Das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr in Calw hat sein Auswahlverfahren für die Ausbildung zum Kommandosoldaten grundlegend verändert. Damit reagiert die Eliteeinheit auf rechtsextremistische Vorfälle in der Vergangenheit.
Wer Elitesoldat beim Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw werden will, muss sich einem neuen Auswahlverfahren stellen. Das neue "Potenzialfeststellungsverfahren" setze einen Schwerpunkt auf nicht trainierbare kognitive Fähigkeiten, sagte der Befehlshaber des Eliteverbandes, Brigadegeneral Ansgar Meyer, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Neuer Test des KSK erkennt Leistungsgrenzen besser
Die körperlichen Anforderungen seien nicht herabgesetzt worden. "Jetzt kommt eben diese Komponente Psyche, kommen die kognitiven Fähigkeiten noch deutlich stärker mit dazu", so Meyer gegenüber der dpa. Der Test sei auf "wissenschaftliche Füße" gestellt und könne Leistungsgrenzen erkennen. "Das heißt, wenn jemand sich hoch trainiert und so gerade eben am Höhepunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit den Test schafft, dann sehen wir das."
Laut Meyer wurden bei dem neuen Verfahren auch Einsatzerfahrungen und Konflikte berücksichtigt, bei denen neuere Technologien zum Einsatz kommen. "Wenn wir uns die letzten Konflikte anschauen, nicht nur in der Ukraine, auch Aserbaidschan und Armenien sowie den Konflikt im Gazastreifen: Es gibt andere Technologien, die wir vorher so nicht, zumindest nicht so dominant auf den Gefechtsfeldern gesehen haben. Mit der Drohne ist nur ein Stichwort zu nennen."
KSK-Befehlshaber: Auch Frauen können sich Auswahlverfahren stellen
Er sei optimistisch, dass demnächst auch Frauen das Testverfahren bestehen könnten. Auch wenn man bei der körperlichen Leistungsfähigkeit keine Einschränkungen machen könne. "Die Ausstattung im Einsatz ist so schwer, wie sie ist. Die Waffen werden auch nicht leichter." Aber er könne sich durchaus vorstellen, dass auch eine Frau, wenn sie entsprechend gut aufgestellt sei, das Verfahren schaffe, sagte Meyer der dpa.
Eliteeinheit der Bundeswehr: Reform nach rechtsextremen Vorfällen
Die Entwicklung eines neuen Auswahlverfahrens war Teil eines Reformpakets, mit dem die Calwer Eliteeinheit rechtsextremistische Tendenzen bekämpfen sollte. Laut Bundeswehr wurde das Verfahren von zehn auf zwölf Wochen verlängert. Hintergrund seien inhaltliche Anpassungen und eine "stärkere Einbindung der Truppenpsychologie".
Das KSK war wegen mehrerer rechtsextremer Vorfälle in der Truppe in die Schlagzeilen geraten. Im Zuge des Reformprozesses wurde auch die zweite Kompanie in Calw aufgelöst. Sie hatte unter anderem die berüchtigte "Schweinekopfparty" organisiert, bei der Anwesende Schweineköpfe geworfen, Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt haben sollen. Im Rahmen eines 60-Punkte-Plans wurde auch ein Besucherzentrum an der Kaserne in Calw eröffnet.
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