die Besucher auf die allgemein steigenden Preise an, winken viele ab. "Alles wird teurer", sagt ein Mann mit Hund. Er freue sich umso mehr über das Angebot der Vesperkirche. Eine Frau sagt, sie komme seit Jahren hierher und sei darauf angewiesen.
Karlsruher Pfarrerin spürt "Existenzängste" bei Besuchern
Bis zu 400 Essen werden hier pro Tag von den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ausgegeben. Dazu kommen noch weitere kostenlose Mahlzeiten an zwei Außenstationen. Wegen der Energiekrise und den Folgen des Ukraine-Krieges rechnet Pfarrerin Lara Pflaumbaum in diesem Jahr mit einem noch größeren Andrang als in den Vorjahren. "Wir bekommen Existenzängste und die Existenzbedrohung natürlich mit", sagt Pflaumbaum. Für Bedürftige seien die allgemeinen Preissteigerungen enorm.
Im vergangen Jahr wurden etwa 8.500 Essen in den Innenhöfen rund um die Johanniskirche an Bedürftige verteilt, außerdem wurden 3.000 Essen an Obdachlose und Alkoholabhängige geliefert.
Wegen der Corona-Pandemie und anderen Infektionskrankheiten hat man in diesem Jahr erneut auf ein gemeinsames Essen in der Kirche verzichtet. Drinnen gilt außerdem eine Maskenpflicht. Trotzdem tummeln sich zum Auftakt einige Menschen in der Kirche, etwa an der Kleiderkammer. Weitere Angebote wie Friseurbesuche oder tierärztliche Behandlungen sind in den kommenden Wochen geplant.