Altenpfleger in Waghäusel wagt den Wechsel

Kreis Karlsruhe: Die Zeitarbeit als Chance für die Pflege?

Stand
Autor/in
Markus Volk
Markus Volk, Reporter und Redakteur im SWR Studio Karlsruhe

Seit 17 Jahren arbeitet Alexander Gasch in der Pflege. Um eine Weiterbildung machen zu können, kündigt er und wechselt in die Zeitarbeit. Im Moment arbeitet der Pfleger in Waghäusel.

Ist von der Pflegebranche die Rede, dann geht es oft um Missstände: schlechte Arbeitsbedingungen, miese Bezahlung und nicht zuletzt der daraus folgende Personalmangel. Für viele Kräfte heißt das, entweder aushalten oder den Beruf wechseln. Seit einiger Zeit gibt es in der Pflege aber einen weiteren Trend: die Zeitarbeit. Während sie in anderen Branchen oft einen schlechten Ruf genießt, ist die Zeitarbeit eine große Chance, so auch für Alexander Gasch.

SWR-Reporter Markus Volk hat über die Zeitarbeit in der Pflege mit Alexander Gasch gesprochen:

Recht zur Mitsprache beim Dienstplan und mehr Geld

Zu der Entscheidung kam es, nachdem er eine Weiterbildung zum Pflegedienstleiter beginnen wollte. "Ich habe mich mit meinem damaligen Arbeitgeber etwas überworfen, weil die mir das nicht so organisieren wollten. Ich habe eine Woche im Monat einen Präsenzblock für die Weiterbildung", rekapituliert der Altenpfleger. Deshalb hat er sich vor gut einem Jahr für die Zeitarbeit entschieden. Derzeit arbeitet er in einer Einrichtung in Waghäusel (Landkreis Karlsruhe).

Aber auch über die Weiterbildung hinaus hat die bessere Zeitplanung Vorteile: Während andere ihren Urlaub zum Teil schon im Vorjahr planen müssten, könne er auch mal wenige Wochen im Voraus sagen, dass er wegfährt. Auch bei Nacht- und Wochenendschichten hat Gasch jetzt mehr Mitspracherecht. Und das kommt auch seinem dreijährigen Sohn zugute.

Ich fühle mich insgesamt ausgeglichener. Ich habe privat weniger Sorgen. Ich habe die Möglichkeit zu sagen, ich mache vorwiegend Spätschichten und habe nicht diesen Druck: Wo kriege ich jetzt einen Babysitter her?

Obwohl der Pfleger jetzt weniger Stunden im Monat arbeitet als noch vor einem Jahr, habe er nicht weniger Lohn zur Verfügung. Die Zeitarbeitsfirmen würden oft besser zahlen.

Regelmäßige Ortswechsel auch außerhalb des Landkreises Karlsruhe

Die Zeitarbeit hat aber auch einen Preis: Regelmäßig wird die Arbeitsstelle gewechselt. Die Orte sind zum Teil sehr weit auseinander, neben dem Landkreis Karlsruhe war Gasch in diesem Jahr auch schon in der Pfalz und im Rhein-Neckar-Kreis im Einsatz. Je nach Zeitarbeitsfirma sind die Einsätze unterschiedlich lang, von einzelnen Tagen bis hin zu mehreren Monaten gibt es alles.

Alexander Gasch hat sich gezielt bei einer Firma beworben, die eher langfristige Einsätze plant. Im Schnitt sei er drei Monate an einem Einsatzort. Das sei auch gut für die Bewohner, die sich nicht täglich an neue Gesichter gewöhnen müssten.

Eine Frau mit Rollator läuft zusammen mit einem Altenpfleger den Gang entlang. Auch in der Pflege in Karlsruhe ist Zeitarbeit mittlerweile Teil des Alltags.
Kontinuität für die Bewohner sei auch in Karlsruhe eine der größten Herausforderungen durch die Zeitarbeit in der Pflege. (Symbolbild)

Zeitarbeit wächst durch Mangel an Fachkräften

Dass dieses System so gut funktioniert, liege wohl am großen Mangel von Fachkräften in der Branche. Das bestätigt auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) auf Anfrage des SWR. Vor allem seit zwei bis drei Jahren sei zu erkennen, dass immer mehr Kräfte in die Zeitarbeit wechseln, sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege.

Nach einer Statistik der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt haben sich in der Region die Zeitarbeiter in der Pflege in den vergangenen zehn Jahren gut verzehnfacht. Dennoch macht die Zeitarbeit bundesweit aktuell gerade mal zwei Prozent aller Kräfte in der Pflege aus.

Eine bessere Lösung für die Pflege?

Ewig könne das aber nicht weitergehen, sagt Alexander Gasch. Auf lange Sicht wäre die 35-Stunden-Woche für die Pflege eine bessere Lösung. Bei den branchenüblichen sieben Stunden pro Schicht würde dadurch ein sechster Arbeitstag in der Woche wegfallen. Aktuell kämen die meisten Arbeitskräfte auf gerade einmal sechs freie Tage im Monat. Zwölf Diensttage am Stück seien keine Seltenheit.

Fast niemand arbeitet Vollzeit, weil das keiner auf Dauer schafft.

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