Am letzten Freitag fand am Bundesgerichtshof in Karlsruhe der Bundesentscheid des Elsa Deutschland Moot Courts statt – und das bereits zum 30. Mal. Zwei Teams aus Kiel und Hannover waren dabei und haben einen fiktiven Fall verhandelt.
Wer selbst nicht Jura studiert, kennt Moot Courts vielleicht aus Serien wie Suits und Co. Ein Moot Court ist ein Wettbewerb, an dem Jura-Studierende während ihrer Ausbildung teilnehmen können. Die Studierenden bekommen einen fiktiven Fall, in dem zwei Parteien miteinander über ein Rechtsproblem streiten. Die Studierenden müssen den Fall lösen und vertreten im Gerichtssaal dann jeweils eine der Parteien.
Hannover vs. Kiel
Der Bundesentscheid in Karlsruhe wird von Elsa Deutschland veranstaltet. Elsa ist ein Netzwerk für Jura-Studierende aus ganz Europa. Die beiden Teams aus Hannover und Kiel haben sich zunächst beim Lokalentscheid an ihren Unis und im Juni beim Nationalentscheid in München gegen die anderen Teams aus Deutschland durchgesetzt. Am Freitag durften die zwei Teams dann vor Richterinnen und Richtern des Bundesgerichtshofs sowie Anwältinnen und Anwälten am Bundesgerichtshof verhandeln.
Darum ging es in dem Fall
In dem fiktiven Fall ging es um Leo Winter, der einen Porsche Cayenne bei einem Autohaus in Passau gekauft hat. Nach dem Kauf tauchten aber diverse Mängel auf: Unter anderem stand ständig Feuchtigkeit im Auto und es gab Probleme mit der Ölleuchte. Das Autohaus hat sich bereit erklärt, das Auto zu reparieren – jedoch nur, wenn Leo Winter das Auto in die hauseigene Werkstatt nach Passau bringt. Darauf wollte sich Leo Winter aber nicht einlassen – denn das waren für ihn ungefähr zwei Stunden Fahrtzeit. Zumal fraglich war, ob das Auto überhaupt fahrtauglich ist. Leo Winter hat daraufhin den Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt und wollte vom Autohaus den Kaufpreis für den Porsche zurück. Leo Winter wurde von dem Team aus Kiel und das Autohaus von dem Team aus Hannover vertreten.
Die Entscheidung ist denkbar knapp
Nach der Verhandlung haben die Richterinnen und Richter über eine Stunde beraten. Und es war auch eine sehr knappe Entscheidung: Bei 500 zu vergebenden Punkten lagen die Teams in der Wertung nur 20 Punkte auseinander. Am Ende hatte das Team aus Hannover die Nase vorn.
Wichtige Einblicke in die Praxis
Dennoch war der Moot Court für beide Teams eine bereichernde Erfahrung. Sie durften ihr theoretisches Wissen aus der Uni in der Praxis anwenden und schon mal ein bisschen Gerichtsluft schnuppern. Ob Schriftsätze schreiben, freies Sprechen oder selbstbewusstes Auftreten vor Gericht: das alles durften die Studierenden ausprobieren. Und schon mal vorfühlen, ob der Beruf der Anwältin oder des Anwalts etwas für sie sein könnte. Am Freitag hat man jedenfalls gemerkt: Die Studierenden waren mit Herzblut dabei und hatten Spaß an der Sache. Und sie wünschen sich noch mehr praktische Veranstaltungen wie den Moot Court an ihren Unis.