Der 23. Februar 1945 - der Tag, an dem die Stadt Pforzheim in Schutt und Asche versank. Auf mehreren Gedenkveranstaltungen wurde am Donnerstag an die Bombennacht erinnert.
Am Abend gedachten die Menschen auf dem Marktplatz schweigend und mit Kerzen in den Händen der Opfer der Bombennacht am 23. Februar 1945. Um 19:50 Uhr, der Zeitpunkt des Bombardements, läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Vorher gab es Ansprachen und Segen von allen großen Religionsgemeinschaften in Pforzheim.
Gedenken auf dem Hauptfriedhof und Andachten
Der traditionelle Auftakt des Gedenktages fand am Donnerstagnachmittag auf dem Hauptfriedhof statt. Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) machte in seiner Gedenkrede auch auf das Leid der Menschen in der Ukraine aufmerksam.
Mehrere Chöre sangen anschließend im Hof des Kulturhauses Osterfeld Friedenshymnen. Es folgte eine musikalische Andacht in der Schlosskirche.
Bildtafeln erinnern an Bombennacht
Präsent ist der Pforzheimer Schicksalstag schon seit Wochen in der Innenstadt. 20 Bildtafeln zeigen die Trümmerlandschaft an der jeweiligen Stelle nach der Bombardierung. In einer Filmreihe zeigt das Kommunale Kino Filmaufnahmen, und noch bis Freitag serviert ein Trümmercafé im Stadtteilzentrum Kaiser-Friedrich-Straße Gerichte aus Kriegszeiten.
Demonstrationen gegen Neonazi-Aufmarsch
Wie in jedem Jahr hatte der rechtsextreme "Freundeskreis für Deutschland" angekündigt, auf dem Wartberg am Stadtrand eine "Fackelmahnwache" mit bis zu 80 Teilnehmern abzuhalten. Laut Polizei entzündeten am Ende jedoch nur rund 40 Teilnehmer der rechtsextremen Demonstration Fackeln auf dem Wartbergplateau. Die vor allem von Gewerkschaften und Kirchen getragene "Initiative gegen Rechts" organisierte eine Gegendemo durch die Innenstadt.
Demo von linker Szene und Antifa teilweise aufgelöst
Gegen 19 Uhr wurde ein von der linken Szene und Antifa-Gruppen organisierter Demonstrationszug, der vom Hauptbahnhof in Richtung Wartberg bis in die Nähe der "Mahnwache" führen sollte, vom Versammlungsleiter aufgelöst. Laut Polizei wurden die vereinbarten Sicherheitsauflagen nicht eingehalten. So hatten Teilnehmer zum Beispiel zu lange Fahnenstangen dabei, einige sollen laut Polizei auch vermummt gewesen sein oder Quarzhandschuhe getragen haben.
Rund 200 Teilnehmer liefen bei dieser Demo gegen den Neonazi-Aufmarsch mit. Offenbar ergaben sich nach der Auflösung der Demonstration neue, kleinere Gruppierungen, die ihren Weg Richtung Wartberg fortsetzten. Mehr als hundert Polizisten flankierten den Protestzug zum Wartberg, wo sich ein Teil im Bereich der Polizeiabsperrungen, ein anderer unterhalb des Wartbergplateaus sammelte. Laut Polizei bleiben die Versammelten dabei - abgesehen vom vereinzelten Zünden von Feuerwerkskörpern - friedlich.
Protest aus offiziellem Programm gestrichen
In diesem Jahr zeigten sich die Veranstalter empört darüber, dass die Demo nicht wieder - wie schon in früheren Jahren - ins offizielle Programm aufgenommen wurde. Eine Mehrheit des Gemeinderats hatte dies abgelehnt. Begründung: Man halte das Aufeinandertreffen von Rechten und Linken für zu gefährlich.
Der Hintergrund: In der Vergangenheit hatten sich dem Protestzug regelmäßig Linksautonome angeschlossen, die im Anschluss ihre eigene Demo veranstalteten. Die Polizei ist am Pforzheimer Gedenktag regelmäßig mit mehreren Hundertschaften vor Ort, um ein Zusammentreffen beider Seiten zu verhindern. Rund um das Einsatzgeschehen würden auch Drohnen zum Einsatz kommen, hieß es.
Für ein Verbot der "Mahnwache", wie von mehreren Seiten immer wieder gefordert, sieht die Stadt nach wie vor keine gesetzliche Handhabe.
Pforzheimer erinnern sich an Bombennacht am 23. Februar 1945
Pforzheimer erinnern sich an Bombennacht am 23. Februar 1945
"Les Amis de Pforzheim" dokumentieren Schicksale von Deportierten Ausstellung über französische Zwangsarbeiter in Pforzheim
Mehr als 500 Männer und Jungen wurden 1944 aus den Vogesen nach Pforzheim deportiert. Dort mussten sie Zwangsarbeit leisten. Eine Ausstellung beleuchtet jetzt das Schicksal der Opfer.