Das Karlsruher Startup nanoshape von Litsy Hüschelrath und Patrick Doll hat den Innovationspreis NEO2023 gewonnen. Ihre Entwicklung soll Entzündungen reduzieren. Sie wurde von der Natur inspiriert.
Wenn Patrick Doll und Litsy Hüschelrath in ihrem Büro der Karlsruher Technologiefabrik über ihr Startup sprechen, dann schwingt auch etwas Stolz mit. Seit einem Jahr haben sie nun das "Mutterschiff" KIT verlassen und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Mit allem, was dazu gehört:
Der Preis NEO2023 stand in diesem Jahr unter dem Motto "innovative Materialien". Die fünf nominierten Institute und Firmen beschäftigen sich alle mit nachhaltigen und smarten Materialien. Nachhaltige Materialien bestehen zum Beispiel aus recycelten Rohstoffen. Smarte Materialien reagieren auf äußere Einflüsse wie Licht, Temperatur oder Feuchtigkeit. Der Innovationspreis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird seit 2010 jährlich vergeben.
Vorbild für das Startup: wie der Libellenflügel inspiriert
Patrick Doll hat zu Mikro- und Nanotechnologie am KIT promoviert. Er sagt: "Die ganze Inspiration unserer Technologie kommt aus der Natur. Diverse Insekten, zum Beispiel Libellen vor allem und auch Zikaden, haben ganz spezielle Nanostrukturen auf ihren Flügeln und die sind so gestaltet, dass Bakterien dort nur schwer haften können und teilweise bei Kontakt sofort absterben." Diese Erkenntnis der Forschung ist erst circa zehn Jahre alt. nanoshape macht sie sich zunutze.
Modernste Medizintechnik: Anwendung in Zahnimplantaten und Hüftprothesen
Die Idee: Wenn ein Implantat in einen Körper eingesetzt wird, etwa bei einem Zahneingriff oder einer Hüft-OP, dann besteht immer ein Entzündungsrisiko. nanoshape will dieses Risiko senken. Durch ein spezielles Verfahren werden Titan-Implantate so bearbeitet, dass Bakterien nicht mehr an ihnen haften bleiben können oder sogar absterben, genau wie auf dem Libellenflügel.
Bakterienfeindliche Oberflächen als Zukunftsmodell für die Karlsruher
"Man kann sich das vorstellen wie ein Nagelbrett und ein Luftballon", erklärt Doll. "Die Bakterien kommen dann auf die Oberfläche und finden das nicht gut." Implantate bekommen durch ein spezielles Verfahren eine bakterienfeindliche Oberfläche. nanoshape sei eine der ersten Firmen, die das kommerzialisiere, so Doll. Das Verfahren sei kostengünstig und massentauglich.
Die Zukunftsvision? "Wir werden mit Zahnimplantaten beginnen und das ab 2025", so Hüschelrath. Das Ziel seien künstliche Gelenke, "weil da Infektionen am schlimmsten sind." Die beiden Gründer jedenfalls sind hoch motiviert, um ihr Verfahren erfolgreich auf den Markt zu bringen.
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