Ein Polizist setzt einen Schlagstock gegen einen Mann ein. Ein Video, das einen eskalierenden Familienstreit dokumentiert, wirft Fragen auf. Ein Experte kritisiert das Vorgehen.
In einem Video eines Polizeieinsatzes, das dem SWR vorliegt, ist zu sehen, wie ein Beamter mit einem Schlagstock dreimal auf einen am Boden liegenden Mann einschlägt, während ein anderer Beamter ihn bereits fixiert hatte.
Im Video ist auch zu sehen, wie eine heraneilende Beamtin ihren Kollegen am Arm greift, offenbar um ihn zu stoppen. Das Video wurde im vergangenen September in Philippsburg (Kreis Karlsruhe) aufgezeichnet, kurz nachdem Polizeibeamte zu einem Familienstreit gerufen wurden.
Situation außer Kontrolle
Nach Angaben der Polizei sei die Situation außer Kontrolle geraten, als die Beamten versuchten, mehrere Männer voneinander zu trennen. Infolgedessen wurden fünf Beamte verletzt. Weiter heißt es in einer Pressemitteilung, die Polizisten hätten Schlagstöcke einsetzen müssen, um sich selbst zu verteidigen.
Der SWR hat das Video des Vorfalls dem Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes vorgelegt. Feltes sagte gegenüber dem SWR, dass das Vorgehen des Beamten im Video aus seiner Sicht zu weit gehe: "Wenn eine Person auf dem Boden liegt und von ihr ganz offensichtlich keine Gefahr mehr ausgeht, dann ist es unverhältnismäßig, auf sie mit einem Schlagstock einzuschlagen."
Weiter sagt Feltes, er sehe in dem Videoausschnitt einen relativ enthemmten, wütenden Beamten, der möglicherweise zuvor provoziert wurde, dies sei aber keine Begründung für dieses unverhältnismäßige Vorgehen. Laut Polizeipräsidium Karlsruhe wurde ein Ermittlungsverfahren gegen die Beamten eingeleitet. Grundlage dafür sei ein Handyvideo.
Ermittlungsverfahren gegen Tatverdächtige
Darüber hinaus werden laut Polizeipräsidium Karlsruhe weitere Ermittlungsverfahren gegen Tatverdächtige wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, tätlichem Angriff gegen Polizeibeamte und gefährlicher Körperverletzung geführt. Auch hier sind die Ermittlungen derzeit noch nicht abgeschlossen.
Ob der beteiligte Beamte aus Philippsburg weiterhin im Streifendienst tätig ist, dazu äußerte sich das Polizeipräsidium Karlsruhe gegenüber dem SWR nicht.