Für fast alle Krankheiten geht es erst einmal zum Hausarzt. Doch wenn es zu wenige gibt, ist das ein Problem für Patienten. Ein Beispiel für den Mangel ist Ittersbach bei Karlsruhe.
Alleine im Kreis Karlsruhe sind aktuell etwa 90 Hausarztsitze nicht besetzt. Das sind knapp 10 Prozent aller unbesetzten Hausarztsitze im Land, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. Etwas besser sieht es in Pforzheim oder in Teilen des Enzkreises aus, hier sind 34 Hausarztsitze nicht besetzt, noch besser schneidet Baden-Baden ab, hier gibt es einen nicht besetzten Hausarztsitz.
SWR-Reporter Felix Wnuck über den Hausärztemangel im Kreis Karlsruhe:
Insgesamt soll sich die Situation aber noch verschärfen, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. Das ist ein großes Problem für die medizinische Versorgung. Denn für fast alle Krankheiten, egal ob physisch oder psychisch, müssen Patienten zuerst zur Hausärztin oder zum Hausarzt, um ein Rezept zu bekommen oder für eine Überweisung an einen Spezialisten. Hausärzte sind also dringend gesucht.
Noch viel Freifläche im Ärztehaus
Besonders zu spüren bekommt das der Investor, Hartmut Braun. Er hat ein Ärztehaus in Karlsbad-Ittersbach bei Karlsruhe gebaut. Seit vier Jahren sucht er nun einen Hausarzt, bisher ohne Erfolg. Seit Frühjahr 2023 steht das Ärztehaus von Hartmut Braun mit 4.000 Quadratmetern Fläche für verschiedene Ärzte leer. Bisher haben sich unter anderem nur ein Zahnarzt und eine Pflegeeinrichtung eingemietet, auf dem großen Parkplatz ist also noch viel frei. In Sichtweite des Ärztehauses liegt das Büro von Familie Braun, die ist eigentlich in der Messe- und Veranstaltungsbranche tätig.
Das Ärztehaus haben die Brauns aus verschiedenen Gründen gebaut. In dem Industriegebiet seien sie sehr gut vernetzt. Außerdem seien sie selbst Leidtragende des Ärztemangels und sie wollten mit dem Ärztehaus auch die Gemeinde Ittersbach aufwerten - der Allgemeinheit etwas zurückgeben.
Vier Jahre, 200.000 Euro und immer noch kein Hausarzt
Seit vier Jahren sucht er mit Anzeigen in verschiedenen Zeitungen und Fachblättern. Außerdem gäbe es von der Gemeinde und dem Investor Braun zum Praxisstart insgesamt 200.000 Euro.
Der Leerstand ist nicht nur ein Verlust für Hartmut Braun, sondern auch für die Bevölkerung, denn die einzigen verbliebenen Hausärzte in Ittersbach haben zu Beginn des Jahres aufgehört - aus Altersgründen.
Verschiedene Gründe für Mangel
Hausärzte bekämen nicht so viel Öffentlichkeit, dafür aber Ansehen bei Patienten, sagt Emily Jilinski, sie ist Medizin-Studentin in Heidelberg. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg ist für viele die Selbstständigkeit nicht mehr so attraktiv und sie wollen häufig in Teilzeit arbeiten. Außerdem seien die Kosten der Ärzte gestiegen, nicht aber die Vergütung. Des Weiteren wolle die Politik aus Kostengründen die Zahl der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte begrenzen, schreibt die Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg in einer Mitteilung .
Emily Jilinski hat sich verpflichtet, nach ihrem Studium erst einmal Hausärztin auf dem Land zu werden. Für sie ist das ein Traumjob. Für viele Medizinerinnen und Mediziner aber eben nicht.
Kurzfristige Lösung nicht in Sicht - auch in Karlsruhe
Was fehlt, sei bessere Aufklärung schon gleich zu Beginn des Studiums, findet Emily Jelinski. Die Studierenden sollten so früh wie möglich sensibilisiert werden, dass ein Hausarztmangel herrscht und dass es eigentlich ein toller Beruf ist.
Bis sie mit ihrem Studium fertig wird, vergehen noch ein paar Jahre. So lange kann und will Investor Hartmut Braun nicht warten. Noch ein Jahr, dann will er die Praxis in seinem Ärztehaus in Ittersbach auch für andere Ärzte oder sogar andere Nutzer freigeben.
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