Uran, Plutonium und andere radioaktive Stoffe sind gefährlich. Wie sie etwa an Grenzen aufgespürt werden können, das lernen Zöllnerinnen und Zöllner aus aller Welt in Karlsruhe.
Wie der Schmuggel mit radioaktiven gefährlichen Stoffen bekämpft werden kann wird Zöllnerinnen und Zöllnern aus zahlreichen Ländern in Karlsruhe beigebracht. Zwar ist Atomkraft für die Stromproduktion in Deutschland Geschichte - aber die Arbeit mit radioaktiven Stoffen ist immer noch wichtig. Auf dem Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) betreibt die Europäische Union das Joint Research Center (JRC). Seit den 1960er Jahren wird hier zur nuklearen Sicherheit geforscht. Teil davon sind Workshops zum Aufspüren illegal transportierter radioaktiver Stoffe.
SWR-Reporter Felix Wnuck war beim Workshop dabei:
Solche Workshops bieten verschiedene Institute auf der ganzen Welt an. Die Besonderheit in Karlsruhe: Hier wird auch mit gefährlichen Stoffen wie Uran 235 (der Stoff, der in Atombomben eingesetzt wird) und Plutonium geübt - das gebe es nur hier, heißt es aus dem JRC. Deswegen zieht es regelmäßig Zollbehörden, Betreiber von Containerhäfen aus verschiedenen Ländern und sogar die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) nach Karlsruhe.
Workshop in Karlsruhe simuliert echte Grenzkontrolle
"Das Gerät hat hier Uran festgestellt, und zwar Uran 235. Daraus werden Atombomben hergestellt", bemerkt Willem Goossen, Zollbeamter am Hafen Rotterdam in den Niederlanden. Besonders sei aber auch die Möglichkeit, Kollegen aus aller Welt kennenzulernen und sich auszutauschen.
Von anderen lernen, aber auch an einem möglichst realen Beispiel, darum geht es im Workshop am JRC in Karlsruhe. Eine Strahlenkontrolle wird nachgestellt, so, wie sie an einer Grenze oder an einem Seehafen für die Teilnehmenden Alltag ist. Spezielle Sensoren schlagen Alarm, wenn sie radioaktive Strahlung messen. Ist die Strahlenkurve auffällig, wird noch einmal per Hand nachgemessen. Dann werden alle erhobenen Daten analysiert. Dafür braucht es ein geschultes Auge.
Üben am KIT: Vorbereitet sein für den Ernstfall
Teilnehmende und das JRC Karlsruhe beruhigen: In 99,9 Prozent der Fälle könne man Entwarnung geben. Nicht immer sei das, was Zollbeamte messen und als radioaktiven Stoff ausmachen, gleich gefährlich. Denn selbst normaler Kunstdünger und Geschirr können Strahlung abgeben - völlig harmlos.
Aber es bleibt ein kleiner Rest, bei dem genauer hingeschaut werden müsse. Insgesamt passiere es selten, dass gefährliche radioaktive Stoffe geschmuggelt werden. Aber genau das mache es so schwer, erklärt Ulla Engelmann, Direktorin des JRC Karlsruhe.
"Nukleare Sicherheit ist ein internationales Thema"
Außerdem steige durch den Krieg in der Ukraine die Gefahr von geschmuggelten radioaktiven Stoffen. Diese Meinung vertraten mehrere Teilnehmende sowie die Direktorin des JRC. Darunter falle schon radioaktiv-verseuchter Schrott aus einem Atomkraftwerk. Er ist teuer und schwierig zu entsorgen. Deswegen gebe es immer wieder Versuche, diesen unangenehmen Schrott einfach unter "normalem" Altmetall zu verstecken.
Lehrgang in Karlsruhe: Atomare Sicherheit geht nur gemeinsam
Umso wichtiger sei die internationale Vernetzung, gerade wenn es um atomare Sicherheit geht. Hier gehe es nur gemeinsam, meint JRC-Direktorin Engelmann. "Nur wenn man sich austauscht, kann man, und das ist ja unser Ziel, die Welt sicherer machen."
Man helfe dabei, dass alle vorbereitet sind und dann entsprechend handeln können, wenn etwas sein sollte. Voneinander lernen, sich austauschen und zusammen weiterbilden. Für nukleare Sicherheit in der ganzen Welt.
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